Freitag, 2. November 2007

MTV EMAs 2007

Am 1. November fanden in München die MTV Europe Music Awards statt. Die Show selbst ging knapp zweieinhalb Stunden, unterbrochen von zig Werbeblöcken. Insgesamt muss man sagen, dass die EMAs 2007 ziemlich öde waren. So öde, dass ich überwiegend Full Metal Jacket auf arte und später Schmidt & Pocher auf ARD geschaut habe (letztere haben sich nach ihrer ersten Sendung sehr gesteigert; Pocher scheint Schmidt zu beflügeln und die anarchische Note ist wieder da).

Der "Host" der EMAs war Snoop Dogg, von dem MTV sich wohl das ein oder andere Skandälchen erhofft hatte. Der Doggfather mit seiner relaxten, durch Dauerkiffen geformten Art blieb aber... relaxt. Ein Auftritt in Lederhosen, "Motherfucker" und ein netter Backstage-Ausflug zu Nicole Scherzinger bleiben einzig in Erinnerung (leider klinkte er sich nicht rappend ein, als Samy Deluxe neben ihm freestylete).
Stattdessen war Dave Grohl von den Foo Fighters der inoffizielle Gastgeber, der an einer vom Oktoberfest inspirierten VIP-Bar saß, gut aufgelegt seine "good friends" in Form von Laudatoren und Performern begrüßte, Schnaps trank und dauernd in die Menge grohlte gröhlte. Selbst Franka Potente durfte an die Bar (und Boris Becker) und wurde von Mr. Grohl geherzt. Am meisten stand aber Nicole Scherzinger im Mittelpunkt des männlichen Interesses, während sie selbst nur gut aussah und dauernd bekundete, wie "awesome" hier doch alles sein. Auf dem roten Teppich, der lila war, hatte sie es zuvor geschafft, auf eine völlig andere Frage von MTV-Moderatorin Mirjam Weichselbraun in einem Satz alle Facts zu ihrem Soloalbum unterzubringen...
Die Bar war also das Highlight der Show, auch wenn Dave Grohl einmal in der zensurfreien Live-Übertragung Serj Tarkian von System of a Down bei dessen USA-Kritik mit einem lauten "OHHHHHHHHH!" abwürgte.

Die nominierten Künstler waren dagegen die typischen, von MTV selbst gehypten internationalen Acts. Zwar war die Zahl der Artists, aus denen die Zuschauer die Nominees im Vorweg der Show auswählen konnten, dieses Jahr teils sehr groß, trotzdem setzten sich nur Altbekannte durch, die dann auch meist gewannen. Dass Avril Lavigne zwei Preise einheimste, einen gar für ihr schreckliches Liedchen "Girlfriend", passt da perfekt hinein (der Song ihres recht gelangweilten Auftritts war da besser; generell waren keine der Performances aufsehenerregend).
Wie immer waren über 90% der Nominierten aus Nordamerika oder Großbritannieren, ähnlich sah die Verteilung bei den Gewinnern aus.

Bushido wurde wieder "Best German Act" und bedankte sich nur auf Deutsch (Laudatoren Eva Padberg - die hätte mal mit Dapayk auftreten sollen - und ein Klitschko), Tokio Hotel waren bester "Inter Act" (Fankontakt oder so) und Bill Kaulitz stammelten dankend in Englisch, während er später noch auf der gigantischen, aus Bildschirmen bestehenden Bühne und unter Wasserfontänen herumhampelnd "Sruh se Monnsuhn" singen durfte.
(Die anderen nationalen europäischen Awards fanden anscheinend alle gleichzeitig oder in Werbepausen statt, zumindest bekam der deutsche Zuschauer davon nix mit.)

Viele internationale Stars wie Christian Aguilera oder Justin Timberlake kamen trotz Nominierung nicht, gewannen aber auch nichts (galt für den zum Glück ebenfalls abwesenden Nervbold Timbaland ebenso), Linkin Park und Rihanna bedankten sich per MAZ aus ihren schäbigen Tourtrailern heraus. Schade: Justice auf Frankreich gewannen erneut den Video-Award gegen Kanye West, der letztes Jahr noch als beleidigter Verlierer für einen "Skandal" sorgte und nun manches Mal Seitenhiebe deswegen einstecken musste. Aber auch er war anscheinend nicht vor Ort; West sagte kürzlich in einem Tracks-Interview, dass es nie gewinnt und deshalb nur noch eingeladen werden will, wenn er tatsächlich einen Preis bekommt.

Sonst noch was? Der Lärmpegel der jugendlichen Zuschauer in der Halle war konstant hoch, keine Ahnung warum die die ganze Zeit ohne Sinn und Verstand jubelten; davon war wohl auch Amy Winehouse bei ihrer Preisempfangnahme und späterem Auftritt genervt. Und warum es neben der coolen Bühne unstrukturiert komische Sitzecken und sogar Whirlpools gab, bleibt schleierhaft.
Vom Unterhaltungswert waren die diesjährigen EMAs überwiegend zweitklassig, MTV hoffte vergeblich auf Skandale. Musikalisch sind diese Veranstaltungen eh größtenteils unwichtig und unerheblich.

Der Sternwanderer

Seit dem Erfolg von Peter Jacksons genialer Herr der Ringe-Trilogie wurden so manche Fantasy-Schinken mehr schlecht als recht ins Kino gezerrt. Nun hat es eine 1998er Novelle von Neil Gaiman erwischt - den Sternwanderer -, inszeniert vom ziemlichen Regieneuling Matthew Vaughn.

Das kleine englische Dorf Wall liegt an einer langen Steinmauer, welche die unsichtbare Grenze zum magisches Reich Stormhold darstellt und von niemandem überwunden werden darf. Als der Protagonist Tristan, der vor 18 Jahren bei einem einmaligen Ausflug seines Vaters über die Mauer gezeugt wurde, seiner Angebeteten verspricht, ihr einen gefallenen Stern als Beweis seiner Liebe zu bringen, macht auch er sich auf und findet alsbald den Stern jenseits der Mauer - in Gestalt einer jungen Frau, hinter der auch einige alte Hexen her sind...

Die Geschichte des Films ist recht simpel, aber ohne Durchhänger erzählt und beginnt sofort ohne längere Einleitung. Der Sternwanderer ist auch keine epische Saga, sondern ein teils sehr klassischer Märchenfilm mit typischem Handlungsmuster. Hier gibt es keine gigantischen Massenschlachten oder schicksalsentscheidende Queste, der Film bleibt erfrischend bodenständig. Natürlich werden hie und da LotR-Styles wie eindrucksvolle Kamerafahrten bemüht, aber ansonsten stehen die Figuren im Mittelpunkt und deren Hatz nach dem Sternenmädchen Yvaine.

Erwähnenswert ist hier zum einen Robert De Niro, der zwar manchmal ins Overacting abdriftet, aber für unterhaltsame Szenen gut ist. Und dann stellt Der Sternwanderer auch das Comeback von Michelle Pfeiffer dar, die 2007 mit mehreren Filmen nach fünf Jahren Pause wieder auf der Leinwand zu sehen ist. Sie spielt die Oberschurkin Lamia, eine alte Hexe (mit entsprechendem Make-up), die durch Yvaine wieder jung werden will. Pfeiffers Part könnte man durchaus als Seitenhieb auf den Jugendwahn und die 40-Plus-"Mauer" in Hollywood deuten.

Herausragend am Sternwanderer sind aber die vielen kleinen Ideen, der (schwarze) Humor und zahlreiche witzige Sprüche; die sympathischen Figuren spielen sich hier gerne gegenseitig übel mit und geizen auch nicht mit verbalen, sehr gelungen synchronisierten Gemeinheiten (die Geister!).

Kritisiert werden kann wenig, wenn man eben kein Epos erwartet. Manche Spezialeffekte sehen nicht so prall aus, die Geschichte hätte trotz des Märchenkorsetts etwas gewitzter ausfallen können und leider sieht man von dem magischen Reich kaum etwas bzw. wird nicht wirklich in eine phantastische Welt entführt. Dies kostet den Sternwanderer in meinen Augen auch die Höchstwertung, trotzdem eine unbedingte Empfehlung! [4/5]

Der Sternwanderer (Stardust )
USA/GB 2007 | IMDb | OFDb
Regie: Matthew Vaughn
Buch: Jane Goldman, Matthew Vaughn, Neil Gaiman
Darsteller: Charlie Cox, Clare Danes, Michelle Pfeiffer, Sienna Miller, Robert De Niro u.a.

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