Call of Duty: Black Ops

Dies ist eine schamlose Zweitverwertung eines heruntergeschriebenen Textes zur Black Ops-Kampagne. Es kommen Spoiler vor.

In der letzten Mission von Black Ops flüchtet man vor einbrechenden Wassermassen. In der ersten Mission von Modern Warfare flüchtet man vor einbrechenden Wassermassen. Gab es in den den drei Jahren zwischen den beiden Spielen keinen Fortschritt? Im Geiste einer typischen "Höha, schnella, weita"-Fortsetzung war man in MW/CoD4 noch auf einem schnöden Schiff, in BO auf einer Unterwasserstation. Und sonst?

Die ersten Missionen von BO fand ich erschreckend schlecht: Unüberschaubare Gegnermassen von irgendwoher, viel Sterben, enge Level. Vielleicht war ich besonders sensibilisiert, weil ich zuvor Red Dead Redemption und Batman: Arkham Asylum vom "Pile of Shame" gespielt hatte, und dann ist ein Call of Duty-Spiel mit seiner schlauchigen Levelstruktur erst einmal wieder gewöhnungsbedürftig. Trotzdem nervt es einfach nur noch, dass man quasi einen Hollywood'schen Actionfilm spielt, aber eben nicht so unter den Gegnern wüten kann, sondern von allen Seiten niedergeschossen wird. Einige Stellen sind auch Trial and Error, ansonsten scheitern Missionen nicht selten, weil man sich nur ein paar Meter vom Team entfernt hat. Unverständlich, dass die Skripte immer noch absolut unflexibel sind und Verbündete einen durch Gegenlaufen wegschieben, wenn man zufällig in deren Weg steht!

Gelungen fand ich das Spiel eigentlich erst ab der 1945er Mission im ewigen Eis - vielleicht weil man die Gegner dort gut sehen konnte? Generell scheinen die jüngsten CoDs erst in der zweiten Hälfte aufzudrehen:
  • Mini-Echtzeitstrategie im Blackbird mit fliegendem Wechsel in die zu befehligenden Truppen! Leider viel zu kurz und zu leicht.
  • Bedrückende Kämpfe mit Atemmaske in Giftgaswolken! Die Gegner schienen mir da aber zu zielsicher und die Sichtbeschränkungen wurden durchs Infrarotvisier etwas relativiert.
  • Flucht vor Lawinen und Basejumping!
  • Flug- und Bootsequenzen! Wenn auch etwas hakelig zu steuern.
Treyarch hat sich also noch einiges einfallen lassen und für mich als ausschließlicher Modern Warfare-Spieler war das Dschungel-Setting zudem noch neu. Vietnam hat mir grafisch auch am besten gefallen, mit den abgebrannten Wäldern, den Schlangen unter Wasser und der Tunnelrattenpassage. Ansonsten hat die Grafik aber auch ein paar Aussetzer, wenn manche Details krude umgesetzt wurden (bspw. das sinkende Schiff '45). Was mich noch irritiert hat: Wenn Treyarch "große Bilder" schaffen möchte, klatschen sie die Landschaft einfach mit Flug- und Fahrzeugen voll. Nur fliegen die Hubschrauber für meinen Geschmack viel zu tief und bewegen sich auch ein bißchen komisch. Peinlicher Höhepunkt sicher das allerletzte Bild im Spiel nach dem Auftauchen, wo gefühlt die gesammte Navy-Flotte auf engstem Raum zu sehen ist und Kampfflugzeuge den Himmel durchkreuzen.

Die CoD-Spiele von Treyarch sind übertrieben brutal, was viele Schnitte in der deutschen Version bedeutet. Mir ist fast gar nix Brutales mehr aufgefallen, außer das Einschlagen des Schädels in Vietnam (creepy Gesichtsausdrücke der Toten!) und die Exekution der Deutschen '45, wo wohl Schädelfragmente wegfliegen, die Köpfe aber intakt bleiben.

Apropos peinlich: Gut gelacht habe ich bei dem Ausbruch aus dem russischen Gefangenenlager, wie die Insassen dauernd den dämlichen Plan rezitierten. Kann aber auch an der deutschen Synchro gelegen haben, die übrigens teils erschreckend schlecht zu den Mundbewegungen passt! Ebenso unfreiwillig komisch und mich an Blade II erinnernd: Als der Protagonist sich endlich erinnert, setzt sich der Geheimdienstmann zu einem Rockriff seine Sonnenbrille im Dunkeln auf - herrlich! Musikalisch hat mir das Spiel ganz gut gefallen mit seiner plakativen Elektrorockmusik (in der dt. Version fehlt leider "Sympathy for the Devil", das übrigens nicht in der Hubschrauber-, sondern der Schnellbootmission käme). Was aber Eminem im Abspann soll, werde ich nie verstehen...

Überraschend gut fand ich die Geschichte, die durch die Konzentration auf einen Protagonisten auch nachvollziehbarer geriet. Den extrem hektischen Videoclips zwischen Levels konnte ich zwar nicht immer folgen, aber sie waren künstlerisch zumindest interessant. Richtig gut und abgespacet die Zahlen im Kopf der Spielfigur und wie sich dann in der finalen Erinnerungsmission die Umgebung verändert (Scarecrow? :-). Die Gehirnwäsche als Twist des Spiels war mir aber kurz zuvor schon in den Sinn gekommen. Durch diese Enthüllung wurde übrigens auch eine Szene erklärt, die für mich sonst das worst script ever gewesen wäre: Als man sich in einem Container in die Russenbasis schmuggeln lässt, an einer Stelle aber dauernd entdeckt wird, auch wenn man im Dunkeln steht. Später wird aber deutlich, dass eigentlich der Begleiter - also man selbst - entdeckt wurde.

Fazit

Black Ops habe ich auf dem zweitleichtesten Schwierigkeitsgrad gezockt, weil die höheren einfach nur nerven, denn dort wird ja nicht der Gegner schlauer, sondern nur härter. Ich habe gefühlt noch weniger Zeit gebraucht als für Modern Warfare 2 - fünf Stunden, vielleicht sechs? Wie schon eingangs erwähnt, finde ich derartig starre Schlauchschießbuden nicht mehr zeitgemäß und ebensowenig überzeugend, als dass ich hohe 80er oder gar 90er nachvollziehen könnte. Interessanterweise hatte gerade das Over-the-Top-Setting von MW2 genannte Schwächen für mich übertüncht, im etwas realistischeren BO klappt das nicht mehr. Ein durchaus unterhaltsames Spiel, aber ganz sicher nicht mehr.

Call of Duty: Black Ops (360 u.a.)
Treyarch/Activision 2010 | MobyGames | OGDB
Director: David Anthony
Producer: Pat Dwyer

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