Fringe so far: Season 4

Zur winterlichen Unterbrechung der vierten Fringe-Staffel hier eine gesammelte Zweitverwertung meiner aus dem Handgelenk geschüttelten Episodenbesprechungen - Spoiler!

4.01

Zwiegespalten, so mein Eindruck nach dem Auftakt dieser vierten Staffel. Nach dem arg enttäuschenden weil "feigen" Ende der Season 3 war ich sehr gespannt, wie's weitergeht. Peter hatte dort eine Brücke zwischen beiden Universen mithilfe der obskuren Maschine erschaffen, um die Vernichtung der beiden Universen zu verhindern. Dabei wurde er aber aus der Zeitlinie getilgt und somit die Vergangenheit verändert. Mit anderen Worten: Alles, was wir in den zurückliegenden Jahren sahen, war offenbar nie so passiert.

Zu Beginn tauschen nun Olivia und Fauxlivia Akten aus und dissen sich gegenseitig - ein schwacher Ersatz für das episches Aufeinandertreffen der beiden, was ich als Finale der dritten Staffel vergeblich erwartet hatte. Derweil jagen "John Sheppard" (Stargate Atlantis) und sein Partner Agent Lee AKA Nerdlee einen Verdächtigen, der am Ende "Sheppard" killt, ihn dabei aber merkwürdig zurichtet. Olivia übernimmt den Fall und macht gegenüber Nerdlee auf Geheimniskrämer (sie kennen sich aufgrund der veränderten Realität nicht mehr). Deswegen schnüffelt er ihr nach und wird schlussendlich ins Fringe-Team aufgenommen. Wir sehen zudem, dass es von Peter noch geisterhafte Erscheinungen gibt, die Walter ängstlich wahrnimmt. Die Beobachter wissen davon auch und beauftragen den Beobachter, der einst alles durch sein Eingreifen ins Rollen brachte, dies zu beheben. Am Ende scheint es aber, dass Walter aus der Zeit entfernt werden sollte (mit einer Maschine, die größtenteils mit gebrauchtem Elektroschrott aus der Mitte des 20. Jahrhunderts zusammengebaut wurde) - der Beobachter entscheidet sich jedoch dagegen... Oder war doch Peter das Ziel?

Olivia und Nerdlee jagen derweil den Schuft mit der durchsichtigen Haut; Astrid scheint nun auch einen aktiveren Part zu übernehmen, denn sie läuft mit Headcam am Tatort herum, während Walter aber im Labor bleibt und ihr von dort Anweisungen gibt. Schlussendlich sind es mehrere Baddies, Olivia lässt sich dümmlich überrumpeln, Cordial Deconstruction dazu:
«How much closer was Olivia going to get to that suspect before she insisted he turn around, get on his knees, put his hands on his head and interlock his fingers, close enough for him to head butt her? One episode into the retcon and she's already been disarmed and nearly killed due to incompetence.»
Am Ende aber werden die Bösen erschossen - aber nicht alle wurden entdeckt... Walter erklärt: Dies ist eine neue Art von Formwandlern, nämlich Menschen mit biomechanischen Implantaten (die ursprünglichen, künstlichen Shapeshifter arbeiteten ja im Auftrag Walternates)! Woher kommen sie, was wollen sie?

Nebenher geht es um Verlust und Einsamkeit, was in mehreren Dialogen zum Ausdruck gebracht wird. Indirekt und ohne ihr Wissen reden die Charaktere so auch über das Fehlen von Peter. Und irgendwie habe ich beim Anschauen der Folge auch eine Unvollständigkeit gefühlt. Ansonsten abwarten, wohin es geht. Die Beobachter mag ich ja nicht besonders, scheinen aber deutlich an Bedeutung zu gewinnen. Vom alternativen Universum sah man bis auf Fauxlivia nichts. Nerdlee als Mitglied des Teams ist ungewohnt, zumal er mir immer als etwas unrealistische Version des alternativen Badass-Lee vorkam.

Ein paar Kontinuitätsfragen von Cordial Deconstruction:
  • Did Peter truly never exist at all, or did he die as a child in both universes?
  • If Peter never existed at all, why did Walter start all of this if not to travel to the other universe to save Peter?
  • What happened to Walter's wife in this universe's new continuity?
  • How were the machines operated without a Peter or a Peter DNA source?
Polite Dissent bilanziert: "A fairly slow episode, but it was clearly designed to introduce the new status quo and stir up some plot elements for later in the season." Vladislav "Vladi" Tinchev bei Serienjunkies hält sich mit konkreten Aussagen/Meinungen eher zurück (wie auch ich), wirft dafür eine Menge offener Fragen in den Raum. Natürlich findet er's gut (= 4,5/5), dass es jetzt so viele Fragen gibt...

4.02

Kritisierte ich in der letzten Episode noch die ziemliche Abwesenheit des alternativen Universums, gibt's jetzt erfreulicherweise eine Crossover-Ermittlung:

Um einen Serienmörder zu fangen, bittet Fauxlivia das FBI um Mithilfe - "unser" Gegenstück des Verbrechers soll von Olivia in die andere Welt gebracht werden und dort der Fringe Division als Profiler helfen. Durch einen unglücklichen Zufall erfährt er von den beiden Universen und glaubt, seinem kriminellen Spiegel-Ich helfen zu können, und haut deshalb ab. Denn auch er hat dunkle Gewaltphantasien, die er jedoch aufgrund einer schicksalshaften Bekanntschaft zu beherrschen lernte. Der Killer lässt sich schlussendlich aber nicht überzeugen und schließt ihn an seine Maschine an, um die glücklichsten Momente zu "stehlen". Unter der Erfahrung, dass er hätte glücklich bzw. nicht kriminell werden können, erschießt er sich, während "unser" Gegenstück überlebt, aber die Erinnerung an die Person verliert, die ihn vor der inneren Dunkelheit einst rettete. Jedoch scheinen die positiven Auswirkungen dieser Person geblieben, Broyles redet von einem unauslöschlichen Eindruck in der Seele. Dies widerfährt in gewisser Weise auch Walter, nur leider mit negativen Folgen: Peters Erscheinungen setzt seiner geistigen Gesundheit stark zu...

Sehr schön anzusehen war das Zusammenspiel von Olivia und Fauxlivia, wie sie sich gegenseitig beobachten und abtasten, auch wie Olivia der Arbeit der Fringe Devision beiwohnt. Das Schauspiel des Serienmörders und Hobby-Profilers war auch meist sehr gut und intensiv, während Anna Torv als Fauxlivia manchmal etwas zu sehr agierte, so als ob sie befürchtete, der Zuschauer würde sonst nicht die Unterschiede ihrer beiden zeitgleich auftretenden Figuren erkennen. Walter ist ein ziemliches Häufchen Elend und hatte nichts zu melden; über Walternate wissen wir noch nichts. Wie immer hatten Fringe-Fall (der leider insg. wenig überraschend verlief; übrigens spielte die Plausibilität der Gedankenmaschine keinerlei Rolle) und die Charakterbeziehungen Gemeinsamkeiten: Wie unterschiedlich sind Original und Spiegelbild (Vladi-Style-Beobachtung: Peter erscheint Walter vor allem als Spiegelung), welche Auswirkungen kann die Interaktion beider haben? Wobei dies ja in der Serie schon beantwortet wurde: Walter initierte die Vernichtung beider Welten und nur die Zusammenarbeit verspricht aktuell Rettung. Von Fortschritten bei der Rettung der Welten ist nix zu hören, dafür glänzen die Beobachter auch durch Abwesenheit. Nerdlee, laut Werbemotiven neue Hauptfigur, war ebenfalls nur eine Randerscheinung, gefiel mir in seinen paar Minuten aber besser als letzte Folge; gegen Team Badass aus dem anderen Universum hat er aber keine Chance.

Alles in allem besser als letzte Episode, aber die Marschrichtung der neuen Staffel ist immer noch nicht klar. Und auf Dauer dürfte sich das unterhaltsame Zweckbündnis zwischen FBI und badassy Fringe Division auch abnutzen - also quo vadis, Fringe ? Inovativere Fälle wären ein kleiner Anfang, Peter zurückbringen ein großer Schritt (was auch immer dies an der jetzigen Realität ändern würde...). Es wäre zwar durchaus interessant, seine Abwesenheit kreativ zu nutzen, aber ich habe das latente Gefühl, dass die Serie einen kleinen Neustart gemacht hat, um alten Wein in neuen Schläuchen zu präsentieren. Bin gespannt, ob ein neuer Oberschurke eingeführt wird; die neuen Shapeshifter könnten ein Hinweis sein.

Cordial Deconstruction und Polite Dissent beschäftigen sich mit ein paar holprigen Aktionen der Fringe Division und welche Dinge sich nach der "Peter-Brücke" (Vladi) verändert haben oder gleichblieben. Dabei wurde ich wieder an das Baby von Fauxlivia und Peter erinnert, dass ja nun leider auch aus der Realität getilgt wurde (nicht, dass mir das Baby wichtig gewesen wäre, aber es hätte das Dreieck Olivia-Peter-Fauxlivia schön erschüttert). Vladi zückt schon wieder Höchstwertungen (5/5), erfreut sich an Unklarheiten und empfindet Nerdlee als definitiven Zugewinn.

PS: Ich musste bei dem Fringe-Fall ganz stark an Dexter denken, seinen steten dunklen Begleiter und wie er - im Gegensatz zu seinem Bruder - durch moralische Stützen wie seinen Adoptivvater eben nicht der Dunkelheit anheim fiel.

4.03

Ein Pilz tötet zwei Jungen auf seltsame Flesh-Eater-Art (allererste Fringe-Folge!), aber ein dritter bleibt verschont. Das Fringe-Team des FBI findet heraus, dass der Überlebender in psychischer Verbindung mit dem Pilz steht, der sich schnell weiterentwickelt und ausbreitet. Schließlich erkennt Walter, dass die Emotionen des Jungen das Verhalten des Pilzes bestimmen - nicht umgekehrt. Walter überzeugt ihn, die Verbindung aufzulösen (!), wonach die Pilzlebensform stirbt, auch weil mittlerweile ein Gift von Massive Dynamics freigelassen wurde.

Kurz und schmerzlos, der Inhalt, denn viele Schlenker erlaubt sich dieser Fall nicht. Geschichten um riesige, quasi-intelligente Pilze sind nichts Neues; spontan fiel mir eine Akte X -Folge ein, ein schlechter B-Film und der Pilz unter dem Malheur National Forest. Recht schnell tritt der Pilz aber in den Hintergrund, denn im Fokus steht die Beziehung zwischen Walter - der zunehmend unter den Visionen von Peter leidet - und dem Jungen, den er schließlich als Ersatzsohn betrachet. Und als dessen Leben in Gefahr ist, droht Walter den Verlust seines leiblichen Sohns Peter erneut zu erleben. Somit ist auch endgültig klar, wie Peter aus den Universen getilgt wurde: Nachdem Walter den anderen Peter entführte, wurde dieser nicht vom Beobachter gerettet, sondern ertrank im See. Ab da unterscheiden sich die Zeitlinien.

Zum Abschluss eine harte Szene, in der sich Walter selbst lobotomisieren will, um die vermeindlichen Wahnvorstellungen loszuwerden. Olivia hält ihn gerade noch rechtzeitig auf und offenbart ihm, dass ihr Peter (den beide ja nicht kennen) seit geraumer Zeit im Traum erscheint... Olivia war übrigens in der ersten Episodenhälfte 'ne ziemlich taffe Braut (Flammenwerfer :-), danach casual drauf. Und ungeahnte Dämlichkeiten: Beim ersten Zusammentreffen mit dem tödliche Sporen ausstoßenden Pilz stecken alle in Schutzanzügen, danach einfach nicht mehr!? Cordial Deconstruction merkt zudem an, dass man schon bei der allerersten Begehung des Sterbeorts der Jungen entsprechende Maßnahmen hätte ergreifen sollen; der Pilz war zwar noch unentdeckt, aber die Todesart der Jungs mysteriös. Oder anders gesagt:
«It's unbelievable the amount of caution our Fringe team constantly didn't take when working around the fungi. If these people are half of all that stands between two universes and certain doom, the alterverse's team will need to carry the full burden of saving everything by themselves"»
Daran stört sich auch Polite Dissent, während Vladi wieder viele Details bemerkt und bilanziert (4/5):
«Zwar kommt die Episode mit diesen vielen Fragen nicht weiter, und Welt-2 bleibt außen vor - aber „Fringe“ hat eine Verbindung zum limbischen System seiner Fans etabliert, die die Serie zur Herzensangelegenheit macht und gelegentliche Unzulänglichkeiten nichtig erscheinen lässt...»
Ah ja... Alles in allem eine durchschnittliche Folge; der Fall der Woche war zwar nicht so durchschaubar wie letztes Mal, dafür aber grundsätzlich klischeehaft. Immerhin sind jetzt Olivia und Walter auf der Suche nach dem ihnen erscheinenden Peter.

4.04

Eine elektromagnetische und die Zeit beeinflussende Erscheinung verfolgt Olivia - mein erster Gedanke: Das ist Peter, der sich wie Dr. Manhattan aus Watchmen langsam manifestiert. Walter erinnert sich dagegen an ein Cortexiphan-Kid, das astrale Projektion beherrschte: Cameron James (really?!). Olivia und Walter, der dafür zum ersten Mal seit drei Jahren sein Labor verlässt, suchen ihn daraufhin. Im Hotel hat Walter einen etwas überzeichneten Wutanfall bzw. Nervenzusammebruch, danach gibt es aber einige sehr schöne Szenen zwischen ihm und Olivia. Schlussendlich versuchen sie, die Erscheinung mit James' noch vorhandenen Fähigkeiten zu zerstören. James vermutet noch, Olivia könnte alles unbewusst als Spätfolge ihrer Cortexiphan-Behandlungen selbst auslösen (womit ich nicht gerechnet hätte). Aber dann nimmt die Energie auch schon Peters Gestalt an, während James versucht sie zu zerstören. Olivia unterbricht James' Anstrengungen, im gleichen Augenblick taucht Peter aus dem See auf, in dem er als Kind ertrank. Er kann sich scheinbar an alles erinnern, auch an Oliva. Aber niemand kennt ihn...

Okay, so wird also Peter zurück in die Serie geholt. Wenn da nicht noch etwas mehr erklärt wird, ist das recht dürftig und zufällig (oder gerade schicksalhaft?). Außerdem dachte ich, seine Weiterexistenz wäre eine Art kosmischer Fehler, aber trotzdem konnte ein oller Beobachter bei seiner "Geburt" im See anwesend sein. Ebenso lahm: Die Cortexiphan-Kinderexperimente wurden in früheren Episoden schon ausführlich behandelt; in der neuen Zeitlinie werden sie jetzt erstmals aufgerollt. Es riecht halt vieles nach Neuerzählung und wenn nun niemand Peter kennt, kann man sich auch an die Entfremdung damals zwischen Olivia und Peter nach Fauxlivia erinnert fühlen... Da nützen die wie erwähnt schönen Olivia-Walter-Szenen wenig, aus denen auch klar wird, dass das Verhältnis der beiden nie so tief war wie in der originalen Zeitlinie. Apropos Olivia: Dezente Aggro-Überreaktion bei der Befragung von Cameron James und zweimaliger Einbruch ihrerseits.

Cordial Deconstruction wundert sich u.a. noch über Olivias leichtsinningen Schusswaffeneinsatz. Polite Dissent sammelt weitere Unsinnigkeiten, listet aber auch die neu erfahrenen Unterschiede zwischen der alten und neuen ("NüFringe") Zeitlinie auf; Peters Rückkehr gefällt: "A fairly shallow episode, plot-wise, but I enjoyed the new Cortexiphan revelations and the return of Peter - in an almost logical manner, at least from a Fringe point of view". Vladi beschäftigt sich noch einmal mit der letzten Episode, steht auf emotionale statt rationale Erklärungsansätze und ist schlussendlich von seinem eigenen Review (4,5/5) verwirrt.

4.05

Peter ist seit letzter Episode zurück, aber da ihn niemand erkennt, wird er eingesperrt; ein erstes Gespräch mit Walter verläuft nicht gut. Gleichzeitig taucht die entkommene Gestaldwandlerin aus 4.01 auf, die einen Wissenschaftler jagt. Auf dessen Arbeiten beruhe die neue Generation von nun menschlichen Shapeshiftern und sein Wissen werde benötigt, um "Designfehler" auszubessern (warum erst jetzt?). Das FBI kommt nicht weiter, aber wie gut, dass Peter in seiner Zelle nebenan die Elektronik zu einer Gegensprachanlage umgebastelt hat (!) und so seine Hilfe anbietet. Da das FBI seit Wochen bei den Speicherplatten aus den Gestaltwandlern keine Fortschritte gemacht hat, gehen sie auf Peters Angebot ein. Da er ja früher schon die Platten gehackt hat, geht das jetzt in Nullkommanichts. Aus den Daten erkennt er, dass diese neuen Shapeshifter beliebig viele Menschen bis hinunter zur DNS nachbilden können. Und dass alle einen Peilsender drin haben, wie praktisch - "I think whoever's in charge wants to keep an eye on his agents. [...] But whoever's monitoring that network, they're going to know that I breached it". So wird die Gestaltwandlerin geortet, die gerade die Arbeiten des entführten Wissenschaftlers überwacht.

Das FBI handelt nun wie öfters in Fringe, nämlich fahrlässig. Aus den ersten Begegnungen mit den Shapeshiftern sollte man gelernt haben, dass die nicht ohne sind. Trotzdem stürmt man den Unterschlupf nur mit leichtbewaffneten Zweierteams. Ebenso unverständlich: Der Wissenschaftler nutzt diese Ablenkung nicht, um das von ihm hergestellte Heilserum zu vernichten. So entkommt natürlich der Feind samt Serum übers Dach. Dort liegen ausgeschaltete FBI-Agenten herum, erster Gedanke: Sie ist einer von denen. Alle haben jedoch noch ihren Anzug samt Schutzweste an - haha, am Ende war sie es abertrotzdem, obwohl die Zeit eigentlich nicht zum Umziehen gereicht hat! Cordial Deconstruction dazu:
«How stupid is Olivia? I mean, she's encountered shape shifters before, and she fell for the same trick again! Did anyone watching not know the wounded agent was likely the shifter right away? Anytime a hostile shape shifter leaves your sight, assume the next person you encounter is that same shape shifter! I weep for the safety of our universe.»
Polite Dissent drückt es so aus:
«Olivia is smart enough to spot a smudge of grease under a victim's fingernails, but not enough of a detective to see through the shapeshifter's clumsy masquerade as Agent Warrick?»
Schlussendlich sehen wir die Gestaltwandlerin, wie sie mit einer alten Schreibmaschine den Erfolg ihrer Mission übermittelt (jetzt ohne Spiegel), Antwort: "We're sending the others". Also sitzen die eigentlichen Auftraggeber nicht in unserem, sondern dem anderen Universum? Wer spielt hier falsch und warum? Walter weigert sich derweil, sich Peter zu öffnen - nachvollziehbar, aber dahingehend nervig, dass die Serie so weiterhin auf der Stelle tritt. Wie schon erwähnt, ist fast alles eine Neuerzählung bereits in der Serie behandelter Geschichten. Serienjunkies widmet sich dieser Kritik nur indirekt, indem gefragt wird, ob die Serie nicht Gefahr laufe, "Emotionen und Handlungen einfach zu wiederholen, zu kopieren, die Figuren denselben Weg gehen zu lassen, den wir sie schon einmal gehen sahen?" Das ist doch längst der Fall! Ansonsten weist Vladi noch daraufhin, dass die Beobachter in NüFringe unbekannt sind und stellt wie bekannt psychologisch-philosophische Überlegungen an (und gibt 4,5/5).

Polite Dissent bilanziert: "This episode didn't do much for me, from the clumsy understandings of genetics to the worthlessness of Olivia's vaunted detective skills." Ich fand die Folge zumindest recht unterhaltsam wegen Peter und weil wir ein paar mehr Hintergrundinfos erfahren (z.B. scheint das FBI bereits unterwandert). Fringe kann und muss aber mehr.

4.06

Zeitphänomene treten plötzlich auf und es wird vermutet, dass Peter, der vor nun drei Tagen zurückehrte und keine Erinnungen an seine Phase der Quasi-Nichtexistenz hat, der Grund sei. Schlussendlich kommt aber heraus, dass ein Eheman auf Basis der unvollständigen Forschungen seiner Frau eine Zeitmaschine baute, um mit ihr zusammen sein zu können, bevor sie an Alzheimzer erkrankte. Die Maschine wird schließlich abgeschaltet, Peter hatte großen Anteil an der Lösung des Falles und darf sich nun freier bewegen. Peter realisiert aber auch, dass die Zeitmaschine erst plötzlich funktionierte, als er auftauchte und er nun irgendwie seine eigene Zeitlinie finden müsse...

Eine Episode nach dem bekannten Muster der Gegenspieler, die Falsches aus den richtigen Gründen tun - hier weiß der Ehemann nicht einmal etwas von den Folgen. Zeitreisen mag ich ja nicht besonders gerne, außerdem gab es in der zweiten Staffel schon einmal eine ähnliche Episode. Dass Peter nun für mögliche gefährliche und realitätsbeugende Phänomene verantwortlich sein könnte, wurde seinerzeit bereits mit den Rissen zwischen den beiden Welten ausgelöst durch Walters Reise in das andere Universum thematisiert. Interessant fand ich, wie locker aus der Hand die goldene Spirale auf die Karten gemalt wurde - Genies at Work. Und das Anti-Zeit-Koppeltragegeschirr mit Stecker im Nacken (aua!) hatte nun nichts mit einem Faraday-Käfig zu tun, wie auch Cordial Deconstruction bemerkt. Serienjunkies erwähnt die frühere Zeitreisefolge und beschäftigt sich mit Peter als isoliertem Subjekt in einer fremden und doch vertrauten Welt: "Die emotionsgeladene Atmosphäre, den Schmerz des Verlusts kreiert die Serie hier mit Hilfe von Peters stiller Gelassenheit - und mit Hilfe des Falls der Woche [...]" - das empfinde ich aber etwas als Vladi'sche Zurechtbiegerei (Wertung auch 5/5).

Eine schlicht unterhaltende Episode, wenn man mit Zeitreisen klarkommt, emotional eher leicht (bezogen auf die Hauptfiguren - Annäherung von Walter und Peter angedeutet?). Polite Dissent sieht es ähnlich: "A somewhat cliched story, but an enjoyable hour nonetheless [...]." Jetzt sollte Fringe aber endlich stärker den großen Handlungsbogen vorantreiben und wenn's geht ohne dauernde Rückgriffe auf altbekannte Motive!

4.07

Diese Folge ist an sich sehr simpel und schnörkellos: Ein Mann ist aufgrund eines Genfehlers und anschließender Experiemente an ihm unsichtbar, dadurch erst überlebensfähig. Nun klaut er anderen Menschen irgendwie deren Pigmente, um damit endlich sichtbar zu werden und ein normales soziales Leben zu führen; seine Opfer sterben und erbleichen - die altbekannte Geisterthematik. Am Ende hat er das gewünschte Erlebnis (mit der bitteren Note, dass er es schon länger hätte haben können) und stirbt anschließend, alleine. Also wieder das Falsche aus den richtigen Gründen. Olivia benimmt sich übrigens wieder bekannt dämlich, trennt sich ohne Grund von der FBI-Truppe und gerät prompt in Lebensgefahr (Cordial Deconstruction: "Is anybody keeping count of how many times Olivia has lost or carelessly discharged her firearm over the years?").

Peter beginnt eine Maschine zu planen, die ihn in seine Zeitlinie zurückbringen soll. Da stellt sich mir die Frage: Existieren wirklich noch andere Timelines nebeneinander? Damit wäre man ja bei der Theorie der unendlichen Paralleluniversen und Fringe bestand bisher ja aus nur zwei (nicht wirklich) spiegelbildlichen Universen, d.h. Peter könnte dann auch nicht in seine Zeitlinie reisen, sondern nur die aktuelle wieder zurücksetzen. Cordial Deconstruction fragt noch:
«Broyles won't even let Peter walk around in public without an armed escort to limit his interaction with other people. Does Peter really think they will let him play around with the big, scary machine built to destroy universes?»
Ansonsten hat Peter sich anscheinend mit seinem Schicksal abgefunden, ist locker über Olivia hinweg und gibt Nerdlee quasi die Erlaubnis, sich an sie ranzumachen. Und schenkt ihm dazu gleich eine weniger auffällige Brille. Soll hier einfach der Lover ausgetauscht werden?

Interessanter fand ich, dass Olivia durch Nerdlee auf den täglichen Wahnsinn in der Fringe-Abteilung aufmerksam gemacht wird. Astrid gesteht ihr freimütig, dass ohne Besuche beim Psychotherapeuten ihr Kopf schon vor langer Zeit explodiert wäre, und fragt, mit wem denn Olivia rede. Unsicher lächelnd meint sie: "No one, I'm starting to think that that's weird." Sie offenbart sich mit ihren Sorgen auch Nina Sharp und fragt, ob die Cortexiphan-Versuche in ihrer Kindheit irgendwie ihre Emotionen beeinträchtigt haben könnten. Nina beruhigt sie, alles sei normal. Doch dann der dezente WTF-Moment: Am Folgenende macht sich Olivia bereit für ein Treffen/Date mit Nerdlee, als sie von Gas betäubt wird, Männer in ihre Wohnung eindringen und ihr Cortexiphan injizieren; videoüberwacht wird sie auch und am Ende sehen wir Nina Sharp die Tür schließen! Wenn sie aufwacht, werde sie nur schlimme Kopfschmerzen haben - so wie Olivia sie schon zu Beginn der Episode hatte...! Vladislav Tinchev bei Serienjunkies fragt deshalb, "ob Nina Olivia deswegen adoptierte, um das Experiment fortzusetzen - und falls ja, zu welchem Zweck?"

Eine - laut Vladi melancholische - Episode in bekannter Art, die lange Zeit eher vorbeiplätschert, aber nicht unbedingt langweilt, dafür die wirklich interessanten Dinge auch nur streift. Ich hoffe nicht, dass die Peter- und damit die eigentlich zentrale Handlung der Serie ausgebremst wird für die nichtsdestrotrotz hochspannende neue Nina-Sharp-Cortexiphan-Bitch-Geschichte (die natürlich etwas von ihrer Wucht einbüßt, weil es halt "nur" die alternative Zeitlinie ist). Polite Dissent stört sich wie auch Cordial Deconstruction an dem (un-)wissenschaftlichen Unterbau der Folge - nichts ungewöhnliches in dieser Staffel -, stellt zudem fest, dass das Fringe-Team eigentlich nichts erreichte, und bilanziert: "A disappointing episode of Fringe. The writing was choppy and the science sloppy; it felt only half finished." Und Interpretationskünstler Vladi haut zusammen mit der Höchstwertung (5/5) auch noch was ganz Großes raus:
«Kommentiert nicht „Fringe“ das eigene Schicksal, von so vielen Zuschauern nicht registriert zu werden - missverstanden, isoliert in seinem Anderssein innerhalb der Drama-Landschaft der Networks?»
Ohne Worte! Mitte Januar 2012 geht's weiter, hoffentlich mit einem Qualitätsanstieg.

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