Fringe (4.21) [Update]

Aus Unlust, vielleicht aufgrund der Richtung, in die Fringe zu gehen scheint, erst jetzt meine Aufarbeitung der vorletzten Episode. Und was für eine...

Die beiden Universen wurden in der letzten Folge getrennt, um sie vor der Zerstörung zu bewahren, und in der Zukunft lauern böse Beobachter. Welche Rolle wird dies nun alles spielen? Gar keine!

In Boston verbrennen plötzlich Passanten innerlich, rauchen aus allen Körperöffnungen. Eine korpulente Frau erkennt: "Don't move. I think when they move, they die." Und alle, die noch nicht vom inneren Feuer verzehrt wurden, verharren in ihren Bewegungen. Das Fringe-Team rückt an und Walter beginnt erst einmal planlos mit einem der Toten zu reden. Eine betroffene Rothaarige ist davon irritiert, meldet sich dann aber schnell als freiwillige Versuchsperson. Sie wird ohne Probleme in Walters Labor transportiert und dort bald die Ursache festgestellt: Naniten, die durch zu viel Bewegung aktiv werden. Glücklicherweise scheinen Kopf- und Armbewegungen nicht zu zählen. Oder vielleicht doch, denn plötzlich steigt die Körpertemperatur der Rothaarigen dramatisch. Das Gegenmittel ist noch nicht bereit, dafür aktiviert Olivia ungewollt ihre Cortexiphan-Skills und rettet die Frau - erstmals seit Folge 4.14 treten ihre Kräfte wieder auf.

Dank Videoüberwachung wird Robert David Jones identifiziert, der die Naniten persönlich platzierte. Er befindet sich also seit der Trennung in unserem Universum (oder kann noch hin- und herreisen, dazu erfährt man nichts). Walter hat sich derweil die Naniten genauer angeschaut und kommt zu dem Schluss, dass Jones, dem er vor einiger Zeit noch absolutes Genie attestierte, diese nicht erschuf - nur William Bell könne das getan haben. In dieser Zeitlinie starb Bell offiziell bei einem Verkehrsunfall vor einigen Jahren, aber Walter ist überzeugt: Ja, er lebt noch, er lebt noch, er lebt noch.

Für den Zuschauer ist diese Wendung keine Überraschung, sah man Bell doch in der vorletzten Episode in Amber eingeschlossen. Und schon wird man Zeuge, wie Jones Bell Bericht erstattet, dass die fiese Olivia den perfiden Nanitenplan vereitelt habe. Dass sie ihre Fähigkeiten einsetzte, kann er nicht wissen, also sind für ihn die anderen Mitglieder des Fringe-Teams ohne Relevanz?! Bell faselt von Langzeitplänen und dass durch das Opfer wertvoller Schachfiguren der Erfolg maximiert werden könne - "the bishop [Läufer] must be sacrificed"... Mach ich, meint Jones, und haut ab, um...

... einen Orbitallaser auf Boston abzufeuern! Okay, nicht wirklich, aber mit Satelliten wird nachts das Sonnenlicht gebündelt, welches so ein Erdölreservoir unter der Stadt entflammen soll. Das findet Walter nebenbei heraus und schickt Olivia und Peter zu den ermittelten Koordinaten, von wo aus die Satelliten gesteuert werden. Aber eigentlich will er ja Bell finden, der ihn vor seinem Tod in der Psychiatrie besuchte. In dem Gästebuch der Anstalt fehlt zwar Bells Name, aber Walter ist im Wortsinne ein Schnüffler und nimmt das Schriftstück in sein Labor. Eine herkömmliche DNS-Suche ist ergebnislos, weswegen Walter das Papier in einem Cortexiphan-Schweinehirn-Zitronenkuchen backt. Ganz genau! Dadurch wird eine kurzzeitige Geweberegeneration aktiviert - laut Walter ein kaum bekannter Nebeneffekt des Cortexiphans (Serienjunkies: "eine Beleidigung für den Zuschauer"). Das Ergebnis: Fingerabdrücke, fürs bloße Auge sichtbar. Und der aufgeschnittene Kuchen wächst auch wieder zusammen. Leider sind die Abdrücke sind besonders deutlich, weswegen Walter auch fleißig auf der Buchseite herumtatscht. Astrid entdeckt einen braunen Fleck und Walter erschmeckt chilenische Mandeln - die mochte Bell besonders gerne und ließ sie sich früher extra importieren. Also brechen die beiden zur Apfelmusfabrik, äh, zum Einfuhrhändler auf.

Derweil sind Olivia und Peter bei den Koordinaten angekommen und entdecken zwei Antennen. Natürlich sind sie alleine unterwegs, denn sie wollen den Ruhm ganz für sich, wenn sie Boston vor einer Roland-Emmerich-Explosion bewahren. Gleichzeitig drehen sie dann Regler an den Funktürmen, als Jones zuschlägt - mit einer Brechstange auf Peter. Jones sah die beiden übrigens schon bei ihrer Ankunft, vermasselt aber trotzdem seinen heimtückischen Angriff und balgt sich jetzt mit Peter. Olivia will vom anderen Dach herüberschießen, als ein natürlich nicht informierter Sicherheitsdienst auftaucht und sie zwingt, die Waffe zu senken. Dass sich drüben zwei Männer lautstark prügen - egal. Olivia gehorcht, fegt mit einer Magneto-Geste aber auch die Pistolen der Wachleute aus deren Händen. Und dann heißt es "Street Fighter VR": Sie überträgt ihre Schlagbewegungen via Gedankenkraft auf den bedrängten Peter, der so unterstützt Jones umhaut. Dieser erkennt: "I got it wrong. I was the sacrifice" (wenn schon hätte ich Walter, nicht Peter Bishop als mein Ziel erachtet). Dann zerfällt Jones' Gesicht halb zu Staub und der Schurke ist Geschichte. Olivia schaut zwischendrin so ungläubig wie ich als Zuschauer.

Walter und Astrid haben mittlerweile den Importeur erreicht, aber eine Wache erklärt, dass das Geschäft längst aufgegeben wurde. Dann zieht er ab, ohne die beiden aus dem Lagerhaus zu schmeißen. Da hört Walter ein Geräusch - Mutanten voraus? Sie schleichen herum, werden von den schwer bewaffneten Wachmännern erwischt. Der große Augenblick von Astrid, nur vergleichbar mit dem kämpfenden Yoda in Star Wars: Episode II: Mit einem dem "Kranich" aus Karate Kid ebenbürtigen Tritt knockt sie ein paar Schufte aus und flieht mit Walter. Etwas Geballer, dann ein Schuss und Astrid fällt tödlich (?) getroffen in Walters Arme! Wenige Sekunden später steht William Bell vor ihm. "Hello, again old friend."

Oh. Mein. Gott. Fliegende Stachelschweinmenschen waren erst der Anfang! Diese Episode ist eine hochverdichtete Trashgranate mit hanebüchenen Haupt- und Nebenhandlungen, die in Rekordtempo abgehandelt werden. Es könnte natürlich sein, dass Bell in der nächste Folge seinen brillanten Masterplan enthüllt (z.B. "ich wollte dich herlocken"), aber im Hier und Jetzt sind die Geschehnisse und Wendungen sinnlos und abstrus. Die Rothaarige, der zu Beginn auffallend viel Platz eingeräumt wird, ist nach Fringe-Fall 1 verschwunden (diente - zumindest aktuell - wohl nur dazu, Olivia mögliche Schwierigkeiten als FBI-Mutter vorzuführen). Was Jones bzw. Bell mit dem Naniten- und Satellitenangriff bezweckten, wird nicht einmal angerissen, geschweige denn Bells Motivation (s.u.). Dafür werden diese beiden ach so genialen Schurkenstücke in Nullkommanichts von Walter durchschaut. Ob seine detektivische Jagd auf Bell oder Olivias Fernkampf - haha - bekloppter war, habe ich noch nicht entschieden.

Sollte Astrid sterben, wäre es sehr schade um diese sympathische Figur, die Walter immer schön zuspielte. Andererseits wurde der Charakter im Gegensatz zu Olivia und den Bishops kaum mit persönlichem Leben gefüllt. [Ich hatte ganz verdrängt, dass Astrid 2036 noch lebt - also keinerlei Ungewissheit oder Spannung!] Walter bzw. John Noble hat wieder einige tolle Szenen und Sprüche, außerdem schön zu sehen, dass Leonard Nimoy als William Bell aus dem Altersruhestand zurückgeholt werden konnte. Trotzdem eine Folge völlig von der Rolle. Und bisher drei der vier letzten Staffelepisoden standen jetzt quasi losgelöst nebeneinander.

Cordial Deconstruction und Polite Dissent sezieren den typischen Wissenschafts- und Logikunsinn, vor allem beim ersten Fall; Polite Dissent gefällt jedoch die Folge ("entertaining, albeit fairly cluttered"). Für Bernd Michael Krannich bei Serienjunkies gehört der Episodenbeginn "zu den stärksten der gesamten Serie", der zweite Fringe-Fall war aber "schlicht schlecht". Endlich sei außerdem klar, warum Jones als Bösewicht nie glänzen konnte: "Er war nur ein Handlanger für Bell [...] ohne den großen Durchblick". Dass diese Wendung aber belegen würde, nie den Glauben an die Fringe-Autoren zu verlieren, bezweifle ich stark; Vladislav Tinchev erwidert, dass er die Wende "etwas übertrieben und aufgesetzt fand, aber trotzdem gelungen", und widment sich dann visuellen und narrativen Details. Krannich spekuliert, dass Olivia mit ihren Kräften die Waffe sei, die Bell durch seine verschiedenen Anschläge zünden möchte, und kritisiert, dass viele Entwicklungen gehetzt und improvisiert wirkten und vergibt trotzdem 4/5 Punkte.

<< 4.20

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