Spartacus so far: Vengeance
Zur Halbzeit der regulären zweiten Spartacus-Staffel lasse ich diese Revue passieren - Spoiler!
2.01-2.04
Ich tat mich bisher schwer mit der zweiten Spartacus-Staffel (Untertitel: Vengeance), die im Schatten des an Krebs verstorbenen Originaldarstellers Andy Whitfield steht. Als Ersatz wurde der zwar nicht unähnliche Liam McIntyre gefunden, aber dessen Ausstrahlungskraft lässt leider weiterhin zu wünschen übrig. Er kann noch so rauh sprechen und versuchen, aufpeitschende Reden zu schwingen: Hinter dem Drei-Tage-Bart ist er eher ein durchtrainierter Büroangesteller, der gegen die Ausdrucksstärke seiner Mitstreiter wie Crixus (auch wenn der manchmal wie ein schauspielender Neandertaler wirkt :-) keine Chance hat.
Es gab aus der ersten Staffel Blood and Sand und dem Prequel Gods of the Arena noch einige offene Rechnungen und Enden, aber gleichzeitig die erzählerische Herausforderung, dass Spartacus und seine aufständischen Sklaven nun auf der Flucht sind. Die Serie zog bisher sehr viel ihrer narrativen Kraft aus der Abgeschlossenheit der wenigen Handlungsorte. Dies wird insofern aufgegriffen, als dass einer der originalen Hauptschurken, Glaber, und dessen durchaus durchtriebene und zeitweise durchgedrehte Ehefrau Ilithyia nach Capua abkommandiert werden, um Spartacus zu erledigen. Als Residenz beziehen sie... die Villa des verstorbenen Batiatus. Gleichzeitig befindet sich Glaber im stillen Machtkampf mit seinem höhergestellten Konkurrenten Varinius und hat zudem mit dem Vater seiner Frau zu kämpfen. Das alles ist arg auffällig aus den anderen Staffeln kopiert!
Inszenatorisch dürfte Spartacus einiges im TV neu ausgelotet haben - Nacktheit, Sex, Splatter, Rockmusik und das alles über- bis hochstilisiert. Ein Großteil der Faszination ging neben den Intrigen und Machtspielen der interessanten Charaktere von der audiovisuellen Umsetzung aus. Vengeance geht nun einen Mittelweg: Die künstlerisch-verfremdeten Bildkompositionen der ersten Staffel sind leider nur noch selten vorhanden, dafür werden generell viele Zeitlupen eingesetzt und die realistisch-brutalere Gewaltdarstellung aus Gods of the Arena übernommen. Irritierend: Zeitlupen in Kämpfen zeigen teilweise gewöhnliche Szenen! Da die Serie schon ziemlich viel geliefert hatte, entschieden sich die Macher (leider?) für das typische "Mehr vom Gleichen": Die erste Folge war das wohl Exploitativste, das ich je in einer TV-Serie gesehen hab - Gedärme, Blut, Sexorgien inklusive Golden Shower...
Die Geschichte plätscherte dann jedoch vor sich hin, man kannte viele der Beteiligten schon, die aber bisher noch nicht in einem Intrigengeflecht hingen. Spartacus ist auf der Flucht und damit für die Dramaturgie unvorteilhaft von seinen Gegenspielern räumlich getrennt. Die frühe Überraschung: Lucretia alias "Xena" hat überlebt! Das gab der Serie Feuer (z.B. wegen der Beziehung zwischen ihr und Ilithyia), aber schmälerte auch das gewalt(tät)ige Ende der ersten Staffel. Und so richtig nachvollziehbar war ihr Überleben nicht, auch wenn später der andere Wiedergänger - Ashur - berichtete, wie er sie fand und heilte. Die beiden verfolgen auch einen Plan, der mir eher unklar ist... Spartacus kloppte derweil irgendwo ein paar Römer, in Zeitlupe. Oenomaus kämpfte in den bekannten Höhlen (Wiederauftritt des Dickgirls), wurde da von Ashur entführt und Glaber überlassen. Spartacus befreite währenddessen irgendwelche Sklaven, in Zeitlupe.
Interessant wurde es eigentlich erst, als Ilithyia keine Lust auf ihren im Aufstieg gefährdeten Ehemann Glaber mehr hatte und heimlich dessen Rivalen Varinius umschwärmte - mit Erfolg. Das war endlich der erste große Unterschied zu Lucretia und Batiatus, die bis zum Tod zusammenhielten - armer Glaber. Gleichzeitig wird Crixus' Geliebte Naevia (neue Darstellerin) unter schweren Verlusten aus der Gefangenschaft befreit. Das führte dann zwar zu viel Zeitschinderei in einem etwas komisch aussehenden Wald, aber auch zu netten Ashur-Szenen, der nicht allzu glaubwürdig in Sekundenschnelle zwischen "Schlangenzunge", Feigling und Superfighter umschalten kann.
2.05
Kommen wir zur jüngsten von zehn Episoden in dieser Staffel. Crixus und Oenomaus sind gefangen und sollen nach einem toll inszenierten Vorgeplänkel in der Arena sterben. Durch die Hand eines "wahren Gottes der Arena" - und Rockmucke setzt ein, das Tor öffnet sich und es wartet dort Gannicus alias "Jared Leto" alias "Heartbreak Kid"! Als die Kamera sein Gesicht zeigt und er aufblickt, setzt Gesang ein - ich liege lachend am Boden und schaue mir die Szene mehrmals an! Dann ein nerviges Stilmittel - die Folge springt zurück in der Zeit. Spartacus versucht sich einmal mehr in einer Ansprache (in einem Unterschlupf von "Professor Challenger" aus Die verlorene Welt) und entscheidet sich, Crixus & Co. aus der Arena zu retten - wie so oft ein verwegener bis leichtsinniger Plan von ihm. Ich dachte da, dass ich nun genau wüsste, was passieren würde, lag aber zum Glück nicht ganz richtig! Ashur emanzipiert sich derweil von Lucretia und vertickt entgegen des eigentlichen Plans dem noch ahnungslosen Glaber, dass seine Frau ihr Kind (das von Spartacus...?) abtreiben will. Sie offenbart ihrem Gatten dann in eiskalten, knallharten Worten, dass es aus zwischen ihnen sei (es wäre epischer gewesen, wenn Glaber erst in einer kritischen Situation davon erfahren hätte). Glaber so: Mist! Ich so: Yeah!
Nach einigen derben Szenen sind dann Spartacus und seine Spezialisten in der Arena, die Kämpfe gehen los - der Beginn der Folge hielt Wort, endlich ist's "wie früher": Abwechslungsreich inszeniertes Gebrawle, nicht nur Zeitlupenödnis, geile Mucke und Spannung! Auf den Rängen brütet Glaber, darunter wird mal eben ein riesiges Feuer gelegt. Kabumm! Die Arena beginnt (schwankend getrickst) einzustürzen, die Zuschauer fallen ins Flammenmeer! Glaber erblickt Spartacus, dieser schleudert einen Speer, der - in Erinnerung an eine ähnliche Szene in Blood and Sand (oder 300) - Glaber knapp verfehlt, stattdessen jedoch Cossutius pfählt (Selbstzitat: "Oh man, ist der Typ bei der DP-Defloration von Naevias Freundin Diona widerlich schmierig"). Ich so: YEAH!
Gannicus, dessen Teilnahme bei der geplanten Exekution etwas weit hergeholt ist, schlägt sich aus Schuldgefühlen für seinen Seitensprung mit Oenomaus' Frau auf die Seite der Aufständischen, Spartacus: "Let us leave this arena forever". Sie fliehen und die Arena - quasi Zentrum und Ziel der ersten Staffel, aufgebaut im Prequel - explodiert geradezu. Auf dem Weg nach draußen kann Glaber noch schnell seinen geringschätzigen Stiefvater beseitigen ("I'm not the fool you and your daughter think me") und die Träume seiner Frau von einer höhergestellten Ehe zerplatzen wie der Kopf ihres Vaters. Ich so: FUCK YEAH!
Drama, Bedeutung, Action - so muss es sein! Nicht nur Zeitlupen und Sex und altbekannte Konstellationen. Diese Episode hätte auch ein gutes Staffelende sein können. Ich fürchte leider, dass nun bis zum wirklichen Finale erst einmal wieder ein Durchhänger kommt, zumal manche Verwicklungen wie Ilithyias Pläne abgehakt scheinen. Viel Zeit für das Aufbauen neuer Intrigen bleibt der Serie nicht mehr. Und blutige Kämpfe und Rumgeficke zum Ausgleich funktionierten bisher nicht so wirklich (was übrigens auch nicht funktionierte: die latent inzestuöse Beziehung zweier Geschwister, die jetzt aber in den Mittelpunkt rücken könnten). Hoffen wir, dass diese Folge nicht das einzige Highlight der Staffel bleiben wird...
2.06-2.10 >>
2.01-2.04
Ich tat mich bisher schwer mit der zweiten Spartacus-Staffel (Untertitel: Vengeance), die im Schatten des an Krebs verstorbenen Originaldarstellers Andy Whitfield steht. Als Ersatz wurde der zwar nicht unähnliche Liam McIntyre gefunden, aber dessen Ausstrahlungskraft lässt leider weiterhin zu wünschen übrig. Er kann noch so rauh sprechen und versuchen, aufpeitschende Reden zu schwingen: Hinter dem Drei-Tage-Bart ist er eher ein durchtrainierter Büroangesteller, der gegen die Ausdrucksstärke seiner Mitstreiter wie Crixus (auch wenn der manchmal wie ein schauspielender Neandertaler wirkt :-) keine Chance hat.
Es gab aus der ersten Staffel Blood and Sand und dem Prequel Gods of the Arena noch einige offene Rechnungen und Enden, aber gleichzeitig die erzählerische Herausforderung, dass Spartacus und seine aufständischen Sklaven nun auf der Flucht sind. Die Serie zog bisher sehr viel ihrer narrativen Kraft aus der Abgeschlossenheit der wenigen Handlungsorte. Dies wird insofern aufgegriffen, als dass einer der originalen Hauptschurken, Glaber, und dessen durchaus durchtriebene und zeitweise durchgedrehte Ehefrau Ilithyia nach Capua abkommandiert werden, um Spartacus zu erledigen. Als Residenz beziehen sie... die Villa des verstorbenen Batiatus. Gleichzeitig befindet sich Glaber im stillen Machtkampf mit seinem höhergestellten Konkurrenten Varinius und hat zudem mit dem Vater seiner Frau zu kämpfen. Das alles ist arg auffällig aus den anderen Staffeln kopiert!
Inszenatorisch dürfte Spartacus einiges im TV neu ausgelotet haben - Nacktheit, Sex, Splatter, Rockmusik und das alles über- bis hochstilisiert. Ein Großteil der Faszination ging neben den Intrigen und Machtspielen der interessanten Charaktere von der audiovisuellen Umsetzung aus. Vengeance geht nun einen Mittelweg: Die künstlerisch-verfremdeten Bildkompositionen der ersten Staffel sind leider nur noch selten vorhanden, dafür werden generell viele Zeitlupen eingesetzt und die realistisch-brutalere Gewaltdarstellung aus Gods of the Arena übernommen. Irritierend: Zeitlupen in Kämpfen zeigen teilweise gewöhnliche Szenen! Da die Serie schon ziemlich viel geliefert hatte, entschieden sich die Macher (leider?) für das typische "Mehr vom Gleichen": Die erste Folge war das wohl Exploitativste, das ich je in einer TV-Serie gesehen hab - Gedärme, Blut, Sexorgien inklusive Golden Shower...
Die Geschichte plätscherte dann jedoch vor sich hin, man kannte viele der Beteiligten schon, die aber bisher noch nicht in einem Intrigengeflecht hingen. Spartacus ist auf der Flucht und damit für die Dramaturgie unvorteilhaft von seinen Gegenspielern räumlich getrennt. Die frühe Überraschung: Lucretia alias "Xena" hat überlebt! Das gab der Serie Feuer (z.B. wegen der Beziehung zwischen ihr und Ilithyia), aber schmälerte auch das gewalt(tät)ige Ende der ersten Staffel. Und so richtig nachvollziehbar war ihr Überleben nicht, auch wenn später der andere Wiedergänger - Ashur - berichtete, wie er sie fand und heilte. Die beiden verfolgen auch einen Plan, der mir eher unklar ist... Spartacus kloppte derweil irgendwo ein paar Römer, in Zeitlupe. Oenomaus kämpfte in den bekannten Höhlen (Wiederauftritt des Dickgirls), wurde da von Ashur entführt und Glaber überlassen. Spartacus befreite währenddessen irgendwelche Sklaven, in Zeitlupe.
Interessant wurde es eigentlich erst, als Ilithyia keine Lust auf ihren im Aufstieg gefährdeten Ehemann Glaber mehr hatte und heimlich dessen Rivalen Varinius umschwärmte - mit Erfolg. Das war endlich der erste große Unterschied zu Lucretia und Batiatus, die bis zum Tod zusammenhielten - armer Glaber. Gleichzeitig wird Crixus' Geliebte Naevia (neue Darstellerin) unter schweren Verlusten aus der Gefangenschaft befreit. Das führte dann zwar zu viel Zeitschinderei in einem etwas komisch aussehenden Wald, aber auch zu netten Ashur-Szenen, der nicht allzu glaubwürdig in Sekundenschnelle zwischen "Schlangenzunge", Feigling und Superfighter umschalten kann.
2.05
Kommen wir zur jüngsten von zehn Episoden in dieser Staffel. Crixus und Oenomaus sind gefangen und sollen nach einem toll inszenierten Vorgeplänkel in der Arena sterben. Durch die Hand eines "wahren Gottes der Arena" - und Rockmucke setzt ein, das Tor öffnet sich und es wartet dort Gannicus alias "Jared Leto" alias "Heartbreak Kid"! Als die Kamera sein Gesicht zeigt und er aufblickt, setzt Gesang ein - ich liege lachend am Boden und schaue mir die Szene mehrmals an! Dann ein nerviges Stilmittel - die Folge springt zurück in der Zeit. Spartacus versucht sich einmal mehr in einer Ansprache (in einem Unterschlupf von "Professor Challenger" aus Die verlorene Welt) und entscheidet sich, Crixus & Co. aus der Arena zu retten - wie so oft ein verwegener bis leichtsinniger Plan von ihm. Ich dachte da, dass ich nun genau wüsste, was passieren würde, lag aber zum Glück nicht ganz richtig! Ashur emanzipiert sich derweil von Lucretia und vertickt entgegen des eigentlichen Plans dem noch ahnungslosen Glaber, dass seine Frau ihr Kind (das von Spartacus...?) abtreiben will. Sie offenbart ihrem Gatten dann in eiskalten, knallharten Worten, dass es aus zwischen ihnen sei (es wäre epischer gewesen, wenn Glaber erst in einer kritischen Situation davon erfahren hätte). Glaber so: Mist! Ich so: Yeah!
Nach einigen derben Szenen sind dann Spartacus und seine Spezialisten in der Arena, die Kämpfe gehen los - der Beginn der Folge hielt Wort, endlich ist's "wie früher": Abwechslungsreich inszeniertes Gebrawle, nicht nur Zeitlupenödnis, geile Mucke und Spannung! Auf den Rängen brütet Glaber, darunter wird mal eben ein riesiges Feuer gelegt. Kabumm! Die Arena beginnt (schwankend getrickst) einzustürzen, die Zuschauer fallen ins Flammenmeer! Glaber erblickt Spartacus, dieser schleudert einen Speer, der - in Erinnerung an eine ähnliche Szene in Blood and Sand (oder 300) - Glaber knapp verfehlt, stattdessen jedoch Cossutius pfählt (Selbstzitat: "Oh man, ist der Typ bei der DP-Defloration von Naevias Freundin Diona widerlich schmierig"). Ich so: YEAH!
Gannicus, dessen Teilnahme bei der geplanten Exekution etwas weit hergeholt ist, schlägt sich aus Schuldgefühlen für seinen Seitensprung mit Oenomaus' Frau auf die Seite der Aufständischen, Spartacus: "Let us leave this arena forever". Sie fliehen und die Arena - quasi Zentrum und Ziel der ersten Staffel, aufgebaut im Prequel - explodiert geradezu. Auf dem Weg nach draußen kann Glaber noch schnell seinen geringschätzigen Stiefvater beseitigen ("I'm not the fool you and your daughter think me") und die Träume seiner Frau von einer höhergestellten Ehe zerplatzen wie der Kopf ihres Vaters. Ich so: FUCK YEAH!
Drama, Bedeutung, Action - so muss es sein! Nicht nur Zeitlupen und Sex und altbekannte Konstellationen. Diese Episode hätte auch ein gutes Staffelende sein können. Ich fürchte leider, dass nun bis zum wirklichen Finale erst einmal wieder ein Durchhänger kommt, zumal manche Verwicklungen wie Ilithyias Pläne abgehakt scheinen. Viel Zeit für das Aufbauen neuer Intrigen bleibt der Serie nicht mehr. Und blutige Kämpfe und Rumgeficke zum Ausgleich funktionierten bisher nicht so wirklich (was übrigens auch nicht funktionierte: die latent inzestuöse Beziehung zweier Geschwister, die jetzt aber in den Mittelpunkt rücken könnten). Hoffen wir, dass diese Folge nicht das einzige Highlight der Staffel bleiben wird...
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