Samstag, 24. April 2010

Kick-Ass (Teenage Watchmen Wannabe)

Wer an der High School eine Brille trägt und Comics liest, gilt als Nerd und wird von Mädchen nicht beachtet. So ergeht es auch Protagonist Dave Lizewski, der sein durchschnittliches Leben aus dem Off kommentiert. Seine Mutter stirbt am Küchentisch. Dave und seine Freunde werden andauernd von Kleinganoven abgezogen und niemand hilft. Er bestellt sich einen Taucheranzug, um als "Kick-Ass" das Böse zu bekämpfen. Dabei verreckt er fast und trifft "Big Daddy" und "Hit-Girl", die das Superhelden-Handwerk besser verstehen und ernster nehmen...

Kick-Ass wird als Kultfilm gehandelt, hat jedoch eine zentrale Schwäche: Er möchte zu viel. Anfangs erleben wir eine typische High-School-Komödie über Außenseiter, durchaus charmant und witzig, aber altbekannt, dazu nicht übermäßig inspirierte Diskussionen über Superhelden in der realen Welt. Als Kick-Ass schließlich durch die Straßen zieht, beginnt die bodenständige Genreparodie, nur weiß der Film alsbald mit seiner Hauptfigur nicht mehr viel anzufangen. Dadurch gelingt der Übergang zum ernsten Actionfilm nur schleppend; nach der furiosen Premiere der echten Helden bricht das Tempo vorübergehend ein: Kick-Ass verhält sich zunehmend passiv, was besonders bei seinen Kämpfen ein amüsanter Gegensatz zu seinem Namen darstellt. Gleichzeitig stehen er und sein Freundeskreis samt heißem Girl of Interest im Mittelpunkt, die Helden- und Schurkenfamilien Macready und D'Amico sind aber wesentlich interessanter.

Apropos Kämpfe: Diese sind überraschend blutig und brutal, was nur bedingt zum überwiegend heiteren Grundton des Films passt. Für sich genommen ist die Action aber hervorragend inszeniert und mit toller Musik unterlegt, neigt jedoch zur Überanspruchung von sehenswerten, doch keineswegs neuen Stilelementen (z.B. Ego-Sequenzen). Dabei geht ziemlich unter, dass Hauptakteurin "Hit-Girl" ein elfjähriges Mädchen ist, das flucht und mordet! Von ihrem liebenden, aber psychotischen Vater wurde sie jahrelang auf Kosten ihrer Schulbildung zur Verbrecherjägerin ausgebildet (übrigens: Nicolas Cage' Synchro ist hier noch unterträglicher als sonst). In einer an Matrix angelehnten Szene trägt sie gar eine Schuluniform - offensichtlicher kann die Parallele zu Mangas und Animes nicht mehr sein.
Während Kick-Ass bald alles über den Kopf wächst - dafür aber nach einer widerlichen Klischeebeichte bei seinem Mädchen landet, um als Mann das Finale bestreiten zu können -, bleibt Hit-Girls Seelenleben beinahe unangetastet. Auf das Gebiet der Analyse und Dekonstruktion von Superhelden wie der brilliante Watchmen wagt sich Kick-Ass somit kaum, dazu geraten auch die ernsten Szenen des Film einfach nicht ergreifend genug.

Trotz der vielen Kritik - hier möchte ich noch überflüssige Polizisten erwähnen -, ist Hit-Girl Kicks Ass Kick-Ass insgesamt aber ein unterhaltsamer Film. Regisseur Matthew Vaughn war leider nur etwas zu ambitioniert, ganz im Gegensatz zu seinem vorhergehenden Film Der Sternwanderer. Es verbleiben mitreißende und rabiate Kämpfe, alberne Verkleidungen, netter Humor (weniger Witze denn Situationskomik) und ein paar hintergründige Anspielungen. Come on now, who do you, who do you, who do you, who do you think you are?

Kick-Ass
USA/GB 2010 | IMDb | OFDb
Regie: Matthew Vaughn
Buch: Jane Goldman, Matthew Vaughn, Mark Millar, John Romita Jr.
Darsteller: Aaron Johnson, Chloe Moretz, Nicolas Cage, Mark Strong, Christopher Mintz-Plasse, Lyndsy Fonseca u.a.

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