Montag, 29. Januar 2007

Die Herren der Zeit

Vor knapp einer Woche überkam mich die Lust, nach langer Abstinenz mal wieder einen Fantasy-Roman zu lesen. Im Regal stand noch Die Herren der Zeit von Helmut W. Pesch (2000) ungelesen herum, der Nachfolger zu Die Ringe der Macht von Helmut W. Pesch und Horst von Allwörden (1998). Letzteres hatte ich auch vor langer Zeit gelesen, kann mich aber nicht mehr wirklich dran erinnern - richtig schlecht fand ich das Buch aber wohl nicht, sonst hätte ich mir kaum die Fortsetzung gekauft.

Beide Bücher sollen laut Autoren als Hommage an Tolkiens Herr der Ringe verstanden werden, was aber in meine Augen mehr eine Rechtfertigung darstellt, sich aus Versatzstücken von Tolkiens Werken eine phantastische Story zusammenzubasteln. Beim ersten Buch klappte das meiner diffusen Erinnerung zufolge noch recht ordentlich, aber bei den Herren der Zeit ist Schluss!

Über Heldennamen wie Kim(beron) und Fabian kann man - wie schon im ersten Buch - nach einiger Zeit hinwegsehen und zu Beginn reißt die Geschichte durchaus mit (worum geht's? Was passiert?), auch wenn man dauernd über Tolkien-Ideen stolpert, meist gar nicht oder oft schlecht verändert.

Story: Nach dem Ende des Ringkrieges aus dem ersten Buch macht sich der damalige Hobbit-, äh, Ffolksheld Kim auf den Weg zu Aragorns, äh, Fabians Kaiserkrönung. Doch Sauron, äh, Aza-irgendwas manipuliert die Zeit und unsere Helden landen in einer dunklen Vergangenheit (inkl. Erinnerung an die "richtige" Gegenwart). Missionsziel: Die Ringe der Macht vereinen, die Zeitlinie hinbiegen und den Bösen den Arsch versohlen!

Mit Fortschreiten der Geschehnisse wird aber deutlich, dass es wirklich nur eine wenig inspirierte "Böser Herrscher gegen gute Gefährten"-Saga ist, wobei "Saga" nicht zutrifft. Denn episch wird es irgendwie nie, obwohl von Weltenschicksalen und Götterentscheidungen geschrieben wird. Problem: Die wenig ausgestaltete Welt wirkt niemals groß und lebendig, längere Reisen gibt es nicht, die Helden finden zügig und zufällig immer wieder zusammen. So, als ob Tolkiens Ringkrieg nur im Auenland stattfinden würde - Obacht vor dem Herrn der Finsternis aus dem Nachbardorf...

Gegen Ende des Buches kommt dann auch die Zeit aus dem Titel zum Tragen, denn nach ein paar Time Travels ergeben ein paar Handlungsdetails recht interessante Zeitreisewendungen, die aber auch schnell abgefrühstückt werden. Außerdem ist der Leser nicht mehr allzu aufmerksam bei der Sache, zusätzlich verstimmt durch überflüssige Traumpassagen (überblättern). Wenigstens kann Pesch recht stimmig schreiben. Trotzdem sollte er keine Tolkien-Rip-offs mehr verfassen, da ist er als Experte wohl einfach zu vorbelastet.

Nach Stan Nicholls' Die Orks mein bisher schwächstes Fantasy-Buch (wobei Die Orks aber richtig mies war).

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