Spaß am Mittelmaß: The Gates & V [Update]

Dies ist mal wieder eine eigene Zweitverwertung. Oder eine zweite Eigenverwertung?

The Gates
= Eureka + Desperate Housewives + Twilight/True Blood/Vampire Diaries o.ä.

Das nach 13 Folgen bereits wieder abgesetzte "supernatural crime drama" (Wikipedia) The Gates spielt in der gleichnamigen elitären, abgeschirmten Wohnsiedlung, dessen neuer Sheriff der Protagonist zu Beginn wird und mit seiner Familie hinzieht. Dem Zuschauer ist von vornherein bekannt, dass einige Bewohner (friedliche) Vampire sind, nach nur zwei Episoden gibt es noch Werwölfe, Kräuterhexen und Succubi. Das hört sich alles ziemlich generisch an, aber im Gegensatz zu Reißbrettserien wie The Event fand ich The Gates unterhaltsam: Die Übernatürlichen, ihre Machtstrukturen und ihre Maskerade, Kriminalfälle, Familien-/Nachbarschaftsleben, Teenage Love und zwielichtige Personen - wider Erwarten ist dies nicht überladen, sondern funktioniert meist gut, weil miteinander verzahnt. Das liegt auch am "Pacing", denn wo bspw. The Cape neun Folgen braucht, um halbwegs loszulegen, benötigt The Gates keine Anlaufzeit, präsentiert fortwährend Entwicklungen und Enthüllungen (quasi jede Figur hat Leichen im Keller) und findet eine gute Mischung aus Suspense, Surprise und Mystery. Es wird nie klar gesagt, was alles in der Welt von The Gates möglich oder existent ist - natürlich um sich alles offen zu halten. Manchmal knarzt die Logik, aber selten in ärgerlicher Weise; das Ende der Serie ist angemessen abgeschlossen. Die Gesichter mancher männlicher Darsteller würde ich euphemistisch als "interessant" bezeichen (einer sieht aus wie ein Mix aus Martin Schmitt und Hayden Christensen), dafür gibt's einige MILFs =). Mir hat's gefallen, dabei habe ich aber auch "langweilige" Szenen vorgespult.

The Gates | USA 2010 | Created by Grant Scharbo & Richard Hatem | Darsteller: Frank Grillo, Marisol Nichols, Luke Mably, Rhona Mitra, Chandra West, Skyler Samuels u.a.

V
= V – Die außerirdischen Besucher kommen + Earth: Final Conflict

Über den Großstädten der Welt tauchen riesige Raumschiffe auf, deren Besatzung sich als friedliebende und hilfsbereite "Besucher" (Visitors/Vs) in Menschengestalt zu erkennen geben - "we are of peace, always" - und (zu) schnell offiziell auf der Erde willkommen geheißen wird. Doch die Aliens haben nicht nur Gutes im Sinn, weshalb sich unter Eingeweihten ein geheimer Widerstand bildet - mithilfe abtrünniger Aliens...

Die Neuauflage des Originals von 1983-85, das ich nie gesehen habe und vor allem durch "Jane Badler isst Ratten" mir bekannt ist, umfasst momentan 22 Folgen in zwei Staffeln. In Staffel 1 geht es um erste Enthüllungen der Alien-Agenda und die Entstehung des Widerstands, das Spannungsverhältnis von V-Befürwortern und -Gegnern (auch innerhalb der Familie) und dezente Paranoia, wer auf welcher Seite steht oder gar ein Alien ist. Vieles wird aber schon recht früh offenbart, auch wenn genaue Details im Dunkeln bleiben - z.B. woher die Aliens kommen und was sie genau sind (die Serie vermischt grenzwertig Echsen, Insekten und Vulkanier...). An diesem Punkt wird die Serie entnervend unglaubwürdig, da der verbündete Besucher von den Protagonisten einfach nicht ausgefragt wird, natürlich um den Zuschauer bei der Stange zu halten! Generell ist der Handlungsverlauf öfters nicht allzu logisch, auch weil die Alientechnik immer so gut oder schlecht ist, wie es die Dramaturgie erfordert. Einige Dialoge sind realitätsfern und dümmlich, wenn Offensichtliches für den begriffsstutzigsten Zuschauer zusammengefasst wird. Weil auch noch die Spezialeffekte teils erstaunlich mittelmäßig sind, bleibt die Frage, was die Serie dann noch halbwegs rettet:

V findet ein ordentliches Mittelmaß aus eher anspruchsloser Unterhaltung (aber mit ein paar Kniffen), angenehmem Erzähltempo und interessanten Charakterkonstellationen. Okay, eigentlich ist es halt Science-Fiction mit drei Genre-Hotties aus Lost, Firefly/Stargate und Smallville, die sich alle herrlich in bedrohlichen, verführerischen und wissenden Gesichtsausdrücken austoben - die Serie könnte auch B für "Bitch" heißen. Erwähnentswert noch ein Reporter, der Sohn der Heldin sowie einige bekannte SF-Nebendarsteller: Ersterer sieht aus wie Michael J. Fox, zweiterer wie ein schmieriger Hinterhof-Pornodarsteller.

Die zweite Staffel aus zehn Episoden zeigt endlich mehr von den Aliens, führt aber auch einen jungen Wissenschaftler für mehr Comedy ein (bekannt aus Reaper), der zwar recht witzig ist, aber nicht unbedingt zur Serie passt. Das Geschehen wird deutlich dramatischer und zu eine konstanten Zerreissprobe für die Beziehungen aller Charaktere! Der Background und Masterplan der Aliens ist jedoch wirr, zudem plötzlich die "menschliche Seele" bemüht wird. Das generelle Problem: Was passiert, ist gelungen, aber es krankt am Wie! Die Dialoge sind im Vergleich zur ersten Staffel nochmals eine Stufe dümmer - alles muss erklärt werden, wo es doch eh gezeigt werden wird! Besonders zum Ende wird der Handlungsverlauf teils arg ruckartig und willkürlich, Inkonsequenzen und Logikbrüche inklusive (z.B. englische Texte bei Aliencomputern?!). Wer die Figuren nicht mag, dürfte sich mit der Staffel bzw. der Serie schwer tun - dafür ist das Finale aber hervorragend düster. Ich würde eine dritte Season begrüßen, dann bitte mit weniger Blödsinn.

Update: V wird keine weitere Staffel erhalten.

V | USA 2009+ | Developed by Scott Peters | Darsteller: Elizabeth Mitchell, Morena Baccarin, Morris Chestnut, Joel Gretsch, Charles Mesure, Laura Vandervoort, Scott Wolf, Logan Huffman u.a.
delight14 (Gast) am 2011-04-16 11:53

V

...war eine große Enttäuschung! Wo, bitte, bleibt die nächste große SciFi-Serie mit komplexer und glaubwürdiger Psychologie? Es ist ja nicht gerade so, dass die Erstbegegnung zweier Zivilisationen wenig Potential für interessante Konflikte böte, es braucht aber auch ein Drehbuch, das sich in seine Charaktere einfühlen kann.

Eine LOST-Darstellerin habe ich übrigens nicht wiedererkannt...

Halb OT, halb assoziativ passend: Vorgestern in "Born to be wild - Saumäßig unterwegs" auf SAT.1: Keamy und Tom Friendly!

Ergebenst
Dein treuester Leser

HomiSite am 2011-04-16 12:35

Die Frage ist auch: Was war die letzte "große SF-Serie" (wenn man das Genre enger definiert)? Als phantastische Serie empfehle ich weiterhin Fringe, mit Abstrichen in Season 1, und wie's sich aktuell entwickelt, ist mir auch noch nicht ganz geheuer.

V empfand ich persönlich als nicht so schlecht, aber wie beschrieben ist in der Serie vieles objektiv nicht gut. Aber ich mochte halt die Figurenkonstellation, auch wenn du recht hast, dass das Konfliktpotential nur selten ausgeschöpft wurde. In Season 1 tröpfelte manches vor sich hin, in Season 2 wurde dann urplötzlich Gas gegeben (kann an der Kürzung um 3 Episoden gelegen haben).

Man sieht der Serie ja konstant an, dass sie wenig Geld zur Verfügung hatte (SFX, "Massen"-Szenen), da sollte man sich erst recht auf Glaubwürdigkeit und Konstanz stützen. Doch besonders in Hinblick auf Season 2 scheinen die Autoren recht planlos vor sich hingeschrieben zu haben:
"Mal schauen, was wir mit Charakter X machen. Hm, dieses und jenes will ich noch für die Aliens haben. Oh, das Device funktioniert jetzt so" usw. usf.

Lost-Darstellerin: Elizabeth Mitchell, man! "Juliet Burke", laut IMDb 53 Folgen auf der Insel!
delight14 (Gast) am 2011-04-16 14:28

Ahja, natürlich! Wie konnte ich das nur vergessen! Klar, war mir aufgefallen. Vermutlich verdrängt.

Letzte dicke Serie der SF im engeren Sinn? Hmm, TNG?... Ernsthaft, ich weiß es auch nicht. "Flash Forward" hatte das Potential, ich kann's nicht oft genug sagen...

Auf meiner HDD harren noch immer die untenstehenden Titel einer kritischen Prüfung. Spielen allerdings in einer Userbewertungsliga mit "V", was wenig Gutes verheißt (getreu meinem Motto: Traue niemals einem Film unter 7,0 oder einer Serie unter 8,0!). Alle Hoffnung ruht momentan auf "Falling Skies" - noch 2 Monate!

4400 - Die Rückkehrer (TV Series 2004–2007) - IMDb
http://www.imdb.com/title/tt0389564/

Defying Gravity (TV mini-series 2009) - IMDb
http://www.imdb.com/title/tt1319690/

Invasion (TV Series 2005–2006) - IMDb
http://www.imdb.com/title/tt0460651/

Threshold / Nemesis - Der Angriff (TV Series 2005) - IMDb
http://www.imdb.com/title/tt0460686/

Torchwood (TV Series 2006– ) - IMDb
http://www.imdb.com/title/tt0485301/

delight14 (Gast) am 2011-04-16 14:34

...uuuund auf "Terra Nova" ruht sie auch noch, die Hoffnung.

http://www.imdb.com/title/tt1641349/

HomiSite am 2011-04-16 20:10

Ich fand die Mädels in V gut, aber besonders Elizabeth Mitchell wurde viel Dünnsinn in den Mund gelegt.

An SF mit Zukunft und Weltraum fällt mir aus dem Stand als "große Serie" Babylon 5 noch ein ("Hard-SF"). Im Military-SF-Bereich halt die Stargate-Serien, wo aber immer der Plot vor den Charakteren kam [also die Serie lebte auch von der Char-Chemie, aber es gab dort halt kaum Entwicklung].

4400 und Invasion verschwammen im meiner Wahrnehmung immer zu einer Serie =). Beide fand ich konzeptionell langweilig - halt "Entführt von Aliens"-Serien. Nie wirklich gesehen.

Defying Gravity hat IMO einiges an Lob bekommen, aber ist doch kaum "echte" SF, oder? Außerdem abgesetzt.

... wie auch Threshold. Die ist wirklich ziemlicher Müll! Das Team ist noch recht interessant (Carla Gugino, Brent Spiner (!), Peter Dinklage), aber die Serie selbst nicht. Ich weiß gar nicht, ob ich sie zuende geschaut hatte oder wie bspw. bei The Event irgendwann angenervt ausgestiegen war.

Torchwood wie auch das albernere Dr. Who möchte ich gutfinden, aber britische Serie scheren sich scheinbar gerne mal nicht um Logik/Glaubwürdigkeit. Da können die Geschichten noch so gut sein, ich halte es leider nicht durch. Möchte aber von Torchwood die Staffel (?) "Kinder der Erde" sehen.

Falling Skies klingt konzeptionell interessant (Postalieninvasion), aber Steven Spielberg... Terra Nova fußt auf Zeitreise (bäh) und hört sich nach Avatar + Earth 2 an. Passenderweise spielt auch Stephen "Quaritch" Lang mit, der ja das Beste an Avatar war. Thematisch dazu die UK-Serie Outcasts, nur 8 Folgen, abgesetzt.

HomiSite am 2011-04-17 12:27

Nachtrag

Nur damit's hier erwähnt wird:

- Farscape (1999-2003): Recht skurrile Weltraumserie, habe sie nie durchgehend geguckt, will das aber irgendwann mal nachholen. Wurde abgesetzt, Serienabschluss via Filme.

- Firefly (2002), oben schon erwähnt. Cowboys im Weltall, toll, leider abgesetzt, Film "Serenity" als ordentlicher Abschluss. Nathan Fillion, Summer Glau (siehe auch Terminator: The Sarah Connor Chronicles).

- Battlestar Galactica (2004-2009). Wohl die "bedeutendste" SF-Serie der letzten Zeit, stilprägend. Bin aber nicht mit menschlichen Zylonen, die später religiös werden, klargekommen.

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