Mittwoch, 12. Januar 2011

Zu alt für den Scheiß?

War's das jetzt? Im Forum wird die aktuelle GamePro-Ausgabe gelobt, aber ich werde einfach nicht mehr richtig warm mit dem Videospielmagazin. Der Relaunch Mitte 2010 hatte das Heft für mich optisch attraktiver gemacht, aber inhaltlich ist doch vieles beim Alten geblieben. Zusammen mit weniger Tests im Heft, einer schrecklicken Website und dem munteren Artikelaustausch mit GameStar bin ich nun reif für die Kündigung meines Abos. Ich wollte den Schlussstrich eigentlich erst ziehen, wenn die seit Jahren versprochenen PDF-Ausgaben das Licht der Welt erblickt haben, aber der Verlag sitzt die Angelegenheit beharrlich aus.

Jetzt also die erste Ausgabe (2/11 *hust*) des neuen Jahres. Die Formulierungen auf dem Cover sind bekannt grenzwertig und geschickt manipulativ, Fragezeichen sei Dank:

"Härter, blutiger, besser?" (Dead Space 2)
«Verstümmelung - ein Wort, das uns mit der Wucht eines stumpfen Axtblattes trifft. Ein Wort, das uns an zügellose Gewalt denken lässt. Ein Wort, das unabgenehme Bilder in unsere Köpfe projiziert. [...] Genau wie sich seine Ingenieurswerkzeuge in Waffen verwandelten, wurde Isaac selbst zu einer Waffe, bereit alles zu tun, um das eigene Überleben zu sichern - auch wenn das bedeutet, ehemalige Freunde und Kollegen zu verstümmeln.»
Ob das Spiel nun härter, blutiger und/oder besser als der 2008er Vorgänger Dead Space ist, bleibt in Henry Ernsts vierseitigem Test vage - das Fazit: "Horror, Druck und Blutfontänen. Wer es hart braucht, braucht Dead Space 2."

"Herzhaft genial oder geschmacklos brutal?" (Mortal Kombat)

Dies wird im sechsseitigen Preview nicht beantwortet, denn natürlich steht als Antwort "beides" zwischen den Zeilen. Der Text selbst von Kai Schmidt ist informativ, aber fragwürdig formuliert. Ab Seite 3 wird das Markenzeichen von Mortal Kombat thematisiert, nämlich dessen Brutalität und die Fatalitys, "übertrieben blutrünstige Finishing Moves":
«Egal ob der Sieger den Oberkörper des Unterlegenen mit einem lauten Schmatzen abreißt oder sein Körper der Länge nach durchgesägt wir - hier zeigt sich, dass Mortal Kombat nach wie vor kein Spiel für Kinder und Jugendliche ist [...].»
Nach dieser, äh, Mahnung können dann unbelastet weitere Details beschrieben werden und GamePro ist sich "ziemlich sicher, dass das noch längst nicht alle Stage-spezifischen Todesarten waren!" Knochen zertrümmern, Organe zermatschen, Augen ausstechen, Brustkästen pulverisieren, Wirbelsäulen brechen, freigelegte Kiefer, herausschauende Rippen, herumbaumelnde Fleischfetzen - "rein virtuell natürlich". Mortal Kombat bleibe "trotz allem immer noch ein Videospiel-Spektakel, das natürlich nicht ernst gemeint ist". Kunst darf schließlich alles und der entsprechende Anspruch des Spiels ist für GamePro: "Pfeif auf den guten Geschmack". Aber:
«Auch wenn man die aberwitzige Splatter-Eruptionen nicht für voll nehmen kann, haben sie ein nicht zu leugnendes Jugendgefährdungspotenzial. [...] Abgesehen von allen potenziellen Geschmacklosigkeiten und Jugendschutzvorbehalten ist Mortal Kombat ein erfrischend altmodisches Beat 'em up.»
Mortal Kombat soll im April 2010 erscheinen und GamePro gefällt daran: "unglaublich blutig".

GamePro Elements

Diese Rubrik behandelt an sich einfallslose, aber grundlegende Dinge wie Feindbilder oder Kleidung in Videospielen, diesen Monat passend zu oben genannten Spielen: Der freie Redakteuer Stephan Freundorfer, Autor fast alle Elements-Texte, befasst sich mit der Darstellung von Blut.
«Die zentrale Flüssigkeit von Mensch und Wirbeltier transportiert nicht nur Nährstoffe, sondern auch eine Botschaft: Wenn sie ungehemmt fließt, dann sind Leib und Leben in Gefahr; wenn Blut vergossen wird, dann ist körperliche Gewalt im Spiel. Blut besitzt Symbolcharakter - und enormes Konfliktpotential!»
Gewalt und Nacktheit

Man muss seine Prioritäten kennen! Von den 22 Zeilen des Previews zum Parasite Eve-Nachfolger The 3rd Birthday werden fünf auf diese, äh, wichtigen Details verwandt:
«Damit Aya mit den vielen Knarren eine gute Figur macht, erhält sie im Laufe des Spiels auch unterschiedliche Kostüme (etwa den Dienstmädchen- oder Santa-Look), die im Kampf immer weiter zerfetzt werden und zunehmend Haut zeigen. Wer noch mehr Haut sehen will, darf sich auf eine heiße Duschszene freuen.»
Mein Abonnement

Gerade sehe ich, dass gestern das Geld für die GamePro-Aboverlängerung abgebucht wurde. 6 Euro Ersparnis pro Jahr gegenüber dem Ladenkauf ist irgendwie auch ein Witz. Genauso lustig, dass ich beim Nachschlagen der Aboservice-Kontaktdaten jetzt erst lese, dass es auch ein Studentenabo für nochmals 6 Euro weniger gibt. Dann mal schauen, ob sich das Abo per Mail kündigen lässt...

PS: Drei Vier Texte bzw. sechs acht Seiten der GamePro 2/11 stammen von GameStar-Schreibern (GS 2/11); das Preview, die drei Tests sowie eine Wertung wurden marginalst verändert.

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