Glotzen

Samstag, 24. April 2010

Kick-Ass (Teenage Watchmen Wannabe)

Wer an der High School eine Brille trägt und Comics liest, gilt als Nerd und wird von Mädchen nicht beachtet. So ergeht es auch Protagonist Dave Lizewski, der sein durchschnittliches Leben aus dem Off kommentiert. Seine Mutter stirbt am Küchentisch. Dave und seine Freunde werden andauernd von Kleinganoven abgezogen und niemand hilft. Er bestellt sich einen Taucheranzug, um als "Kick-Ass" das Böse zu bekämpfen. Dabei verreckt er fast und trifft "Big Daddy" und "Hit-Girl", die das Superhelden-Handwerk besser verstehen und ernster nehmen...

Kick-Ass wird als Kultfilm gehandelt, hat jedoch eine zentrale Schwäche: Er möchte zu viel. Anfangs erleben wir eine typische High-School-Komödie über Außenseiter, durchaus charmant und witzig, aber altbekannt, dazu nicht übermäßig inspirierte Diskussionen über Superhelden in der realen Welt. Als Kick-Ass schließlich durch die Straßen zieht, beginnt die bodenständige Genreparodie, nur weiß der Film alsbald mit seiner Hauptfigur nicht mehr viel anzufangen. Dadurch gelingt der Übergang zum ernsten Actionfilm nur schleppend; nach der furiosen Premiere der echten Helden bricht das Tempo vorübergehend ein: Kick-Ass verhält sich zunehmend passiv, was besonders bei seinen Kämpfen ein amüsanter Gegensatz zu seinem Namen darstellt. Gleichzeitig stehen er und sein Freundeskreis samt heißem Girl of Interest im Mittelpunkt, die Helden- und Schurkenfamilien Macready und D'Amico sind aber wesentlich interessanter.

Apropos Kämpfe: Diese sind überraschend blutig und brutal, was nur bedingt zum überwiegend heiteren Grundton des Films passt. Für sich genommen ist die Action aber hervorragend inszeniert und mit toller Musik unterlegt, neigt jedoch zur Überanspruchung von sehenswerten, doch keineswegs neuen Stilelementen (z.B. Ego-Sequenzen). Dabei geht ziemlich unter, dass Hauptakteurin "Hit-Girl" ein elfjähriges Mädchen ist, das flucht und mordet! Von ihrem liebenden, aber psychotischen Vater wurde sie jahrelang auf Kosten ihrer Schulbildung zur Verbrecherjägerin ausgebildet (übrigens: Nicolas Cage' Synchro ist hier noch unterträglicher als sonst). In einer an Matrix angelehnten Szene trägt sie gar eine Schuluniform - offensichtlicher kann die Parallele zu Mangas und Animes nicht mehr sein.
Während Kick-Ass bald alles über den Kopf wächst - dafür aber nach einer widerlichen Klischeebeichte bei seinem Mädchen landet, um als Mann das Finale bestreiten zu können -, bleibt Hit-Girls Seelenleben beinahe unangetastet. Auf das Gebiet der Analyse und Dekonstruktion von Superhelden wie der brilliante Watchmen wagt sich Kick-Ass somit kaum, dazu geraten auch die ernsten Szenen des Film einfach nicht ergreifend genug.

Trotz der vielen Kritik - hier möchte ich noch überflüssige Polizisten erwähnen -, ist Hit-Girl Kicks Ass Kick-Ass insgesamt aber ein unterhaltsamer Film. Regisseur Matthew Vaughn war leider nur etwas zu ambitioniert, ganz im Gegensatz zu seinem vorhergehenden Film Der Sternwanderer. Es verbleiben mitreißende und rabiate Kämpfe, alberne Verkleidungen, netter Humor (weniger Witze denn Situationskomik) und ein paar hintergründige Anspielungen. Come on now, who do you, who do you, who do you, who do you think you are?

Kick-Ass
USA/GB 2010 | IMDb | OFDb
Regie: Matthew Vaughn
Buch: Jane Goldman, Matthew Vaughn, Mark Millar, John Romita Jr.
Darsteller: Aaron Johnson, Chloe Moretz, Nicolas Cage, Mark Strong, Christopher Mintz-Plasse, Lyndsy Fonseca u.a.

Sonntag, 28. Februar 2010

Shutter Island

Shutter Island beginnt mit einem kotzenden Leonardo DiCaprio, doch zum Glück ist das kein Foreshadowing auf die Qualität von Martin Scorseses neuem Film. DiCaprio ist ein US-Marshal und soll in den 1950ern mit seinem neuen Partner die merkwürdige Flucht einer Patientin aus einer Nervenheilanstalt untersuchen, die auf der titelgebenden Insel eingerichtet wurde.

Der Trailer zu Shutter Island ließ einen düsteren Horrorthriller in klaustrophobischer Umgebung vermuten, aber davon ist der Film weit entfernt. Eigentlich schade! Denn Scorseses Werk hinterlässt einen schalen Nachgeschmack: Dialoge wirken befremdlich gestellt ("Was ist das für ein Turm?" - "Ein Leuchtturm"), die Musik vor allem zu Beginn ist verwirrend plakativ, manche Szenen ziehen sich hin oder wirken losgelöst und die Montage gibt sich an einigen Stellen die Blöße. Immerhin leisten die Schauspieler wie auch der Kameramann gute Arbeit, trotzdem dauerte es lange, bis ich meine Distanz zum Geschehen einigermaßen überwinden konnte.

Während also die beiden Cops ermitteln und einem Geheimnis auf die Spur zu kommen scheinen, suchen Leo immer wieder surreale Visionen und Träume von dem Tod seiner Frau und der Befreiung eines KZ heim. Besonders die Kriegsbilder sind auch rückblickend nicht annähernd so wichtig für die Narration oder Charakterzeichnung wie ihnen Screentime eingeräumt wird.

So, und dann gibt's die große Auflösung: Twist! Ich bin nicht schon während des Films daraufgekommen, besonders weil ich auf einen "klassischen" Thriller gehofft hatte. Scorsese tritt zwar nicht in die Shyamalan-Falle und stößt den Zuschauer zu sehr vor den Kopf (oder beleidigt ihn), aber sein Kniff ist auch nicht allzu gewitzt und vor allem entschuldigt er nicht die inszenatorischen Schwächen. Dass alles ganz genau so gewollt ist und einen tieferen Sinn ergibt, ist in meinen Augen eine Ausrede mithilfe eines Blankoschecks in Person des "Meisterregisseurs Scorsese". Ansehen kann man sich Shutter Island trotzdem - halt nette Bilder und gute Schauspieler.

Shutter Island
USA 2010 | IMDb | OFDb
Regie: Martin Scorsese
Buch: Laeta Kalogridis
Darsteller: Leonardo DiCaprio, Mark Ruffalo, Ben Kingsley, Emily Mortimer, Michelle Williams u.a.

Montag, 21. Dezember 2009

Wo die wilden Kerle wohnen

Als ich noch die Stadtbücherei besuchte und in der Kinderecke stöberte - das ist also schon ein paar Jahre her -, haben sich mir zwei Bücher aufgrund ihrer Illustrationen eingeprägt: Irgendeine Ausgabe vom Märchen von einem, der auszog das Fürchten zu lernen sowie Maurice Sendaks Wo die wilden Kerle wohnen. Ich weiß gar nicht, ob ich damals den spärlichen Text gelesen habe, zumindest ist er mir heute nicht mehr präsent. Nur die Bilder blieben. Jetzt hat Spike Jonze das Büchlein verfilmt und lässt uns in eine aufgewühlte Kinderseele blicken. Max im Katzenkostüm jagt brüllend seinen Hund, der Filmtitel knallt dem Zuschauer unerwartet ins Gesicht. Bald darauf begleiten wir Max auf seiner (inneren) Reise, nachdem er wütend von Zuhause abgehauen ist. Auf einer Insel trifft er eine Gruppe von Ungeheuern, die ihn erwartungsvoll zu ihrem König ernennen...

Wo die wilden Kerle wohnen ist außergewöhnlich: Lustig, verstörend, traurig, hoffnungsvoll, wunderschön. Ein schnödes Eiland, riesige Puppenkostüme mit famoser Mimik, unsichtbare Computereffekte - mehr braucht Jonze nicht, um eindrucksvolle Bilder zu schaffen. Die Ungeheuer und Max tollen herum, streiten und unterhalten sich. Schlichte Sätze werden ausgetauscht, allzu viel passiert nicht, doch die leisen Zwischentöne sind herzergreifend. Dazu ein herausragender Soundtrack und Max' Begegnung mit seinen Dämonen gerät zu einem ganz großen "kleinen Film"!

Wo die wilden Kerle wohnen | Where the Wild Things Are
USA 2009 | IMDb | OFDb
Regie: Spike Jonze
Buch: Spike Jonze, Dave Eggers
Darsteller: Max Records, Catherine Keener, Pepita Emmerichs u.a.

Freitag, 18. Dezember 2009

Avatar - Aufbruch nach Pandora

The Terminator. Aliens. The Abyss. Terminator 2. James Cameron hat mit seinen Actionfilmen im Science-Fiction-Gewand Maßstäbe gesetzt, vor allem die Spezialeffekte vorangetrieben. Nun kehrt er nach längerer Genreabstinenz mit Avatar zurück, Gerüchten zufolge das nächste große Ding im SF-Film...

Nüchtern betrachtet waren oben erwähnte Klassiker narrativ nicht übermäßig anspruchsvoll - wenn man verschwurbelte Zeitreisen ignoriert -, was sich in Avatar fortsetzt. Leider! Denn die zugrunde liegende Geschichte ist stark von Der mit dem Wolf tanzt bzw. eher The Last Samurai geprägt: Protagonist gelangt unfreiwillig/zufällig/on a mission in neue Umgebung und Gemeinschaft, lernt diese kennen und lieben und wendet sich am Ende gegen seine Herkunft. Statt Indianer oder Samurais haben wir hier ein glücklicherweise nur zu Beginn arg klischeehaft der Natur verbundenes Alienvolk, auf der Gegenseite steht eine profitgierige Firma samt Militärapparat. Viel Überraschendes passiert dann im Film auch nicht, fast alle Wendungen sind offensichtlich, dazu gibt es klare Seitenhiebe gegen War on Terror und Umweltzerstörung. Der titelgebende "Avatar", künstlich erschaffene Alienkörper, in welche die Protagonisten zeitweise ihr Bewusstsein irgendwie hochladen können, ist interessant, spätestens nach Ghost in the Shell jedoch nichts neues mehr; existentialistische Fragen schwingen dabei kaum mit.

Aufmerksamkeit bekam Avatar vor allem aufgrund seiner Optik samt Fokus auf 3D-Effekte. Die außerirdische Fauna und Flora ist phantasiereich erdacht und nahezu perfekt auf die Leinwand gebracht, gleiches gilt für Flugschiffe und Kampfroboter. Zu Beginn wirkte der Film ob seines CGI-Overkills fast wie ein Animationsfilm, ohne jedoch in die (gewollte?) Künstlichkeit eines Sky Captain and the World of Tomorrow abzurutschen. Jedoch gewöhnt man sich sehr schnell an den Look und die Illusion hat den Zuschauer fest im Griff, was vor allem daran liegt, dass die nahtlose Verbindung von Computereffekten mit echten Schauspielern und Sets wohl die neue Referenz darstellt (einzig die Augen der hochgewachsenen Aliens sehen immer noch unecht aus, die aber ansonsten extrem glaubwürdig sind). Die 3D-Effekte sind teils enorm beeindruckend, der Film legt es erfreulicherweise aber nicht darauf an, nonstop Objekte in den Kinosaal ragen zu lassen. Nur vereinzelt hatte ich Probleme, meist wenn 3D und Unschärfe kombiniert wurde. Ob die 3D-Ausnutzung über die Laufzeit des Film weniger wurde oder man sich schlicht daran gewöhnte, vermag ich nicht zu sagen.

Über weite Strecken führt Avatar dem Zuschauer seine exotische Dschungelwelt und das Leben der Alienbevölkerung vor, viel "klassische" Action passiert nicht. Langweilig ist's beileibe nicht, dazu ist alles zu schön anzusehen, ohne lächerlich zu wirken wie einige Alienwelten in der neuen Star Wars-Trilogie. Die Entwicklung des eingangs doch sehr tölpelhaften Protagonisten geschieht ohne Überraschungen, seine Gewissenskonflikte und innere Zerrissenheit werden schnell abgehandelt. Schließlich macht unser Held gegen sein Volk mobil, eint die Alienstämme und gibt den fiesen Menschen Saures - Indianer gegen Kavallerie, Dinosaurier gegen Mecha-hafte Roboter! Die Kämpfe sind toll inszeniert und zum Glück sehr übersichtlich ohne Wackelkamera gefilmt. Krachende Explosionen und donnernde Kanonen sind allgegenwärtig, auch wenn die Schlacht nicht die Epik und Sogwirkung eines Der Herr der Ringe erreicht.

Das Highlight des Films ist übrigens der "böse" Colonel Quaritch, der als unfassbare Essenz aller kommandierenden Armeeveteranen in jeder seiner Szene einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Wie er dem fliehenden Protagonisten hinterherschießt, ohne auf die giftige Armosphäre des Planeten zu achten, ist die Kinokarte allein wert (wenn auch nur bedingt den vollen 3D-Preis, was hier 12 Euro am Wochenende wären!).

Alles in allem ist Avatar handwerklich ein Film nahe der Perfektion, inhaltlich wird jedoch weitestgehend nur bekannte Kost aufgetischt. Bei der Frage, ob der Film nun die nächste technische Revolution des Kinos darstellt, tue ich mich schwer - dazu müsste man Avatar wohl zusätzlich in 2D gesehen haben. Sehr unterhaltsam und eindrucksvoll, keine Frage, nur eben doch keine neue Matrix!

Avatar - Aufbruch nach Pandora
USA 2009 | IMDb | OFDb
Regie: James Cameron
Buch: James Cameron
Darsteller: Sam Worthington, Zoe Saldana, Sigourney Weaver, Stephen Lang, Michelle Rodriguez u.a.

Freitag, 20. November 2009

Paranormal Activity



PS: Leider ist der Film kein neuer The Blair Witch Project oder [REC]. Katies Boyfriend Micah nervt genauso wie der britische Popsänger ähnlichen Namens und benimmt sich konstant daneben. In den nüchtern inszenierten Spukszenen werden zu viele Geisterklischees bemüht, so dass nur selten Gruselstimmung aufkommt. Eine Synchronisation bei Filmen mit "authentischem" Material ist zudem immer gefährlich für die Atmosphäre. Und Micah nervt.

Paranormal Activity
USA 2007 | IMDb | OFDb
Regie: Oren Peli
Buch: Oren Peli
Darsteller: Katie Featherston, Micah Sloat, Mark Fredrichs, Ashley Palmer

Dienstag, 17. März 2009

Fringe (Schema F?)

Gestern zur Primetime hatte Fringe - Grenzfälle des FBI seine deutsche Free-TV-Premiere, von ProSieben heftig und umstritten beworben (offenbar mit Erfolg). Nachdem Supernatural auf mich in der ersten Staffel wie eine auf Idiotie reduzierte Neuauflage von Akte X für Teenager wirkte, will es die neue Serie des Lost-Spezis J.J. Abrams nun wohl richtig machen.

Der Pilotfilm beginnt mit einem Paukenschlag: Flesh-Eater-Virus in einem Flugzeug aus Hamburg (rudimentär verändertes Lufthansa-Logo), alle Passagiere nicht mal mehr Haut, nur noch Knochen. Als FBI-Agent grinst uns Mark Valley an, mir bekannt als aalglatter Anwalt aus Boston Legal. Witzigerweise gab er dort einmal vor, ein knallharter Bundesagent zu sein - nun spielt er einen, John Scott. Jedoch erwischt ihn das Virus und seine Kollegin und Geliebte Olivia Dunham (Anna Torv) sucht ein Heilmittel, bevor er zerläuft.

Als grimmiger Vorgesetzter schaut Lance Reddick (zuletzt John Lockes geheimnisvoller Fahrer in Lost) der Heldin auf die Finger. Am Ende wird er sie für eine Spezialeinheit rekrutieren wollen, kann daher gar nicht so fies sein und stellt somit ungefähr Walter Skinner aus Akte X dar. Um ihren Lover zu retten, muss sich Dunham an den obskuren Wissenschaftler Walter Bishop wenden, der leider seit 30 Jahren in der Klapse hockt. Nächster Besetzungscoup: John Noble, Denethor aus Herr der Ringe! An Bishop kommt sie aber nur über seinen dezent zwielichtigen Sohn heran, dargestellt von Joshua Jackson, Pacey aus Dawnson's Creek!

Leider ist Doc Bishop nicht mehr so ganz dicht - hoffentlich nervt das auf Dauer nicht. Außerdem hat er sich damals im Regierungsauftrag mit Grenzwissenschaften beschäftigt und zwar anscheinend mit allen denkbaren! Er ist damit Mischung aus Mulders Believing (Bishops Labor ist im Keller ;-), Scullys Science und den Lone Gunmen. Bishop hat nach drei Dekaden immer noch locker den Durchblick und schlägt Dunham als erstes vor, sich in Scotts Gedanken einzuklinken - klotzen, nicht kleckern! Solch eine Technik aus den 70ern funktioniert natürlich nur mit ordentlich Drogen, aber es wirkt und ein Verdächtiger kann identifiziert werden. Der arbeitete für den Riesenkonzern Massive Dynamics, dessen Gründer seinerzeit mit Bishop forschte, aha. In dem surrealen, weißdominierten HQ faselt eine hohe Angestellte vom hochgeheimen "Schema" merkwürdiger Phänomene (die Backstory), singt eine Jubelarie auf den Konzernchef und präsentiert als Krönung ihre CGI-Terminator-Armprothese. WTF!?

Schließlich wird der Verdächtige aufgegabelt, Bishop junior macht auf Jack Bauer und die Infos fürs Heilmittel sprudeln aus dem Gefangenen heraus. Scott kann gerettet werden, doch da der Kniff: Er gehört selbst zu einer Verschwörerbande! Am Ende ist er tot, doch in der Firmenzentrale von Massive Dynamics wird seine Leiche angekarrt: Bis sechs Stunden nach dem Tod kann man ihn nämlich noch verhören. Oder mehr...

Fringe haut dem Zuschauer viel Tobak um die Ohren. Es wird zwar angedeutet, dass die auftretenden Phänomene wohl zügelloser Wissenschaft denn dem Übernatürlichen entstammen werden, aber der Phantastikpegel ist hier klar plakativer als noch in Akte X (also eher Nemesis/Threshold plus Eureka). Zwar ist Dunham am Ende noch nicht völlig vom "Schema" überzeugt, ein ideologischer Wettstreit zwischen dem Glauben ans Übernatürliche (Mulder) und wissenschaftlicher Rationalität (Scully) scheint jedoch kein zentrales Motiv der Serie zu sein.

Ansonsten war der Pilotfilm recht aufwändig inszeniert, mit Szenen im Irak und Autoverfolgungsjagden. Visuell sind die Ortseinblendungen bemerkenswert, die es ja auch schon in AKte X gab, hier aber in einer Lost-ähnlichen 3D-Schriftart mitten in den Filmraum eingebettet werden. So schwebt der Schriftzug "Bagdad" wie ein riesiges Flugobjekt über der Stadt und ist aus Bodenperspektive ebenso zu sehen. Die US-Werbeblöcke werden mit merkwürdigen Röntgenbildern (?) von Äpfeln oder Blättern eingeleitet.

Alles in allem ziemlich viel Unsinn, aber seriös und durchaus unterhaltsam vermittelt. Mal sehen, ob der Kurs klarer sein wird als bei Akte X oder Lost...

Montag, 16. März 2009

The Wrestler

Mickey Rourke ist Randy "The Ram" Robinson und Randy ist Mickey. Das Comeback Rourkes als abgehalfteter Wrestler im gleichnamigen Drama von Darren Aronofsky ist sowohl bewegendes Porträt des gescheiterten Protagonisten als auch seines Darstellers. Vielleicht ist es da nur konsequent, dass Rourke für diese Rolle keinen Oscar erhielt.

Randy Robinson hatte seine Hochphase in den 80ern (wie Mickey Rourke) und kongenial werden die 20 Jahre seines Niedergangs einfach übersprungen. Nun ist er alt, zehrt aber immer noch an Wochenenden in miefigen Lokalkämpfen vom Ruhm vergangener Tage, genießt einzig dort die Anerkennung als lebende Legende. Die spärlichen Fantreffen jedoch sind verwaist und gleichen mit ihren ruinierten Ex-Wrestlern eher Seniorenkreisen. Dort bietet Randy Videokassetten an, ein Telefon besitzt er nicht, mit den Nachbarskindern stellt er sein größtes Match gegen den "Ayatollah" im eigenen NES-Wrestlingspiel nach. Begeistern lassen sich die Kids davon nicht mehr - alles aus einer anderen Zeit. Nicht einmal die Miete seiner Unterkunft im Trailerpark, Sinnbild des American White Trash, kann Randy pünktlich bezahlen. Als er nach einem Kampf einen Herzinfarkt erleidet, droht sein Lebensinhalt wegzubrechen.

Darren Aronofsky inszeniert The Wrestler beinahe als Dokumentarfilm, nüchtern und ohne Spuren von formaler Verspieltheit à la Pi oder Requiem for a Dream. Ausgewaschene Bilder, der Lack ist ab. Die Kamera bleibt immer nah bei und hinter Randy und seinem deformierten Körper, den Mickey Rourke wohl mit den gleichen Mitteln fitgespritzt hat, die er auch im Film konsumiert. Entfernt sich die Kamera, Symbol für Starruhm und mediale Aufmerksamkeit, droht Randy Gefahr.

Er lebt fürs Wrestling, er möchte und kann nicht loslassen. Alles andere in seinem Leben hat Randy in den Jahren seines Abstiegs verspielt. Stets besteht er nun darauf, nur Randy genannt zu werden - als Mr. Robinson wäre er ein Verlorener, ein Identitätsloser. Er ist aber The Ram, bis zum Ende. [4/5]

The Wrestler
USA 2008 | IMDb | OFDb
Regie: Darren Aronofsky
Buch: Robert D. Siegel
Darsteller: Mickey Rourke, Marisa Tomei, Evan Rachel Wood, Mark Margolis u.a.

Mittwoch, 21. Januar 2009

Phantastische TV-Schau II: Terminator S.C.C. & Co.

Terminator S.C.C. (ProSieben, Mo. um 21:15)

Der tumbe Zuschauer hätte bei dem Originaltitel vielleicht an dem Marc T. seine Ex denken können, weswegen bei ProSieben aus den Sarah Connor Chronicles eben S.C.C. wurde - logisch... Sicher gab es wenige gewagtere TV-Adaptionen, aber erstaunlicherweise funktioniert Terminator auch in Serie. Aufbauend auf den ersten beiden Kinofilmen und Elementen des dritten, wenn ich's recht verstehe, kämpfen Sarah Connor (knackig: Lena Headey), ihr 16jähriger Sohn und zukünftiger Rebellenführer John (Thomas Dekker) sowie der weibliche Teenage-Cyborg Cameron (süß: Summer Glau) nach einer kleinen Zeitreise - waren Transfers in die Zukunft bisher möglich? - im Jahr 2007 gegen böse Maschinenmenschen und die Entstehung von Skynet.

Auch in der Serie machen die Terminatoren selten halbe Sachen, aber spätestens seit 24 sind hohe Body Counts auch nichts besonderes mehr. Action gibt's also durchaus reichlich, dazu eine sich stetig entwickelnde Geschichte - kein simples "Terminator of the Week"-Konzept. Star ist natürlich die gute Terminatrix Cameron, die sowohl für die rücksichtslosen als auch die heiteren Momente im Bereich des "Zwischenmenschlichen" sorgt. Erstaunlicher- und glücklicherweise geht sie gerne rabiat zur Sache und behält ihre Lizenz zum Töten. Es bleibt zu hoffen, dass sie von den Autoren keinen Data'schen Drang zur Menschwerdung verpasst bekommt und fortan jeden retten will...

Neben dem Kampf gegen Skynet und die Terminatoren läuft noch eine bisher eher undurchsichtige und halbherzig vorangetriebene Teen-Storyline an der Schule von John und Cameron. Generell muss man zudem einwenden, dass die einzelnen Episoden auch jenseits der grundlegenden Zeitreiseparadoxie selten logisch in sich stimmig sind. Oft trifft dies im Bereich von Computertechnik auf, was auch fast immer Superhacker John Connor einschließt. Beim Auslesen fremder Technologie, Knacken von Verschlüsselung oder Eindringen in IT-Systeme muss man als Zuschauer ein Auge zudrücken können. Und eigentlich könnte Cameron das alles wohl auch viel besser als John, aber der hätte ansonsten wohl nix mehr zu tun. Immerhin nervt er nur selten mit Besserwisserei und dummen Pubertätsaktionen.

Also einschalten! Die erste Staffel hat nur neun Episoden, die dürfte ProSieben trotz schlechter Quoten wohl durchsenden.

Lost (ProSieben, Mo. um 22:10)

Die gute vierte Staffel der in Deutschland quotentechnisch chronisch darbenden Mystery-Serie läuft seit Mitte Januar auf ProSieben. Durch den Kontakt mit der Außenwelt passiert eine Menge, der Zuschauer muss aber auch mit mehr Übernatürlichem rechnen...

24 (Premiere, Mo. um 20:15)

Hervorragend: Der Pay-TV-Sender zeigt die siebte Staffel quasi zeitgleich mit der US-Ausstrahlung! Nach drei Folgen lässt sich sagen, dass Jack immer noch der härteste Typ ist, der stets Recht hat und ohne zu zögern für sein Vaterland einspringt. Zu Beginn scheint es, als ob der totgeglaubte Tony Almeida den Schurken gibt - eine Rolle, in der ich seit einiger Zeit Jack Bauer nach all der fehlenden Anerkennung für seine Taten sehen möchte. Wird wohl nie passieren, ebenso wie ein Selbstmord, wie man es Ende der sechsten Staffel angedeutet bekam.

Na ja, zu Beginn ist Jack Bauer wegen seiner "zünftigen" Vorgehensweise in der Vergangenheit angeklagt und die CTU aufgelöst. Passt natürlich zum Regierungswechsel in den USA, wo der War on Terror nicht mehr so en vogue ist. Jack Bauer lässt dazu auch entsprechende Phrasen ab: Natürlich bereue er seine Taten nicht, aber die Öffentlichkeit müsse davon wissen und dann entscheiden, ob eben der Zweck die Mittel heilige.

Nachdem dann Almeida auftaucht, holt sich das FBI Jack zu Hilfe, der sofort das Ruder an sich reißt, alles durchschaut und - sicher auch aus mehrfacher Erfahrung heraus ;-) - feststellt: Maulwürfe im FBI, traue niemandem! Tony versagt als Bösewicht trotz grimmiger Flunsch und nachlässiger Rasur leider völlig und wird schon in der zweiten Folge von Jack kassiert. Doch da die Wende: Bill Buchanan, Chloe O'Brian und eben Tony arbeiten freischaffend gegen eine Riesenverschwörung, die aber bisher scheinbar "nur" ein massenmordendes Regime in Afrika supportet. Tony war dort eingeschleust worden, weswegen Jack ihn nun aus dem FBI-HQ rausknüppeln muss. Zu viert gegen ALLE...

Good vs. Bad

Pushing Daisies (ProSieben, Mi. um 21:15)

War ich zu Beginn vom skurrilen Charme und Humor (Chi McBride!) im Amélie-Stil noch angetan, blieb mir die Serie schon in der ersten Staffel irgendwie zu harmlos und, äh, künstlich. Schaue ich also nicht mehr.

Smallville (RTL2, Mi. um 22:05)

Regelmäßig verfolgt habe ich diese Serie nie, dazu war sie lange Zeit zu banal. Hass wie der Wortvogel verspüre ich dagegen nicht, zum Reinzappen ist's zu gebrauchen. Auf RTL2 läuft die siebte Staffel gerade langsam aus.

Prison Break (RTL, Do. um 23:15)

Die erste Staffel war ein ziemlich kompromissloser Hit, vor allem die erste Hälfte. Danach ging es langsam bergab. In der dritten Staffel sitzen Michael Scofield und ein paar alte Feinde im von den Knastis übernommenen Gefängnis Sona in Panama ein. Leider ist dieses angebliche Höllenloch kaum gefährlicher als damals Fox River - das Konzept wird also verwässert. Zudem ist die Involvierung der bösen Company sehr konstruiert, aber wirklich abstrus wird es erst in der vierten Staffel, die in den USA gerade pausiert. Eine weitere Staffel wird es zum Glück nicht geben. Warum kann man Serie nicht einfach beenden, wenn es nichts mehr zu erwählen gibt (in dem Zusammenhang bin ich auf die dritte Staffel von Dexter gespannt)...

Jekyll (arte, Fr. um 22:30)

Eine moderne Mischung aus Neuinterpretation und Fortsetzung von Dr. Jekyll und Mr. Hyde aus England. Leider habe ich von der Miniserie die zweite Folge verpasst, kann also nicht sagen, wie es sich entwickeln wird. Uninteressant war die erste Episode sicher nicht.

Und sonst?

Ist How I met your Mother eigentlich wirklich so gut? Habe bisher alle Folgen auf ProSieben verpasst. Und was sollen eigentlich alle diese Vampirserien der letzten Zeit: Moonlight, momentan Blood Ties auf RTL2. Da soll lieber mal die Blade-Serie fortgesetzt werden, denn die war wirklich gut!

Samstag, 29. November 2008

Ein Quantum Trost

Ein Quantum Trost ist der zweite Teil des Serien-Relaunches mit Daniel Craig als bester Geheimagent Ihrer Majestät, der 2006 das mir unbekannte Casino Royale besuchte. Nachdem die Bourne-Trilogie als Bond des neuen Jahrtausends angesehen werden konnte, zieht das Original nach und präsentiert sich abgeklärt, kantig und hart - vom charmanten Gentleman "007" bleibt kaum etwas übrig.

Eine rasante Autoverfolgungsjagd über enge Bergstraßen eröffnet den Film, jedoch derart hektisch geschnitten, dass die Übersicht oft auf der Strecke bleibt. In späteren Szenen Mann gegen Mann verstärkt sich dies noch und ohne schnelle Augen wird der geneigte Zuschauer schwerlich nachvollziehen, wer jetzt wen gerade verdrischt - miserabel! Manch einer mag scherzen, dass Ein Quantum Trost aufgrund der schnellen Schnitte nur auf etwas mehr als 100 min Laufzeit kommt. Auch am Bond-Girl ist der Schnitt erkennbar: Olga Kurylenko trägt eine Narbe auf dem Rücken, die erst am Ende des Filmes überhaupt Erwähnung findet. Kurylenko landet mit Bond übrigens nicht in der Kiste; dafür ist eine Quasi-Moneypenny zur Stelle, die später als Goldfinger-Zitat herhalten muss.

Viel mehr bleibt von den "Essentials" der Bond-Universums nicht übrig, so wurden bis auf ein paar hippe Touch-Displays sämtliche (!) Agentengimmicks gestrichen. Außer einem Fotohandy hat Bond nichts dabei und fällt überall auf der Welt mit der Tür ins Haus. Die Geschichte selbst ist eher wirr und wenig aufregend, die Bad Company, die niemand kennt und ihre Leute überall hat, wirkt selten bedrohlich. Grundsätzlich ist Bond auch noch auf einem Rachefeldzug wegen des Todes seiner Verlobten aus Casino Royale, weswegen der Film teils wie ein Remake von Lizenz zum Töten wirkt. Das große Finale ist dann eher unfreiwillig komisch im Zwang, ein "klassisches" Hauptquartier der Schurken präsentieren zu müssen, um es aufwändig in die Luft zu jagen.

Trotz dieser geballten Kritik ist Ein Quantum Trost meistens ordentlich inszeniert und bietet viele Locations, schicke Bilder und einige Action. Nur von einem altehrwürdigen James Bond kann nicht mehr die Rede sein, während gleichzeitig die Neuausrichtung nicht gelungen wirkt. [3/5]

007: Ein Quantum Trost
GB/USA 2008 | IMDb | OFDb
Regie: Marc Forster
Buch: Paul Haggis, Neal Purvis, Robert Wade
Darsteller: Daniel Craig, Mathieu Almaric, Olga Kurylenko, Judi Dench, Jeffrey Wright u.a.

Sonntag, 23. November 2008

Waltz with Bashir

Wer einschlägige Kulturmagazine im öffentlich-rechtlichen Fernsehen oder wahrscheinlich auch die Feuilletons der Tagespresse verfolgt hat, wird von Waltz with Bashir gehört haben, dem "erste animierte Dokumentarfilm in Spielfilmlänge" über die Suche Ari Folmans nach seiner verdrängten Vergangenheit im Libanonkrieg 1982.

Nach einem aufrüttelnden Gespräch mit einem Freund macht Folman alte Kriegskameraden ausfindig und erkundet nach und nach seine vergessenen Erlebnisse im Krieg und schließlich seine Rolle bei den Massakern von Sabra und Schatila...

Waltz with Bashir ist mehr ein "klassischer" Antikriegsfilm denn eine Dokumentation. Die Gespräche und Interviews mit Zeitzeugen bilden die authentische Rahmenhandlung, worin die jeweiligen Erinnerungen und Schilderungen als Sequenzen eingebettet werden. So umgeht der Film in seiner Animationsform zwei Probleme: Historische Ereignisse können frei dargestellt werden, ohne auf Nachstellungen zurückgreifen zu müssen, und subjektive Rückblicke bleiben unverbindlich und gaukeln keine Wahrheit vor, wie es Realfilme immanent tun.

Dies funktioniert natürlich nur durch die verwendete Animationstechnik, die sich nicht um einen Hyperrealismus bemüht. Personen sind stilisiert dargestellt - die "echten" Interviews wurden übergezeichnet -, ihre Animationen oft langsam und einfach; Panzer und andere Fahrzeuge dagegen sind originalgetreu modelliert. Die Hintergründe schwanken jedoch in meinen Augen ohne erkennbares Konzept zwischen Realismus, Stilisierung und nur halbherzig verfremdeten Fotografien (Holland!).

Trotzdem behindert diese künstlerisch-künstliche Optik nicht die Immersion des Zuschauers, zumal die Erinnerungssequenzen oft ins Traumhafte abdriften und zusammen mit der rockigen Musikuntermalung eine besondere Sogwirkung entfalten. Wäre dies in einem Realfilm umgesetzt worden, hätte es wohl lächerlich gewirkt, bei Waltz with Bashir wird das Gegenteil erzielt.

Dramaturgisch folgt der Film wie erwähnt den typischen Mustern einschlägiger Antikriegsfilme: Die Boys ziehen ohne Ahnung, aber mit der Hoffnung auf ein großes Abenteuer in den Krieg. Bald weicht die Party einer Verlorenheit im großen Spiel der Befehlshaber, bis sich schließlich die Erkenntnis über die Gräuel des Krieges durchsetzt und Ari Folman sich an alles erinnert.

Ein paar Kenntnisse über den ersten Libanonkrieg sollten vorhanden sein, da nicht alle Hintergründe erklärt werden; schwere Verständnisprobleme treten aber nich auf. Waltz with Bashir ist ein visuell beeindruckender Film, der gekonnt die Freude über die äußere Form in Betroffenheit über die Inhalte umwandelt. [4/5]

Waltz with Bashir
IL/D/F 2008 | IMDb | OFDb
Regie: Ari Folman
Buch: Ari Folman
Darsteller/Sprecher: Ari Folman, Boaz Rein-Buskila, Ori Sivan, Ron Ben-Yishai u.a.

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