Donnerstag, 19. August 2010

Xbox Live Indie Games I [Update]

Seit Mitte 2009 gibt es die Xbox Live Indie Games auch in Deutschland und die Zahl der Titel hat längst unüberschaubare Dimensionen angenommen. Immerhin lassen sich dank der Bewertungen viele gute Titel zügig finden. Und aufgrund der Preisstruktur von 80, 240 und 400 Microsoft Points bieten viele Spiele ein unschlagbares Preisleistungsverhältnis, zumal Preissenkungen nicht selten sind. Zuletzt schien der Trend zu 80 MSP zu gehen (im Gegensatz zu Xbox Live Arcade, wo das obere Ende von 1.200 MSP der Standard zu werden scheint), aber jüngst sind wieder vermehrt Spiele für 400 MSP erschienen, die aber auch ein beeindruckendes Produktionsniveau erreicht haben. Spiele für 80 MSP dürfen wohl nur bis 50 MB groß sein, maximal sind 150 MB erlaubt. Zum Vergleich: der aktuelle XBLA-Titel Lara Croft and the Guardian of Light ist über 2 GB groß! Dafür sind Updates meist schneller verfügbar, da nicht Microsoft, sondern der XNA Creators Club via Peer Reviews die Qualitätssicherung übernimmt.

Der größte Nachteil der Indie Games ist die nicht vollständige Integration in die Xbox-Oberfläche, auch wenn über die Jahre vieles nachgerüstet wurde. Xbox-Live-Funktionen wie Highscore-Listen oder gar Online-Multiplayer sind trotzdem eher selten und müssen ohne zentrale Server auskommen. Möchte man ein Indie Game jedoch spielen, muss man mit Xbox Live verbunden sein!
«You must be connected to Xbox LIVE to start an Xbox LIVE Indie Games title as part of our continued effort to provide family-safe content through the Indie Games site. When the game starts, the Xbox LIVE service determines whether content was removed and blocked from play because it was determined to be inappropriate. If a title is removed and blocked from play because of offensive content, Microsoft will contact users who purchased the content, and will issue these users a refund for the purchase.»
Erfolge und Gamerscore gibt es gar nicht, die Titel tauchen auch nicht unter "Zuletzt gespielt" in der Spielebibliothek auf (außer man hat gerade die Demo geladen) und fehlen in der "Spiele vergleichen"-Liste. Übers Schnellstart-Menü kann man immerhin sehen, welches Indie Game ein Freund gerade spielt, doch wenn man einen anderen Indie-Titel startet, erscheint wenig hilfreich: "Freunde spielen Indie Game". Für Demoversionen gibt es eine fixe Testperiode von unter 10 Minuten - ärgerlich, wenn man dann gerade erst mit einem Tutorial fertig geworden ist, jedoch lässt sich die Demo immer wieder spielen.

Mit der folgenden Serie möchte ich Indie Games kurz vorstellen, die ich mir gekauft habe. Generell ist IndieNerds.com eine gute Anlaufstelle für News und Empfehlungen rund um XBLIGs.


Along Came A Spider
Foley/Wobbly Tooth (Twitter), 12/2009 | Spielinfo (1P) | Version k.A. | 80 MSP

Über den Macher des Spiels findet sich wenig im Netz, sein Twitter-Account mit spärlichen sechs Tweets scheint alles zu sein; im Spiel selbst tauchen bis auf das Entwicklerlogo keine Credits auf (bin aber noch nicht ganz durch). Dabei ist Along Came A Spider ein sehr interessantes Jump&Run mit irgendeinem Spinnentier als Hauptfigur, das jedoch nur als schwarzer Punkt mit herumbaumelnden Beinen dargestellt wird. Ziel in allen 20 Level ist das heimische Spinnennetz, hierzu erlernt man im Spielverlauf einfach anwendbare Fertigkeiten wie das Klettern an Wänden oder das Absondern klebriger Spinnenfäden. Die Levelarchitektur besteht einzig aus drei Arten von Linien: elastischen weißen, tödlichen roten und stabilen schwarzen, an denen die Spinne nicht klettern kann. Befindet man sich in der Nähe eines Linienendpunkts, wird dieser grafisch hervorgehoben und fungiert auf Knopfdruck als Ankerpunkt für den Spinnenfaden. Hängt man an solchem, ist die Spinne einer manchmal etwas störrische Physik ausgesetzt und kann herumschwingen oder sich durch Ablösen des Fadens im rechten Moment fortkatapultieren. Außerdem ist der Faden klebrig und fängt Fliegen, von denen jeweils drei pro Level herumflattern. Viele Checkpunkte mindern den Frust, wenn man wieder einmal ins Nichts oder ein rotes Hindernis gesprungen ist. Bei jedem Tod verliert die Spinne ein Bein, jedoch scheinen diese auch nachzuwachsen, vielleicht wenn man den nächsten Checkpunkt erreicht? Bemerkenswert ist die teils abgedrehte Elektromusik und die farblich dezenten Hintergründe, die volle Aufmerksamkeit auf die abstrakte Leveloptik zulassen. Über Patches ist nichts bekannt.

Fazit: Along Came A Spider ist ein optisch sehr simples, aber trotzdem ansehnliches Geschicklichkeitsspiel mit einigen fordernden Passagen. Für mittlerweile 80 Punkte eine klare Pflichtanschaffung für Plattformfans!

Mehr vom Entwickler: Nichts bekannt.


MotorHEAT (Motor Heat)
Milkstone Studios (Twitter), 2/2010 | Spielinfo (1P) | Version k.A. | 80 MSP

Eine endlose Straße wartet auf den Spieler, der mit seinem Supersportwagen dem Verkehr ausweichen muss. Bremsen ist nicht möglich, es geht immer nur vorwärts - außer man kracht in ein anderes Auto. Dann werden vom Zeitkonto 10 Sekunden abgezogen und weiter geht die Raserei. Rechtzeitig die geforderte Strecke zurückzulegen, so lautet die immerwährende Aufgabe, und den nächsten Level erreichen, welcher ohne Spielunterbrechung mit neuen Witterungs- und Lichtverhältnissen aufwartet. Wird das Rennauto knapp an anderen Vehikeln vorbeigesteuert, bekommt man mehr Punkte und die Anzeige für den Boost füllt sich, der sich jederzeit fast stufenlos aktivieren lässt. Man könnte also nonstop boosten... Zusammen mit ein paar einsammelbaren Extras (bspw. Unverwundbarkeit) und dem bis zu einem Unfall stetig, mit Boost schneller ansteigenden Punktemultiplikator ist MotorHEAT ein auf Highscore-Jagd komprimiertes Burnout. Die 3D-Grafik ist sauber, auch wenn es hin und wieder bei Spezialeffekten kurze Ruckler gibt (führte bei mir aber nie zu einem Crash), die Soundeffekte und Musik gerieten erfreulich unaufdringlich. Nach jedem Rekordversuch kann man die erreichten Punkte per Textnachricht als "Challenge" an seine Freunde schicken. Das Spiel bietet zudem eine Online-Punkteliste, die aber auf einem P2P-System fußt, sprich: Highscores werden nur mit Spielern synchronisiert, die auch gerade MotorHEAT spielen. Bei meinem ersten Spiel gab es daher nur zwei Einträge in der Liste, mittlerweile bin ich mit meinem aktuellen Topscore von knapp 14 Millionen einer von 3.200 Spielern. Es gab bisher zwei Aktualisierungen (Bugfixing und Balancing); neben erwähnten Rucklern sind mir als verbleibende Fehler nur das jeweilige Erwerbsdatum der "Awards" aufgefallen, welches leider am Tag nach Erreichen der Auszeichnung auf "01.01.0001" gestellt wird. Man muss außerdem anmerken, dass hohe Punktezahlen in nicht geringem Maße vom zufälligen Erscheinen der Extras abhängen können.

Fazit: Gute Spielbarkeit, gelungene Grafik, Online-Funktionen und alles für nur 80 Punkte. Kaufbefehl für die kurzweilige Punktejagd zwischendurch!

Mehr vom Entwickler: Das Erstlingswerk und 2D-Rennspiel Little Racers (240 MSP) bietet sogar Online-Multiplayer, ich habe jedoch Schwierigkeiten mit der Vogelperspektive; Entwickler Alejandro "WaaghMan" González schrieb eine "Post mortem"-Nachbetrachtung zum Spiel. Der zweite Milkstone-Titel war Wool (80 MSP), vergleichbar mit dem XBLA-Game Flock! - man muss also störrische Schafe indirekt einfangen; Spielprinzip als auch Grafikstil sagten mir nicht zu (Nachbetrachtung). Das neueste Spiel Avatar Ninja (80 MSP) variiert und erweitert das MotorHEAT-Gameplay, macht es dabei jedoch leider komplizierter.


Vampire Rage [Update]
Tricktale (Twitter), 6/2010 | Spielinfo (1-2P) | Version 1.1 | 80 MSP

Als - Überraschung - Vampir fliegt man über Landschaften und metzelt Monster aus der Bullet Hell dahin, die den rachsüchtigen Untoten massiv aufs Korn nehmen. Hält man den Feuerknopf gedrückt, verwandelt sich der bisherige Streuschuss in einen mächtigen Energiestrahl. Außerdem lassen sich gegnerische Projektile per Schwertattacke zurückschlagen. Ein paar Details im Spielsystem sind mir bisher nicht völlig klargeworden: Vernichtet man einen Gegner, absorbiert der Vampir dessen Blut. Was das aber genau bringt, weiß ich nicht (evtl. Extraleben), zumal die Punkte für den Kill sofort beim Gegner angezeigt werden. Es gibt außerdem frei positionierbare Bomben, die automatisch nach Erwerb abgefeuert werden. Man erhält anscheinend eine Bombe, wenn eine bestimmte Anzahl Monster auf einen Schlag durch abgewehrte Schüsse hinweggerafft werden. Auf dem normalen Schwierigkeitsgrad ist die Bombenausbeute auf jeden Fall extrem gering, auf der "Rage"-Stufe keine Besonderheit. Übrigens erklärt Vampire Rage bei jedem Spielstart die Steuerung, doch wie genau eine Bombe nun erworben wird, bleibt unerwähnt. Es gibt scheinbar drei mittellange Stages (womit das Spiel ziemlich kurz wäre), zumindest Level 1 und 2 kann man im Pausenmenü überspringen. Die Grafik ist von malerischer Düsternis, die Musik atmosphärisch passend. Unübersichtlich kann es werden, wenn man Gegnerhorden im Nahkampf vernichtet und die Spielfigur dann unter Sterbeanimationen, Blut und Punktezahlen verschwindet. Im Gegensatz zu MotorHEAT sind die Online-Punktelisten bei mir immer noch verwaist [einen weiteren Spieler sehe ich mittlerweile]. Es gab bisher eine Aktualisierung (v.a. Steuerung und Balancing), deren Änderungen vorbildlich im Spiel abrufbar sind!

Fazit: Eine im Kern einfache Spielmechanik zusammen mit gelungener Technik ergibt einen überzeugenden Score-Shooter. Jedoch bin ich in dem Genre auch kein Experte und im normalen Modus meist im zweiten Level krepiert; mein Highscore beim dritten Boss ist momentan knapp 1,2 Millionen.

Mehr vom Entwickler: Tricktales erstes Spiel PyroManic - Solo (80 MSP) wird als "fast paced arcade style 'twitch' action game" beschrieben und ist eine Art Space Invaders mit Farben und zuviel Knopfgedrücke. Der nächste Titel wird ein Shoot'em up.

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