Fantasy Filmfest 2007

Genau vor der Games Convention in Leipzig gastiert das Fantasy Filmfest in Hamburg, das ich seit 1999 besuche. Die Zeiten, in denen fünf Filme am Stück (!) geschaut wurden, sind jedoch schon lange vorbei, dieses Jahr gab's insgesamt sogar nur fünf Filme.

Botched von Kit Ryan (GB 2007) - Fr., 17.08., 23:30

Ein schnörkelloser No-Brainer: Nach wenigen Spielminuten sind die Protagonisten schon in der 13. Etage eines russischen Hochhauses gefangen und werden von einem wahnsinnigen Möchtegern-Ivan-der-Schreckliche (oder Aragorn-Verschnitt) gejagt.
Es folgt eine muntere Verfolgungsjagd durch trostlose Gänge, immer bedroht durch Schwertschwinger Ivan und seinen tödlichen Fallen... Amüsante Dialoge, surreale Szenen und spaßiger Splatter kommen ebenfalls vor, insofern ist Botched einfach sehr unterhaltsam. [4/5]

Get Shorty - Sa., 18.08., 17:00

Das diesjährige Kurzfilmprogramm hatte neun Werke im Angebot, die jedoch leider größtenteils eher durchwachsen waren. Wenn die filmische Umsetzung und Inszenierung gelang, war der Inhalt dagegen schwach.
Am schlimmsten der Auftakt mit dem französischen Kiss and Death ('07, von Guillaume Aurousseau): Trotz netter Bilder einfach zu lang, während auch ungefähr gar nix passierte.
The Handyman (USA '07, von Simon Rumley) mit Greta Scacchi bot keine Überraschungen in einer lahmen Geschichte, Sprössling (D '06, von Anne Breymann) ist ein nettes Stop-Motion-Filmchen, leider auch zum Ende recht vorhersehbar.
Little Brats (F '06, von Pierre-Louis Levacher) zeigte - offscreen - polititisch-unkorrekte, aber unernste Zerlegung von aufmüpfigen Kindern. Im schwarz-weißen The Listening Dead (USA '06, von Phil Mucci) hilft ein Geist einem Komponisten gegen dessen nervige Frau - stilistisch gut gemacht!
Der spanische Happy Birthday 2 You ('06, von David Alcalde) war der härteste Kurzfilm, düster und mit bösem Ende. Guilt (USA '05, von Bill Oliver) scheint zu Beginn fröhlicher, schließt aber auch sehr bitter ab.
Im netten Itsy Bitsy (USA '06, von David May) jagt ein Paar eine CGI-Riesenspinne, während der ruhige und schön gefilmte Little Lise (DK '05, von Benjamin Holmsteen) leider mit einer vorhersehbaren Ende "überrascht".

Fido von Andrew Currie (CDN 2006) - So., 19.08., 21:15

Eine humorvolle Variante des Zombie-Themas: In einer braven Welt der 1950er Jahre sind Zombies als Arbeitssklaven allgegenwärtig, nur hin und wieder trüben amoklaufende Untote die perfekte Vorstadtfassade. Hausfrau Carrie-Anne Moss schaft sich auch einen Zombie als Hilfe an, mit dem sich ihr einsamer Sohn alsbald anfreundet...
Nach längerer Anlaufzeit entwickelt sich ein recht fieses Abenteuer, dessen Witz oft zwischen den Zeilen hervorkriecht. Allzu blutig wird's aber nicht, dazu ist Fido doch zu mainstreamig, aber sympathisch. [4/5]

End of the Line von Maurice Devereaux (CDN 2006) - Di., 21.08., 19:00

Ein U-Bahn-Film: Kontroll oder doch Creep-Müll? Zu Beginn kommen die obligatorischen Schockeffekte (vorhersehbar, aber trotzdem packend), doch dann schwenkt der Film eher auf die psychologische Schiene ein. Sektenanhänger bekommen das Ende der Welt mitgeteilt und sollen noch möglichst viele Ungläubige "erretten", also mal schnell umbringen. Die Figuren - auch die Schurken - werden erstaunlich vielseitig gezeichnet, zudem sind manche Szenen ziemlich harter Tobak. Eine hirnlose Metzelorgie ist End of the Line nie (aber schon eine Metzelorgie). Und das Ende, ja, das ist brilliant! [5/5]

The Signal von David Bruckner, Dan Bush und Jacob Gentry (USA 2007) - Di., 21.08., 21:15

Positive Überraschung, Teil zwei. Zu Beginn wurde vom Veranstalter noch erklärt, dass der Film momentan in einem Rechtsstreit wegen der Filmmusik liegt und sicher noch etwas entschärft werden wird. Das klingt doch gut, da fühlt man sich gleich exklusiver.
Ein allgegenwärtiges Signal setzt moralische Schranken außer Kraft und verwandelt die Menschen in rasende Gewalttäter. Der Film beleuchtet die Erlebnisse von einigen Personen in drei Teilen, jeder von einem anderen Regisseur inszeniert, wodurch im Verlauf tolle Perspektivwechsel entstehen. Die hervorragende Inszenierung, einige aberwitzigen Szenen plus brutaler Ausbrüche erstaunen, nur das Ende zieht sich leider etwas hin. [4/5]

Alles in allem hat sich das FFF wieder gelohnt; die Filme, die ich gesehen habe, waren überraschend gut oder anders als erwartet (abgesehen von Get Shorty). Festivalatmosphäre kommt im CinemaxX natürlich nicht auf, dafür sieht man viele Gesichter aus den letzten Jahren. Und Bela B. war auch erneut am Start (wer zu spät kommt, muss eben ganz vorne außen sitzen - oder bessere Solo-Alben aufnehmen).

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