Von GTA zu Red Sex Redemption
Grand Theft Auto von DMA Design war 1997 der Hit in unserer Klasse. Die Demo auf der Cover-CD (!) irgendeines Spielemagazins entdeckt, traf es genau unseren damaligen Spielegeschmack: Mit verschiedenen Autos durch eine Stadt rasen, vielfältige Mucke aus dem Radio, der Polizei entkommen, durch Parks und über Bürgersteige brettern, Passanten überfahren - Gouranga! Für einige Zeit wurden Erlebnisse und Entdeckungen ausgetauscht, Tipps und Tricks aus Zeitschriften verteilt.
Wie viele von uns sich GTA wirklich gekauft haben, weiß ich nicht, zumindest hier liegen noch die Stadtpläne herum. Genauso unklar ist mir, ob das Spiel überhaupt durchgespielt wurde. Denn sobald die eigentlichen Missionen ins Spiel kamen, musste man auch mal das Auto verlassen und zu Fuß kämpfen. Hallo, Krankenhaus! Irgendwann war die Begeisterung schließlich verflogen, vielleicht weil 2D einfach out war und es begonnen wurde, die Schule in Half-Life nachzubauen - Debatten um "Killerspiele" gab's da noch nicht.
Trotzdem malten wir uns aus, wie es wohl wäre, "in echt" durch die Straßenschluchten von Liberty City & Co. zu düsen, also in 3D. Erst 2001 sollte es soweit sein, doch da hatte ich mein Interesse an GTA schon verloren. Grand Theft Auto 2 gab's bei uns zuhause noch auf Dreamcast, aber gespielt habe ich's kaum, und mein PC war später zu schwach für den epochalen dritten Teil.
Das medial unglaublich aufgebauschte Erscheinen von Grand Theft Auto IV ließ mich gerade deswegen kalt, erst mehr als zwei Jahre später schaute ich mir das Spiel mit den astronomisch hohen Durchschnittswertung bei metacritic & Co. an. Und kam überhaupt nicht damit klar! Komische Steuerung und Kamera, zu viel Straßenverkehr, hanebüchene Story. Und vor allem passte das Missionskorsett überhaupt nicht zum Anspruch einer "Weltsimulation". Nach nicht einmal einer Handvoll Stunden flog das Game aus meiner 360, nachdem ich den gefühlten Großteil der Zeit die virtuellen und wirklich lustigen Fernsehsender geschaut hatte.
Red Dead Redemption
Entsprechend skeptisch war ich ob der Ankündigung von Red Dead Redemption, eine Art Western-GTA. Okay, das gab's mit Gun (Neversoft 2005) schon mal und hatte mir auch ganz gut gefallen. Trotzdem ließ ich RDR im Regal stehen und schaute es mir erst Anfang diesen Jahres an, nachdem es bereits vielerorts Auszeichnungen wie "Spiel des Jahres 2010" erhalten hatte.
Gleißender Sonnenschein, flirrende Hitze, nächtliches Wolfsgeheul und Platzregen in der Prärie - die Atmosphäre ist phänomenal! Gut, das mag für GTA4 auch gelten, aber wegen der karg besiedelten und längst vergangenen Westernwelt funktionierte die zugrundeliegende Open-World-Struktur einfach besser, war glaubwürdiger. Auch wenn das Spiel im Hinblick auf seine Narration trotzdem besser ein stringenteres Action-Adventure hätte sein sollen - durch leere Locations streifen, die dann in einer Mission oder Zwischensequenz zwei Minuten später belebt sind, war auch 2010 noch Pferdemist!
Besonders gefreut hatte ich mich auf die in jedem Test erwähnten Songs, die bspw. beim Ritt nach Mexiko eingespielt werden würden. Tja, nicht bei mir, weil ich an dieser Stelle erst einmal in eine andere Richtung geritten war (Open World!). Oder gegen Ende des Spiels während eines anderen Liedes vom Pferd abstieg und dieses dann einfach abbrach. Von den vielen Bugs, die sonst im Internet kursierten, wurde ich zum Glück verschont.
Betrachtet man das Spiel als ganzes, ist der erste Akt der stärkste, zumindest offenbaren die nachfolgenden manche Schwäche in der Erzählung (also wie der Wilde Westen selbst: früher war alles besser? :-). Schon im ersten Akt muss man sich mit grenzwertigen Gestalten herumschlagen, um mit deren nicht unbedingt nötig erscheinenden Hilfe ein Fort zu stürmen. In Mexiko dann wird es auf die Spitze getrieben, da der Spieler aktiv sowohl für die Regierung als auch die Rebellen arbeitet und jeder das weiß, es aber keinen zu stören scheint! Die Reit- und Fahrwege in Missionen sind dort auch extrem, aber ich habe nichts übersprungen, um alle toll vetonten Dialoge mitzubekommen. In Mexiko kann sich das Spiel zudem nicht entscheiden, wie es den Protagonisten John Marston darstellen möchte: Jenseits der Grenze ein freundlicher Gutmensch (oder so), hier erschießt er gnadenlos die ersten Hombres, die ihm krumm kommen, und schert sich zunächst nicht um hilfesuchende Frauen. Ähnlich irritiert war ich nur noch gegen Ende, wenn Marston konstant seinen Onkel anmeckert, ohne dass ich den Grund für die Abneigung erfuhr.
Apropos Ende: Nach dem dritten Akt, der sich etwas hinzieht, ist Marston wieder mit seiner Familie vereint und muss sich als Farmer durchschlagen. Während er eine Beziehung zu seinem Sohn aufbaut, steht die tägliche Arbeit an, was überwiegend unspektakuläre bis langweilige Aufgaben bedeutet - brillant, wie der Alltag bzw. das Innenleben Marstons auf den Spieler übertragen wird: Beide kennen den Sohn kaum, machen stupide Sachen, obwohl sie im Innern auf wilde Action stehen. Konstant erwartet man zudem das große Unglück, dass offenkundig bevorsteht. Als dann die Männer des Gesetzes auftauchen, für die man das ganze Spiel hindurch die Drecksarbeit erledigte, um Marston doch auszuschalten, gibt dieser in einer tollen Duellszene sein Leben, um seine Familie zu retten. Doch auch hier ist noch nicht Schluss, denn das Spiel springt fünf Jahre in die Zukunft und als Sohn Marstons zieht man los, um es den wahren Bad Guys heimzuzahlen. Redemption.
Sex
Was ich eigentlich nur zu Red Dead Redemption schreibe wollte, bezieht sich auf eine kurze Szene in Mexiko. Ich spielte RDR unter dem Eindruck der famosen Westernserie Deadwood, wo Gewalt, Sex und anarchisches Stadtleben allgegenwärtig sind. Leider sind die Städte und Saloons im Spiel ziemlich öde Orte - keinesfalls unbelebt, aber es passiert eben auch kaum außergewöhnliches. Und Sex, tja... überall laufen zwar Huren herum, aber da John Marston Familienvater ist, gibt es für den Spieler keinerlei "entsprechende Gelegenheiten". Auch wenn es mir nicht wirklich wichtig ist, so bricht das doch die Open-World-Struktur. Die Huren sind zudem mehr oder weniger keusch bekleidet. Bis auf ein einziges Mal: Der mexikanische Colonel, der fortwährend hinter dem anderen Geschlecht her ist, nimmt in einer Zwischensequenz hart eine Frau, deren entblößte Brüste auch noch ob seiner Stöße hin- und herwogen. Dieser Ausbruch ins Explizite war für mich völlig unerwartet und angesichts des übrigen, dahingehend braven Spiels auch ziemlich deplatziert. Hat da vielleicht ein Verantwortlicher diese Cutscene übersehen? :-)
Zu Red Dead Redemption wurde aber nun längst alles geschrieben und analysiert. Wie der Wilde Westen, der im Spiel bereits im Tode zuckte, als Grundstein der heutigen Gesellschaft von Blut, Gewalt und Kannibalismus getränkt war. Wie die Zivilisation aus dem Osten doch nur effizientere Tötungsmaschinen hervorbrachte. Wie gerade im Osten des Landes der Schurke seinen Rückzugspunkt hat, aber zusammen mit dem Protagonisten als letztes wildes, damit freies Element ausgerotttet wird. Wie...
Wie viele von uns sich GTA wirklich gekauft haben, weiß ich nicht, zumindest hier liegen noch die Stadtpläne herum. Genauso unklar ist mir, ob das Spiel überhaupt durchgespielt wurde. Denn sobald die eigentlichen Missionen ins Spiel kamen, musste man auch mal das Auto verlassen und zu Fuß kämpfen. Hallo, Krankenhaus! Irgendwann war die Begeisterung schließlich verflogen, vielleicht weil 2D einfach out war und es begonnen wurde, die Schule in Half-Life nachzubauen - Debatten um "Killerspiele" gab's da noch nicht.
Trotzdem malten wir uns aus, wie es wohl wäre, "in echt" durch die Straßenschluchten von Liberty City & Co. zu düsen, also in 3D. Erst 2001 sollte es soweit sein, doch da hatte ich mein Interesse an GTA schon verloren. Grand Theft Auto 2 gab's bei uns zuhause noch auf Dreamcast, aber gespielt habe ich's kaum, und mein PC war später zu schwach für den epochalen dritten Teil.
Das medial unglaublich aufgebauschte Erscheinen von Grand Theft Auto IV ließ mich gerade deswegen kalt, erst mehr als zwei Jahre später schaute ich mir das Spiel mit den astronomisch hohen Durchschnittswertung bei metacritic & Co. an. Und kam überhaupt nicht damit klar! Komische Steuerung und Kamera, zu viel Straßenverkehr, hanebüchene Story. Und vor allem passte das Missionskorsett überhaupt nicht zum Anspruch einer "Weltsimulation". Nach nicht einmal einer Handvoll Stunden flog das Game aus meiner 360, nachdem ich den gefühlten Großteil der Zeit die virtuellen und wirklich lustigen Fernsehsender geschaut hatte.
Red Dead Redemption
Entsprechend skeptisch war ich ob der Ankündigung von Red Dead Redemption, eine Art Western-GTA. Okay, das gab's mit Gun (Neversoft 2005) schon mal und hatte mir auch ganz gut gefallen. Trotzdem ließ ich RDR im Regal stehen und schaute es mir erst Anfang diesen Jahres an, nachdem es bereits vielerorts Auszeichnungen wie "Spiel des Jahres 2010" erhalten hatte.
Gleißender Sonnenschein, flirrende Hitze, nächtliches Wolfsgeheul und Platzregen in der Prärie - die Atmosphäre ist phänomenal! Gut, das mag für GTA4 auch gelten, aber wegen der karg besiedelten und längst vergangenen Westernwelt funktionierte die zugrundeliegende Open-World-Struktur einfach besser, war glaubwürdiger. Auch wenn das Spiel im Hinblick auf seine Narration trotzdem besser ein stringenteres Action-Adventure hätte sein sollen - durch leere Locations streifen, die dann in einer Mission oder Zwischensequenz zwei Minuten später belebt sind, war auch 2010 noch Pferdemist!
Besonders gefreut hatte ich mich auf die in jedem Test erwähnten Songs, die bspw. beim Ritt nach Mexiko eingespielt werden würden. Tja, nicht bei mir, weil ich an dieser Stelle erst einmal in eine andere Richtung geritten war (Open World!). Oder gegen Ende des Spiels während eines anderen Liedes vom Pferd abstieg und dieses dann einfach abbrach. Von den vielen Bugs, die sonst im Internet kursierten, wurde ich zum Glück verschont.
Betrachtet man das Spiel als ganzes, ist der erste Akt der stärkste, zumindest offenbaren die nachfolgenden manche Schwäche in der Erzählung (also wie der Wilde Westen selbst: früher war alles besser? :-). Schon im ersten Akt muss man sich mit grenzwertigen Gestalten herumschlagen, um mit deren nicht unbedingt nötig erscheinenden Hilfe ein Fort zu stürmen. In Mexiko dann wird es auf die Spitze getrieben, da der Spieler aktiv sowohl für die Regierung als auch die Rebellen arbeitet und jeder das weiß, es aber keinen zu stören scheint! Die Reit- und Fahrwege in Missionen sind dort auch extrem, aber ich habe nichts übersprungen, um alle toll vetonten Dialoge mitzubekommen. In Mexiko kann sich das Spiel zudem nicht entscheiden, wie es den Protagonisten John Marston darstellen möchte: Jenseits der Grenze ein freundlicher Gutmensch (oder so), hier erschießt er gnadenlos die ersten Hombres, die ihm krumm kommen, und schert sich zunächst nicht um hilfesuchende Frauen. Ähnlich irritiert war ich nur noch gegen Ende, wenn Marston konstant seinen Onkel anmeckert, ohne dass ich den Grund für die Abneigung erfuhr.
Apropos Ende: Nach dem dritten Akt, der sich etwas hinzieht, ist Marston wieder mit seiner Familie vereint und muss sich als Farmer durchschlagen. Während er eine Beziehung zu seinem Sohn aufbaut, steht die tägliche Arbeit an, was überwiegend unspektakuläre bis langweilige Aufgaben bedeutet - brillant, wie der Alltag bzw. das Innenleben Marstons auf den Spieler übertragen wird: Beide kennen den Sohn kaum, machen stupide Sachen, obwohl sie im Innern auf wilde Action stehen. Konstant erwartet man zudem das große Unglück, dass offenkundig bevorsteht. Als dann die Männer des Gesetzes auftauchen, für die man das ganze Spiel hindurch die Drecksarbeit erledigte, um Marston doch auszuschalten, gibt dieser in einer tollen Duellszene sein Leben, um seine Familie zu retten. Doch auch hier ist noch nicht Schluss, denn das Spiel springt fünf Jahre in die Zukunft und als Sohn Marstons zieht man los, um es den wahren Bad Guys heimzuzahlen. Redemption.
Sex
Was ich eigentlich nur zu Red Dead Redemption schreibe wollte, bezieht sich auf eine kurze Szene in Mexiko. Ich spielte RDR unter dem Eindruck der famosen Westernserie Deadwood, wo Gewalt, Sex und anarchisches Stadtleben allgegenwärtig sind. Leider sind die Städte und Saloons im Spiel ziemlich öde Orte - keinesfalls unbelebt, aber es passiert eben auch kaum außergewöhnliches. Und Sex, tja... überall laufen zwar Huren herum, aber da John Marston Familienvater ist, gibt es für den Spieler keinerlei "entsprechende Gelegenheiten". Auch wenn es mir nicht wirklich wichtig ist, so bricht das doch die Open-World-Struktur. Die Huren sind zudem mehr oder weniger keusch bekleidet. Bis auf ein einziges Mal: Der mexikanische Colonel, der fortwährend hinter dem anderen Geschlecht her ist, nimmt in einer Zwischensequenz hart eine Frau, deren entblößte Brüste auch noch ob seiner Stöße hin- und herwogen. Dieser Ausbruch ins Explizite war für mich völlig unerwartet und angesichts des übrigen, dahingehend braven Spiels auch ziemlich deplatziert. Hat da vielleicht ein Verantwortlicher diese Cutscene übersehen? :-)
Zu Red Dead Redemption wurde aber nun längst alles geschrieben und analysiert. Wie der Wilde Westen, der im Spiel bereits im Tode zuckte, als Grundstein der heutigen Gesellschaft von Blut, Gewalt und Kannibalismus getränkt war. Wie die Zivilisation aus dem Osten doch nur effizientere Tötungsmaschinen hervorbrachte. Wie gerade im Osten des Landes der Schurke seinen Rückzugspunkt hat, aber zusammen mit dem Protagonisten als letztes wildes, damit freies Element ausgerotttet wird. Wie...
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