Fringe (4.20)

Der Ausflug ins Jahr 2036 der letzten Episode wird erst einmal nicht fortgesetzt, dafür verkündet Walter den versammelten Protagonisten beider Universen Robert David Jones' Plan, der ihm in einem Traum bewusst wurde. Mit herrlichen Kinderzeichnungen erklärt er, dass Jones tatsächlich die beiden Welten kollabieren lassen möchte. Daraus würde ein Urknall und damit ein neues Universum entstehen - also nichts mit einer Vermischung. Jones wolle mit seinen genetisch veränderten Geschöpfen in einer Sicherheitszone überleben (einen Urknall?!), die er in einer früheren Episode testete. Inwiefern Jones die Naturgesetze in diesem neuen Universum festlegen und kontrollieren vermag, wie Walter behauptet, bleibt unklar. Ich wiederhole mich: Jones macht keine halben Sachen, Gottkomplex ahoi! Bernd Michael Krannich kritisiert bei Serienjunkies erneut die Jones-Handlung, weil fast alle Informationen über ihn aus Erzählungen und Spekulationen von Dritten stammen.

Die Vernichtung der Welten plant Jones, indem er die unterschiedlichen Schwingungen der beiden Universen verändert, was schließlich zu eine Art Resonanzkatastrophe führen wird. Mittel zum Zweck sind ehemalige Cortexiphan-Kinder, die er über Jahren mit einem angeblichen Angriff der anderen Seite indoktrinierte und nun welt(en)weit synchronisiert Erdbeben mit ihren Kräften auslösen lässt (Serienjunkies: "Acht von zehn Fringe-Drehbuchautoren schwören auf das Wundermedikament, um einen schnellen Handlungsbogen zu schlagen"). Ihre Doppelgänger im Alternativuniversum sind dabei nur Empfänger, aber einer von ihnen erfährt dabei Visionen und meldet sich bei der Fringe Division. Er wird dann via LSD und Neuralstecker mit Olivia verbunden, die so das Original - aus den ersten Staffeln bekannt, wie Serienjunkies weiter ausführt - sehen (aus externer Perspektive?!) und aufspüren kann...

Oh man, was für harter Tobak, über den sich auch Cordial Deconstruction auslässt! "And this makes perfect sense to all of you?" fragt der Doppelgänger und Nerdlee antwortet bloß: "I find it's best if you just go with it." Immerhin werden viele von Jones' früheren Aktivitäten so erklärt - außer, warum er Olivias Kräfte wollte (die mittlerweile keine Rolle mehr spielen...). Polite Dissent wundert sich, dass noch so viele Cortexiphan-Kinder existieren (27! Aber vieles stieß ihnen vielleicht nur in der alten Zeitlinie mit Peter zu), und fragt außerdem:
«With all the issues with the Cortexiphan kids in the past, you’d think they’d be kept under surveillance. Especially since we’ve learned Jones has been playing with the stuff.»
Wie Jones es schaffte, sie alle zum Mitmachen zu überreden, wird zwar in der Episode thematisiert, aber nicht beantwortet. Je nun, die menschliche Erdbebenmaschine ist nun gefangen und Olivia versucht ihn davon zu überzeugen, dass es keinen Krieg zwischen den Welten gibt und Jones ihn angelogen hat. Es scheint zu gelingen (dabei wird übrigens erwähnt, dass in den einst bei Meana erbeuteten Aufzeichnungen von Jones quasi nichts Verwertbares dabei war). Für mich stand jedoch sehr offensichtlich im Raum, dass sein Einlenken nur vorgetäuscht sein könnte. Und, huch, das ist es auch - "gut", dass er nur von einem Agenten bewacht wurde. Cordial Deconstruction wirft ein, dass ein gemeinsames Auftreten von Olivia und Fauxlivia sicher überzeugender gewesen wäre.

Anstatt ihn nun erneut über sein Gegenstück aus dem Alternativuniversum ausfindig zu machen, wird angesichts der knappen Zeit bis zum nächsten Erdbeben-Flashmob Plan B umgesetzt (die US-Regierung nickt alles ab, wie Serienjunkies ungläubig notiert): Die Maschine, welche beide Welten verbindet, soll abgeschaltet werden, wodurch Jones' Plan ausgehebelt wird. Dies würde zwar den Heilvorgang der anderen Seite beenden, aber nicht umkehren (warum, fragt sich Polite Dissent). Schweren Herzens macht man sich ans Werk. Zum Ende der dritten Staffel drückten sich die Serienautoren - wie mehrfach von mir kritisiert - vor großen Konfrontationen durch die Einführung der Weltenbrücke. Nun gibt es eine kleine Wiedergutmachung am anderen Ende der emotionalen Skala: In ruhigen, melancholischen Szenen verabschieden sich Olivia, Fauxlivia, Peter, Nerdlee - er möchte wegen Faux im anderen Universum bleiben -, Astrid, Asprid, Broyles und schließlich Walter und Walternate, die laut Vladislav Tinchev das erste Mal in dieser Staffel aufeinander treffen (die schönste, wenn auch nicht emotionalste Szene fand jedoch vorher statt, als Fauxlivia von Regenbögen schwärmte). Dann schaltet Walter die Maschine aus und die andere Seite des Raumes ist leer, die Universen sind getrennt.

War es das mit dem Alternativuniversum? Wirklich glauben kann ich es nicht, aber die ausführlich gezeigten Trennungsszenen fühlten sich sehr nach Abschied an. Es wäre schade, vor allem wegen Fauxlivia (viele Charaktere gibt es drüben ja nicht mehr). Zumindest Jones verfügt jedoch weiterhin über eine eigene Portaltechnik und "wir kennen inzwischen eine ganze Reihe von Wegen, um zwischen den Universen zu reisen, auch wenn es Nebenwirkungen gibt" (Serienjunkies) - falls die gekappte Brücke nicht die Mauer zwischen den Welten irgendwie verstärkte.

Völlig unklar bleibt weiterhin, wie die in der vorherigen Episode etablierte und von bösen Beobachtern beherrschte Zukunft mit dem aktuellen Geschehen und Jones verbunden ist. Nach aktuellem Stand könnte man das andere Universum aus der Geschichte streichen und Jones vielleicht auch (obwohl er sicherlich mit seinem Mutantenzoo in unserer Welt sich versteckt). Aber wie letzte Woche fehlen einfach noch viele Informationen zur abschließenden Beurteilung. Polite Dissent wertet: "The re-separation of the Universes was well done, but the rest of the episode was just OK." Bernd Michael Krannich bei Serienjunkies lobt die handwerklich solide Finalvorberetung, dass viele Handlungsbögen abgewickelt wurden und "jetzt gehen die beiden Universen wieder ihre getrennten Wege, in Liebe und Frieden und so." Vladislav Tinchev fordert erneut den Emmy für John Noble und sieht im Liedtext von "Somewhere over the Rainbow" eine kaum zu übertreffende Beschreibung dieser Episode, weswegen ich mir seine Ausführungen zu Farben und Gefühlen an dieser Stelle spare.

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