Fringe (5.02) [Update II]

Die Fringe-Rebellen sind weiterhin auf der Suche nach dem verschollenen Plan zur Bekämpfung der Beobachter. Vielleicht gibt es irgendwo auch Aufzeichnungen, nicht nur Erinnerungen, und so macht sich die Gruppe auf den Weg in Walters altes Harvard-Labor. Das ist zwar mittlerweile Sperrgebiet, aber Walter erinnert sich an Versorgungsschächte der Geheimhaltungsstufe Cosmic Top Secret - also mal eben eine unverschlossene Klappe auf einer Wiese öffnen und den Heizungsrohren folgen. Das Labor selbst wurde seinerzeit von Walter in Amber eingeschlossen und in all den Jahren hat hier niemand etwas angerührt, obwohl die Beobachter um Walters Bedeutung wissen!

Eine versiegelte Kamera erweckt die Neugier, als ein Wachmann der "Loyalisten" gefangen wird. Während MacGyver-haft ein Laserbohrer gebastelt wird, versucht Etta dem Kollaborateur Geheimnisse zu entlocken. Dabei zieht sie aus einer Schublade ein fieses Foltergerät, das einem in Sekunden Lebensjahre klaut (Cordial Deconstruction lässt sich dazu aus), und wendet es ohne zu zögern an. Evil Etta! Um den nötigen Strom für den Laser zu beschaffen, schleicht sie sich danach zusammen mit Peter in einen anderen Universitätsbereich mithilfe der Zugangsdaten des Gefangenen. Wieder einmal ist die Überwachung der Beobachter lächerlich: Keinerlei Kameras und Etta wurde anscheinend immer noch nicht zur Fahndung ausgeschrieben, obschon sie zuletzt als Rebellin identifiziert wurde.

Zufällig werden an ihrem Ziel auch finstere Experiemente durchgeführt, wozu auch immer. Das alles ist so geheim, dass dort niemand auf den Fluren unterwegs ist. Nur mit Mühe kann Peter seine Tochter dann davon abbringen, in einen Raum zu stürmen, in dem der reanimierte Kopf ihres ehemaligen Kollegen Simon Grimassen zieht. Zurück im Labor wird die Kamera befreit und auf dem Betamax-Band schickt Walter die Zuschauer auf eine Queste nach... weiteren Videobändern! Alle Tapes zusammen enthüllen den Plan. Irgendwie verschweigt er zwar den Standort des nächsten Bandes, aber egal: Der Handlungsstrang mit den gescrambleten Infos in Walters Kopf scheint vom Tisch gefegt und durch eine platte Schnitzeljagd ersetzt, auf welche die Beobachter ihrerseits längst hätten stoßen können/müssen. Polite Dissent dazu:
«They know Walter was trapped in Amber. They know he has a plan to stop them. No one thinks it would be a good idea to check out his lab? [...] With this episode Fringe takes one more stop on the way to becoming a video game (dodging steam bursts in tunnels and receiving a quest to find missing artifacts).»
Das Schicksal des Loyalisten ist noch offen und eigentlich darf er nicht überleben, so Etta. Olivia versucht es mit Einfühlungsvermögen beim Gefangenen als auch bei ihrer Tochter und diese Ungewissheit, ob ersterer Lügen erzählt und letztere sich erweichen lässt, transportiert die Folge ganz gut. Leider dürfte Etta den Gefangenen am Ende ziehen lassen, zumindest zeigt sie dies per Video-Call ihrer Mutter.

Dies ist eine weitere Übergangsepisode, die aber nicht unbedingt positiv stimmt. Zuletzt wurde das Team wiedervereint, aber es herrschte Hoffnungslosigkeit, die nun genau eine Folge später wieder mühelos beseitigt wurde. Die Diskrepanz zwischen der eigentlichen Allmacht der Beobachter und dem unbehelligten Vorgehen der Fringe-Rebellen ist bemerkenswert, dadurch werden auch Ausflüge in die ach so düstere Lebensrealität der Menschen untergraben.

Immerhin nimmt sich diese Episode auch den Kollaborateuren an und schildert mögliche Beweggründe, warum diese den Beobachtern helfen. Die charakterliche Wendung zum Guten des gefangenen Loyalisten am Folgenende wirkt jedoch arg aufgesetzt, ist vielleicht aber auch nur vorgespielt. Gelungener dagegen die Erkenntnis von Olivia, dass Etta - in ihren Augen noch ein kleines und unschuldiges Mädchen - ohne Zögern zu Folter und indirekt auch Mord greift (inwiefern man dies der Darstellerin der Tochter abnimmt, ist etwas anderes); Etta hätte dem Gefangenen sicher auch das Auge für einen Iris-Scanner herausgeschnitten, wenn Walter keine (durchaus überraschende) Alternative gewusst hätte. Auch wird deutlich, dass sie in dieser Welt die Nase vorn hat und damit unabhängig von ihrer Mutter ist. Eine Entfremdung ist trotz allem zwischen den beiden noch nicht zu sehen, vielleicht auch wegen Olivias lyrischer Killer Line:
«I don't know your world. But I had hoped for you that, wherever you were, you weren't hardened by what had happened to you. And it's not that I don't see what the Observers have brought, I do. But what concerns me more is what they've taken away.»
Fringe wirkt nach zwei Folgen der neuen Staffel weiterhin sehr glattgebügelt, trotz dystopischem Szenario, das bisher nur selten bedrückend wirkte. Von erzählerischer Komplexität ist nichts (mehr) zu sehen, die nun eingeführte Betamax-Hatz einfallslos. Polite Dissent: "Another good episode, but I want to see more Fringe, and less cliche rebels-fighting-a-totalitarian-despotic-dystopia." Bernd Michael Krannich (?) für Serienjunkies widmet sich der "Verortung der inneren Position der Figuren in der unschönen neuen Welt" in dieser Folge und lässt sich durch "gewisse logische Holperigkeiten nur kaum" stören (4/5 Punkte), stattdessen:
«Sollte ich mir Sorgen darüber machen, dass Georgina Haig aka Etta keine Hauptdarstellerin ist, also vermutlich nicht in allen Episoden auftreten wird und somit akut sterbegefährdet ist? Und wie sieht der Sieg im Kampf gegen die Observer aus - erobern die Jetzt-Menschen die Welt zurück, oder werden die Observer aus der Zeitlinie manipuliert?»
PS: Vladislav Tinchev meint, dass der Schlüssel zu der eigenen Freiheit sich manchmal im Blick des Anderen befinde. Der A.V. Club bewertet die Folge mit A-.

<< 5.01

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