Vom 17.-19. September fand in Leipzig die zehnte
Elstercon statt, welche seit 1992 alle zwei Jahre vom Verein "Freundeskreis Science Fiction Leipzig" veranstaltet wird. Neben einem Buchmarkt gab es Vorträge, Lesungen und Diskussionen, außerdem wurde der
Deutsche Science-Fiction-Preis sowie der Kurd-Laßwitz-Preis verliehen.
Anfang des Monats hatte
René Meyer als Webmaster der Elstercon-Seite schon auf die Convention
hingewiesen und er wuselte dann auch fotografierend herum. Mich hatte die Veranstaltung aber wenig interessiert, weil ich schon länger nicht mehr wirklich in der SF-Literatur unterwegs bin. Zwei Wochen später
verkündete Torsten "
Wortvogel" Dewi - mir seit seinem Buch
Das Babylon 5-Universum und der "Hausrocker"-Zeit im BadMovies.de-
Forum bekannt -, dass er auf der Elstercon einen Vortrag halten werde zum Thema "Von Idioten umzingelt - über den Mangel an deutscher SF in Film und TV". Da habe ich dann mal die Preise und Anreise geprüft und entschieden, am Samstag vorbeizuschauen.
Trotz Schienenersatzverkehr gab es keine Probleme bei der Anfahrt und der Veranstaltungsort war auch schnell gefunden:
Anstatt der normalen Dauerkarte konnte man auch Tickets für Einzelveranstaltungen zu je 3 € erwerben. Lesungen und Preisverleihungen interessierten mich nicht, weswegen ich nur Dewis Vortrag und die Forumsdiskussion "Wohin - Chancen der SF" besuchte; der Buchmarkt mit ein paar Kleinverlagen und Gebrauchthändlern kostete einmalig 3 €. Da beide Säle nur via Buchmarkt erreichbar waren, hätte mich interessiert, wie es gehandhabt wurde, wenn man dafür keine Karte gelöst hat (wie ich es eigentlich vorhatte). Es schienen aber eh fast nur Dauergäste unterwegs zu sein.
Es gab auch eine täglich ausgedruckte Convention-Zeitschrift, die mit nebenstehendem High-End-Laptop erstellt wurde und entsprechend gelayoutet war ("Nadeldrucker Chic").
Torsten Dewis Vortrag war mit 12:30 Uhr eine halbe Stunde später angesetzt als im Internet angekündigt, weswegen ich vorher noch in Ruhe ein Brötchen als erste Mahlzeit des Tages verschlingen konnte. Frisch von der Autobahn legte Dewi dann pünktlich los. Auf die Frage, wer ihn denn nicht kennen würde, meldete sich quasi der gesamte Saal, worauf der Wortvogel erst einmal Selbstdarstellung anhand seiner Bücher und Requisiten vergangener Filmprojekte vollzog (er steht immer noch zu
Sumuru - Planet der Frauen). Sein Vortrag selbst war dann informativ und faktenreich mit konstantem Redefluss - folgende Pose ist also nicht repräsentativ (ging mir auch mehr um Vokuhila und Hemd rechts :-).
Nach dem anderthalbstündigen Vortrag inklusive einiger Fragen musste Dewi vor dem Saal noch
Conbücher im Akkord signieren. Seine kreischenden Groupies, die seine Handschrift auf ihren BHs wollen, waren abwesend. Ich gab mich dann als Leser seines Blogs zu erkennen und es schien den Wortvogel doch deutlich zu freuen, dass wenigstens einer aufgetaucht war. Kurzentschlossen drückte er mir sein neues Buch
Das Erbe der Nibelungen in die Hand und schrieb meinen Nickname sogar ungefragt richtig:
Es folge ein kurzer Smalltalk über BadMovies und so, schließlich tauchte noch der spätere Podiumsleiter auf und wollte einen
Dune-Bildband signiert bekommen, also zur 2000er TV-Miniserie mit Uwe Ochsenknecht und der auffällig blinkenden Bombe, die ich gleich monieren musste. Dann hatte ich knapp drei Stunden frei, fuhr in die Innenstadt und sah mich da um. Im Karstadt machte ich dann ein derbes Schnäppchen:
Der Neupreis betrug übrigens 21,99 €. Einige Regale weiter konnte ich dann folgendes festhalten - endlich werden die Werke des
Mannes richtig wertgeschätzt:
Mit etwas Verspätung ging dann die um 17:15 Uhr angesetzte Podiumsdiskussion zum Thema "Wohin - Chancen der SF" los. Auf der Bühne saßen von links Torsten Dewi,
Lukas Kollmer, der Moderator Bernard Craw,
Thor Kunkel und
Greg Bear. Bear (großer Eintrag in der "Encyclopedia of Science Fiction" - kannte ihn aber nicht bewusst, soviel zu meinen SF-Literatur-Kenntnissen), hatte einen Übersetzter zur Seite, mit dem ich mich zuvor noch etwas über Comics unterhalten hatte. Kunkel war mir noch aus Rowohlt-Zeiten namentlich bekannt, Kollmer sagte mir überhaupt nichts.
Die Diskussion fing etwas schleppend an, steigerte sich aber im Verlauf. Leider war Bear nur indirekt eingebunden, da es eben keinen Simultantranslator gab, sondern nur einige wichtige Aussagen und direkte Fragen übersetzt wurde. Und alle paar Sätze wurden seine Aussagen auf Deutsch rekapituliert, was natürlich die Fahrt aus einer Diskussion nimmt. Aber er meldete sich mit klugen und witzigen Statements zu Wort, Dewi war offensiv mit klaren Aussagen immer zur Stelle, Kunkel taute sichtbar auf (und kündigte an, die ebenfalls eingeladene
Juli Zeh zu fragen, warum sie nicht zugesagt hat - Angst vor dem Label "SF"?). Kollmer wusste und/oder wollte leider kaum Erhellendes beitragen, vielleicht weil sein Œuvre am wenigsten der Science Fiction zuzurechen ist; Thor Kunkel stellt auch keinen "klassischer" SF-Autor dar (um die Auflösung des Begriffs ging es in der Diskussion). Die Kommentare aus dem Publikum waren teils grenzwertig, aber wurden als Impulse immer vom Podium aufgenommen. Nach etwas weniger als anderthalb Stunden war dann Schluss, um zur
Kurd-Laßwitz-Preis-Verleihung überzugehen. Da hab ich mich dann auf den Heimweg gemacht.
Vielleicht fällt es auf den Fotos auf, es wurde auch in der Diskussion thematisiert: Der Altersschnitt des Publikums war
erschütternd erstaunlich hoch! "Junge Leute" unter Dreißig waren kaum auszumachen (abgesehen vom Standpersonal der Kleinverlage), Teens sah ich gar nicht, dafür eine Menge, äh, Rentner (Props fürs Lesen von SF!). Ich hatte mir die ganze Convention etwas größer vorgestellt (auch wegen der Verleihung wichtiger Genrepreise), angesichts hochkarätiger Gäste (z.B. noch
Kristine Kathryn Rusch, die ich natürlich auch nicht kannte) lässt sich die Elstercon wohl als kleine, aber sehr feine Veranstaltung beschreiben mit informierten Besuchern. Und mir.
Nachtrag: Der Wortvogel selbst schildert den Elstercon
so, außerdem steht bei
YouTube sein Vortrag in sechs Teilen online.