Glotzen

Donnerstag, 11. Oktober 2012

Fringe (5.02) [Update II]

Die Fringe-Rebellen sind weiterhin auf der Suche nach dem verschollenen Plan zur Bekämpfung der Beobachter. Vielleicht gibt es irgendwo auch Aufzeichnungen, nicht nur Erinnerungen, und so macht sich die Gruppe auf den Weg in Walters altes Harvard-Labor. Das ist zwar mittlerweile Sperrgebiet, aber Walter erinnert sich an Versorgungsschächte der Geheimhaltungsstufe Cosmic Top Secret - also mal eben eine unverschlossene Klappe auf einer Wiese öffnen und den Heizungsrohren folgen. Das Labor selbst wurde seinerzeit von Walter in Amber eingeschlossen und in all den Jahren hat hier niemand etwas angerührt, obwohl die Beobachter um Walters Bedeutung wissen!

Eine versiegelte Kamera erweckt die Neugier, als ein Wachmann der "Loyalisten" gefangen wird. Während MacGyver-haft ein Laserbohrer gebastelt wird, versucht Etta dem Kollaborateur Geheimnisse zu entlocken. Dabei zieht sie aus einer Schublade ein fieses Foltergerät, das einem in Sekunden Lebensjahre klaut (Cordial Deconstruction lässt sich dazu aus), und wendet es ohne zu zögern an. Evil Etta! Um den nötigen Strom für den Laser zu beschaffen, schleicht sie sich danach zusammen mit Peter in einen anderen Universitätsbereich mithilfe der Zugangsdaten des Gefangenen. Wieder einmal ist die Überwachung der Beobachter lächerlich: Keinerlei Kameras und Etta wurde anscheinend immer noch nicht zur Fahndung ausgeschrieben, obschon sie zuletzt als Rebellin identifiziert wurde.

Zufällig werden an ihrem Ziel auch finstere Experiemente durchgeführt, wozu auch immer. Das alles ist so geheim, dass dort niemand auf den Fluren unterwegs ist. Nur mit Mühe kann Peter seine Tochter dann davon abbringen, in einen Raum zu stürmen, in dem der reanimierte Kopf ihres ehemaligen Kollegen Simon Grimassen zieht. Zurück im Labor wird die Kamera befreit und auf dem Betamax-Band schickt Walter die Zuschauer auf eine Queste nach... weiteren Videobändern! Alle Tapes zusammen enthüllen den Plan. Irgendwie verschweigt er zwar den Standort des nächsten Bandes, aber egal: Der Handlungsstrang mit den gescrambleten Infos in Walters Kopf scheint vom Tisch gefegt und durch eine platte Schnitzeljagd ersetzt, auf welche die Beobachter ihrerseits längst hätten stoßen können/müssen. Polite Dissent dazu:
«They know Walter was trapped in Amber. They know he has a plan to stop them. No one thinks it would be a good idea to check out his lab? [...] With this episode Fringe takes one more stop on the way to becoming a video game (dodging steam bursts in tunnels and receiving a quest to find missing artifacts).»
Das Schicksal des Loyalisten ist noch offen und eigentlich darf er nicht überleben, so Etta. Olivia versucht es mit Einfühlungsvermögen beim Gefangenen als auch bei ihrer Tochter und diese Ungewissheit, ob ersterer Lügen erzählt und letztere sich erweichen lässt, transportiert die Folge ganz gut. Leider dürfte Etta den Gefangenen am Ende ziehen lassen, zumindest zeigt sie dies per Video-Call ihrer Mutter.

Dies ist eine weitere Übergangsepisode, die aber nicht unbedingt positiv stimmt. Zuletzt wurde das Team wiedervereint, aber es herrschte Hoffnungslosigkeit, die nun genau eine Folge später wieder mühelos beseitigt wurde. Die Diskrepanz zwischen der eigentlichen Allmacht der Beobachter und dem unbehelligten Vorgehen der Fringe-Rebellen ist bemerkenswert, dadurch werden auch Ausflüge in die ach so düstere Lebensrealität der Menschen untergraben.

Immerhin nimmt sich diese Episode auch den Kollaborateuren an und schildert mögliche Beweggründe, warum diese den Beobachtern helfen. Die charakterliche Wendung zum Guten des gefangenen Loyalisten am Folgenende wirkt jedoch arg aufgesetzt, ist vielleicht aber auch nur vorgespielt. Gelungener dagegen die Erkenntnis von Olivia, dass Etta - in ihren Augen noch ein kleines und unschuldiges Mädchen - ohne Zögern zu Folter und indirekt auch Mord greift (inwiefern man dies der Darstellerin der Tochter abnimmt, ist etwas anderes); Etta hätte dem Gefangenen sicher auch das Auge für einen Iris-Scanner herausgeschnitten, wenn Walter keine (durchaus überraschende) Alternative gewusst hätte. Auch wird deutlich, dass sie in dieser Welt die Nase vorn hat und damit unabhängig von ihrer Mutter ist. Eine Entfremdung ist trotz allem zwischen den beiden noch nicht zu sehen, vielleicht auch wegen Olivias lyrischer Killer Line:
«I don't know your world. But I had hoped for you that, wherever you were, you weren't hardened by what had happened to you. And it's not that I don't see what the Observers have brought, I do. But what concerns me more is what they've taken away.»
Fringe wirkt nach zwei Folgen der neuen Staffel weiterhin sehr glattgebügelt, trotz dystopischem Szenario, das bisher nur selten bedrückend wirkte. Von erzählerischer Komplexität ist nichts (mehr) zu sehen, die nun eingeführte Betamax-Hatz einfallslos. Polite Dissent: "Another good episode, but I want to see more Fringe, and less cliche rebels-fighting-a-totalitarian-despotic-dystopia." Bernd Michael Krannich (?) für Serienjunkies widmet sich der "Verortung der inneren Position der Figuren in der unschönen neuen Welt" in dieser Folge und lässt sich durch "gewisse logische Holperigkeiten nur kaum" stören (4/5 Punkte), stattdessen:
«Sollte ich mir Sorgen darüber machen, dass Georgina Haig aka Etta keine Hauptdarstellerin ist, also vermutlich nicht in allen Episoden auftreten wird und somit akut sterbegefährdet ist? Und wie sieht der Sieg im Kampf gegen die Observer aus - erobern die Jetzt-Menschen die Welt zurück, oder werden die Observer aus der Zeitlinie manipuliert?»
PS: Vladislav Tinchev meint, dass der Schlüssel zu der eigenen Freiheit sich manchmal im Blick des Anderen befinde. Der A.V. Club bewertet die Folge mit A-.

<< 5.01

Montag, 1. Oktober 2012

Fringe (5.01) [Update]

Die neue, die letzte Fringe-Staffel beginnt im Jahre 2036 unter der Tyrannei der Beobachter. Walter, Peter und Astrid - dank jahrzehntelangem Einschluss in Amber nicht gealtert - nehmen den Kampf gegen die emotionslosen Glatzköpfe auf. In der letzten Season stolperte das Fringe-Team bereits über die süße Henrietta/"Etta", die sowohl Tochter von Peter und Olivia ist als auch neben ihrer Tätigkeit für die Fringe Division (jetzt Polizei für menschliche Angelegenheiten) den Rebellen angehört. Wie praktisch. Olivia gilt noch als verschollen, aber Walter erinnert sich, wo sie sich damals zuletzt aufhielt. Lächerlich/überraschend einfach wird sie gefunden und aus dem Amber befreit. Walter trödelt dabei aber irrational herum und wird von der Gruppe getrennt, als die alarmierte Schutzmacht anrückt.

Während Walter nun von einem Chefbeobachter mit Telepathie brutal verhört wird, plant die Fringe-Crew bereits seine Rettung, dank Insiderwissen der Rebellen und Henrietta. Die Zeit drängt, denn Walter hat einen Plan gegen die Beobachter in seinem Kopf, der jedoch zur Sicherheit einst vom philantropischen Observer September verschlüsselt wurde. Die befreite Olivia hatte ein technisches Gerät dabei, welches als Decoder fungieren soll. Während alle noch ewig lange über dessen Funktion diskutieren, ist es dem Zuschauer längst klar. Endlich wird Operation Free Walter gestartet und wiederum überraschend einfach kann er den Griffeln der Beobachter entrissen werden. Peter macht abei auf Chow Yun-Fat und erledigt Gegenspieler mit beidhändigem Pistolengeballer.

Zurück im Versteck wird dann deutlich, dass die Fragmente des Plans in Walters Kopf durch das mentale Verhör und seine Widerstandsversuche offenbar zerstört wurden - "the plan is gone". Niedergeschlagen setzt sich Walter in ein Autowrack, hört Musik im offenbar unkaputtbaren CD-Spieler und erblickt zwischen all dem Schutt eine kleine Blume. Hoffnung.

Soweit die grobe Inhaltsangabe des Staffelauftakts, der mich einigermaßen ernüchtert zurückließ! Ich war aufgrund des nicht unbedingt innovativen Besatzersettings bereits skeptisch, was auch daran liegt, dass ein Großteil der bisherigen Ereignisse der gesamten Serie nun kaum noch relevant oder gar existent sind. Die Beobachter, die all die Jahre eher nebenbei auftraten (und sich als Evolution der Menschheit aus der fernen Zukunft entpuppten), sind nun die übermächtigen Herren der Welt. Leider wirken sie bisher gar nicht so stark, aber vielleicht ruhen sie sich nach der Eroberung einfach aus, denn: Sie vertragen die Atmosphäre der Erde nicht so gut und verändern diese deshalb mit gigantischen Maschinen. In naher Zukunft wird der Vorgang nicht mehr umkehrbar sein und den Menschen die Atemluft ausgehen (eine halbwegs ähnliche Situation gab es im alternativen Universum).

Mehrmals behandelt die Folge die Gefühle von Henrietta und ihrer Eltern, die sich eigentlich nicht kennen, da Peter und Olivia von ihr getrennt wurden, als sie drei Jahre alt war und die Beobachter ihre Invasion starteten. Und auch der Zuschauer kennt Henrietta kaum, hat nie "Polivia" als liebende Eltern erlebt. Die dargestellten Emotionen übertragen sich somit nicht, sind nur behauptet. Ein paar entsprechende Rückblenden helfen dabei wenig. Apropos: Es ist mir noch nicht klar, inwiefern Fringe nun die Vergangenheit zeigen wird - als kurze Rückblenden? Oder ganze Parallelepisoden zur Zeit des Observerangriffs?

Abgesehen von Walters konstruierter Gefangennahme wirkt die Idee des verschlüsselten Plans bekannt: Schon einmal wurden ihm wichtige Teile seiner Erinnerung genommen, damals gar aus seinem Gehirn geschnitten. Cordial Deconstruction spekuliert:
«If Walter and September were really cunning & devious, then the plan in Walter’s head is a trap intended to lead the Observers to their own defeat, and the capture of Walter and the extraction of the plan were both intentional.»
Zum Ende der Episode sieht die Situation der Fringe-Rebellen alles andere als gut aus: Der Plan scheint verloren und Henrietta wurde von den Beobachtern als Kollaborateurin identifiziert. Düstere Aussichten mit zartem Schimmer am Horizont, perfekt auf die Serie übertragbar. Polite Dissent findet den Auftakt dagegen gut, nur nicht für Neueinsteiger - meines Erachtens konnte man jedoch nie so gut in Fringe einsteigen. "Sw2012" weist für Serienjunkies auf einige schöne Details hin, sieht einen erfolgreichen Übergang "zum Widerstandsfilm ohne Qualitätsverlust" sowie "klar eine der stärksten Episoden der Serie" und gibt 5/5 Punkte - Veränderungen um der Veränderungen willen, die dabei oft nur Variationen von Bekanntem sind, würde ich so hoch nicht einschätzen.

PS: Vladislav Tinchev gefällt "die neue Observer-Welt und die Rolle der mysteriösen Männer aus der Zukunft nicht so sehr, aber es ist Mittel zum Zweck", der A.V. Club zückt dagegen die Note A-.

<< 4.22

Movie Month 9/2012

Von mir drüben bei den Zelluloidfreaks:

Freitag, 31. August 2012

Movie Month 8/2012 & Movie Tweets VI

Von mir drüben bei den Zelluloidfreaks: Vom Kollegen Tobberich: Prometheus, The Amazing Spider-Man

Und hier noch einige alte Movie Tweets:

Eastern Promises: Russenmafiafilm mit Klischees, aber guter Cast, seltsam slow-paced/reduziert, denkwürdige Saunaszene.

OMG ist Ghost Rider pseudo-cool, holprig inszeniert und unfreiwillig komisch! PS: Brennende Schädel sind natürlich cool.

Moon (GB 2009) ist faszinierend-unaufgeregte Science Fiction ohne Holzhammer und mit zeitlosem Look (Mondlandungsfernsehbilder? + 2001).

Narnia: Infantiler + holpriger Märchenmix, SFX zw. Uncanny Valley + Bluescreen-Blamagen, aber böse Tilda Swinton dreht schön am Rad.

Outlander (USA 2008) = Der 13. Krieger + Das Relikt, irgendwie. Gute FX, aber sonst mäßig spannend.

Police Story: Furioser Actionstart, dann leider viel Leerlauf (Blödelsynchro) bis zum ordentlichen Finale, danach sofort Schluss!

Police Story 2: Mehr + regelmäßigere Kampfszenen, Explosionen, wirre Handlung, Blödelsynchro, ordentliches Finale.

Return of the Living Dead (1985): Totales Overacting, überraschend wenig Splatter/Blut, teils holprige Dramaturgie, lustig-unpassende Musik.

Star Trek (2009): Konstruiert-gehetzte Story (Zeitreisen...), komisches Monster, Scotty zu albern, Kirk farblos, Spock brilliant, Redshirt.

Freitag, 24. August 2012

Die ersten Staffeln: Continuum & Longmire

Continuum

Im Jahre 2077 ist Kanada ein ziemlicher Überwachungsstaat unter der mehr oder weniger offenen Herrschaft großer Konzerne. Die Terrororganisation Liber8 kämpft mit Gewalt dagegen und als einige ihrer ranghohen Terroristen hingerichtet werden sollen, werden die stattdessen nach 2012 teleportiert - zusammen mit der Polizistin Kiera Cameron (Rachel Nichols). Sie mogelt sich unter die hiesige Polizei und macht Jagd auf die Flüchtlinge.

Time Travel ist an sich nicht so mein Ding, aber in dieser eher seichten 2012er SF-Polizeiserie von Simon Barry gibt's bis zum Ende von Staffel 1 zum Glück nur die anfängliche Zeitreise. Schon früh wird deutlich, dass dahinter mehr als nur ein Unfall steckt und recht geschickt baut Continuum Personen und Ereignisse ein, die für die Zukunft von zentraler Bedeutung sein werden (es gibt regelmäßig "Rück"-Blenden" aus der Zukunft, leider oft eher langweilig). Cameron läuft zu Beginn noch in einem arg körperbetonenden und unrealistisch mächtigen Kampfanzug herum, der wird aber dann wohl aus Budgetgründen für einige Folgen demoliert und sie kann sich nur noch auf ihre Cyberimplantate verlassen.

Der größte Brocken für den Zuschauer: Ihr Helfer ist ein Teenage-Hacker (Erik Knudsen, der Bengel und Ladenbesitzer aus Jericho), der aus seiner High-Tech-Scheune heraus ungefähr alles infiltrieren und erfahren kann und stets mit Cameron in Kontakt steht. Unter den Bösen finden sich manch bekannte Darsteller aus z.B. Andromeda, Stargate und Akte X; ob der Kampf der Terroristen nicht irgendwie gerechtfertigt ist, streift die Serie leider nur anfangs. Das könnte nach dem durchaus spektakulären Staffelfinale in Folge 10 in einer möglichen zweiten Season an Bedeutung gewinnen. Solide Genrekost.

Continuum | CDN 2012 | Created by Simon Barry | Darsteller: Rachel Nichols, Victor Webster, Erik Knudsen, Stephen Lobo, Roger Cross, Lexa Doig, Tony Amendola u.a.

Longmire

Diese 2012er US-Serie von John Coveny und Hunt Baldwin basiert auf Craig Johnsons Buchreihe um Walt Longmire, den alteingesessenen Sheriff von Absaroka County, Wyoming. Der wortkarge Mann im fortgeschritteneren Alter leidet seit einem Jahr unter dem Tod seiner Frau, was aber seine Ermittlungserfolge dank Erfahrung, Intuition und Beobachtungsgabe kaum schmälerte.

Strukturell ist Longmire eine klassische Copserie mit qualitativ wechselhaften Fällen der Woche, aber das weite Land samt Indianereservat sorgt für neuzeitliche Western-Atmosphäre und die Charaktere sind auch recht gelungen. Walt Longmire (Robert Taylor) ist jedoch etwas zu sehr der Mann der Tat, löst fast jedes Verbrechen im Alleingang, lässt dabei Kollegen und Zuschauer öfters im Dunkeln tappen und macht auch in Kämpfen gegen Jüngere eine (zu) gute Figur. Katie Sackhoff (Battlestar Galactica) als zugezogene Großstadtpolizistin Vic bekommt stellvertretend für den Zuschauer die Eigenheiten des Landlebens erklärt und versprüht ansonsten mit unfassbaren Gesichtsausdrücken viel Charme (und kann leider zu selten zupacken).

Schwerwiegende Konflikte gibt es in der Serie kaum, folgenübergreifend steht die bevorstehende Sheriffwahl im Raum, bei der neben Walt auch dessen anderer Deputy Branch (Bailey Chase) kandidiert. Die so vorhandenen Spannungen entladen sich erst im Staffelfinale von insgesamt zehn Episoden, gleichzeitig scheint Walt im Zusammenhang mit dem Tod seiner Frau eine nicht ganz saubere Vergangenheit zu haben. Diese Eskalationen entschädigen für eine bisher gemächliche Serie, die man bei Interesse am Setting als eher anspruchslose Unterhaltung ruhig anschauen kann. Eine zweite Staffel ist bestätigt.

Longmire | USA 2012+ | Created by John Coveny & Hunt Baldwin | Darsteller: Robert Taylor, Katee Sackhoff, Bailey Chase, Adam Bartley, Cassidy Freeman, Lou Diamond Phillips u.a.

Dienstag, 31. Juli 2012

Movie Month 7/2012

Von mir drüben bei den Zelluloidfreaks: Vom Kollegen Tobberich: John Carter, Kokowääh

Dienstag, 24. Juli 2012

Durchwachsen: Hit & Miss, Sinbad & The Newsroom

Hit & Miss

Eine Transsexuelle verdient als Auftragskillerin Geld, um sich vollständig zur Frau umoperieren zu lassen, als sie von ihrem kleinen Sohn erfährt, der nach dem Tod der Mutter mit drei Geschwistern auf einer der Zivilisation entrückten Bauernhofruine lebt. Sie will nun die Vater-/Mutterrolle übernehmen, aber ihre kriminellen Verpflichtungen lassen sie nicht los... Recht harter Tobak, vollgepackt mit ungewöhnlichen Themen, die stellenweise unangenehm, aber kaum sensationshaschend umgesetzt werden. Trotzdem arg irritierend, wenn Darstellerin Chloë Sevigny mit merkwürdiger Maske nackt vor dem Spiegel steht, ihren (Fake-)Penis schlägt und schluchzend "I'm a real boy" ruft - nur um bald darauf dem Dorfschönling einen zu blasen. Im eskalierenden Verlauf der sechs Episoden mit Cliffhanger am Ende wurde mir die Serie aber schlicht zu überladen.

Hit & Miss | UK 2012 | Created by Paul Abbott | Darsteller: Chloë Sevigny, Peter Wight, Jorden Bennie, Jonas Armstrong, Vincent Regan, Ben Crompton, Karla Crome, Reece Noi u.a.

Sinbad

Sindbad, das bedeutet geheimnisvolle Abenteuer, exotische Frauen und dunkle Magie. Viele Fantasy-Filme, u.a. vom Stop-Motion-Meister Ray Harryhausen, haben die Märchengestalt aus 1001 Nacht verwurstet, es gab die recht kuriose Animeserie aus den 70ern und Sindbads Abenteuer aus Kanada (1996-1998) im Fahrwasser von Hercules und Xena. Aus England kommt nun eine Neuauflage, die eingangs düsterer als die 90er Serie ausfällt: Tagedieb und Glücksritter Sindbad tötet aus Versehen den Sohn eines mächtigen Mannes, woraufhin sein Bruder umgebracht und er anschließend von seiner Oma verflucht wird - Sindbad kann nur noch 24 Stunden am Stück an Land verbringen. Bald hat er durch Zufall eine Zweckgemeinschaft zusammen und die Flucht wird zur Abenteuerreise.

In der alten und unernsten Serie war Sindbads bärenstarker Bruder noch quicklebendig in der schnell verschworenen Mannschaft. Hier hingegen muss die Crew, die durchaus ähnlich zu den 90ern zusammengesetzt ist, erst zusammenwachsen und bei jedem sind dunkle Geheimnisse angedeutet. Welche das sind, werde ich aber wohl nicht erfahren, denn nach drei von zwölf Episoden bin ich abgetörnt: Mit jeder Folge nahm die qualitative Flaute zu, die Serie wurde lächerlich und wirkte zuletzt trotz hervorragender Spezialeffekte billig und platt (wie schlecht übrigens die Computerszenen in Sindbads Abenteuer waren!). Da nützen auch kein Naveen Andrews (Lost) und keine Orla Brady (Fringe) als Bösewichte, die eher alibimäßig eingeschoben werden - in der alten Serie gab's noch einen herrlich overactenden Zauberer, "Sayid" schaut bloß weinerlich oder grimmig drein.

Die beiden Frauen in der 2012er Mannschaft bekleiden bis jetzt nur schwache Rollen und können zudem der feschen Jacqueline Collen nicht das Wasser reichen. Und Sindbad selbst wurde in den 90ern dargestellt von einem aalglatten Weißbrot (Zen Gesner), nun ist er der morgenländischste Schauspieler (Elliot Knight) in der gesamten Serie - lässige Checker sind sie beide. Falls es erzählerisch nicht deutlich besser wird, keine Segel setzen!

Sinbad | UK 2012 | Executive Producers: Tim Haines, Sophie Gardiner, Andrew Woodhead | Darsteller: Elliot Knight, Naveen Andrews, Dimitri Leonidas, Marama Corlett, Elliot Cowan, Estella Daniels, Orla Brady u.a.

The Newsroom

Der Name Aaron Sorkin sagte mir ehrlicherweise bisher wenig, aber der Schöpfer dieser 2012er US-Serie hat seinen Fernsehruhm u.a. mit The West Wing erlangt. Parallelen sind unübersehbar und auch die Gründe, warum mir beiden Serien nicht wirklich zusagen, sind identisch: Sorkins Universum ist von hochstressiger, anspruchsvoller Nonstop-Arbeit geprägt, die von jungen und junggebliebenen Menschen mit Leichtigkeit erledigt wird und welche dabei noch federleicht geschliffene Gespräche führen. Terminstress und Betriebssamkeit werden gut eingefangen, aber die Charaktere wirken trotz ihrer Aufgaben zu unbeschwert. Das passt für mich nicht zusammen, nicht in Martin Sheens Weißem Haus von The West Wing und auch nicht in der jetzigen TV-Nachrichtenredaktion unter Jeff Daniels (der Anchorman) und Emily Mortimer (seine Produzentin). Nach fünf von zehn Folgen The Newsroom ist zudem das Beziehungsgeflecht in der Redaktion in den Mittelpunkt gerückt. Interessant übrigens, dass die Serie wenige Monate in der Vergangenheit spielt und so mit dem heutigen Wissen reale Ereignisse aufgegriffen werden. Sorkin entwirft dabei das Idealbild einer um Unabhängigkeit und Aufklärung kämpfenden Nachrichtensendung im durchkommerzialisierten, unterhaltungslastigen Amerika - lobenswert, aber der Stil sagt mir nicht zu.

The Newsroom | USA 2012 | Created by Aaron Sorkin | Darsteller: Jeff Daniels, Emily Mortimer, John Gallagher Jr., Alison Pill, Thomas Sadoski, Dev Patel, Olivia Munn, Sam Waterston u.a.

Samstag, 30. Juni 2012

Movie Month 6/2012

Von mir drüben bei den Zelluloidfreaks:

Montag, 18. Juni 2012

Justified (Staffel 1)

Part 1 einer dreiteiligen Beschreibung der aktuell drei Staffeln umfassenden US-Serie Justified mit analytischem Einschlag inklusive einiger Spoiler. Wer die Serie nicht kennt und noch schauen möchte, mag die ersten drei Absätze lesen oder meine Empfehlung beherzigen: Justified ist eine gute, sich weiterentwickelnde Fernsehserie mit interessanten Motiven und Konflikten.

Ein sonniges Duell. Im Sitzen. Raylan Givens verleitet einen Schurken zum Ziehen seiner Waffe und erschießt ihn. Givens ist U.S. Marshal, sein Handeln vom Gesetz gedeckt. Trotzdem wird er strafversetzt, von Florida in seine Heimat Kentucky, von der High Society ins Hillbilly-Hinterland. Einst floh er von hier, nun trifft er seine Angehörigen und Freunde wieder. Und die sind im Gegensatz zu ihm wenig gesetzestreu. Bereits im weiteren Verlauf der ersten Episode richtet Givens' ehemaliger Kumpel Boyd Crowder einen vermeintlichen Spitzel in seiner Neonazigruppe per Kopfschuss hin und sprengt eine Kirche mit einem Raketenwerfer. Schließlich kommt es in Nachstellung der Eingangsszene zum Duell zwischen Crowder und Givens, bei dem letzterer Crowder krankenhausreif schießt.

Ein furioser und dramatischer Beginn der US-Serie Justified , die auf Werken des Schriftstellers Elmore Leonard beruht, welcher auch als ausführender Produzent genannt wird. Doch brauchen die für ihn typischen Milieustudien ihre Zeit, um klar hervorzutreten. Die erste Staffel ist deutlich noch auf der Suche und so stellen die frühen Episoden losgelöste Kriminalfälle dar, zudem oft von nur solider Qualität. Gleichzeitig werden jedoch zunehmend, wenn auch oft nebenbei die Hintergründe der Hauptcharaktere beleuchtet. Es vergeht erstaunlich viel Zeit, bis wichtige und längst angekündigte Figuren wie z.B Raylans Vater Arlo Givens tatsächlich auftreten (Boyd Crowder wird gar für mehrere Folgen wieder aus der Serie genommen). Das Beziehungsgeflecht der verschiedenen Familien wird so clever konstruiert und ebenso gelungen enthüllt.

Damit einhergehend nimmt die Dramatik der Ereignisse zu, Menschen werden blutig erschossen, Todesdrohungen schwirren hin und her, mit Feuerwaffen wedelt ein jeder herum. Hier bekommt die Serie oder vielmehr die Staffel Probleme, denn die dramatische Wirkung wird von zwei Dingen beeinträchtigt: Raylan Givens und der deutschen Synchronisation. Givens ist sowohl rede- als auch schussgewandt und in diesen Belangen fast allen anderen Figuren überlegen - "Herr der Lage" ist sein Spitzname und trotz gefährlicher Situationen bleibt das Bedrohungsgefühl stets gering (z.B. wird Raylan einzig in einer Prügelei verletzt, die er selbst anzettelte). Zusätzlich verändert die Synchronisation das Flair der Serie. Trockener und beiläufiger Wortwitz zeichnet Justified aus, aber die Charaktere sind eben keine Komiker. Doch genau dazu machen die deutschen Sprecher ihre Figuren mit unpassend heiterem Tonfall.

Ihre volle Wirkung können die eskalierenden Geschehnisse und dabei vor allem die Vater-Sohn-Konflikte leider so nicht entfalten: Boyd Crowder, der nach dem Duell mit Raylan Gott gefunden zu haben glaubt, gerät darüber mit seinem aus dem Gefängnis entlassenen Vater Bo, einem kriminellen Schwergewicht, aneinander. Und Raylan hadert seit seiner harten Kindheit mit seinem Erzeuger Arlo, den er lange auch gar nicht sehen möchte. Da Arlo seit jeher im Verbrechenssumpf der Crowder-Familie steckt, ist er schließlich gar bereit, seinen Sohn zu opfern. Aber auch da ist Raylan wieder allen voraus. Wie lange Givens junior schon wisse, dass Arlo seinen Sohn verraten wollte, fragt sein Vater ihn schließlich. "Mein ganzes Leben" lautet die ruhige und dadurch um so erschütterndere Antwort Raylans.

Bo und Boyd Crowder werden durch die religiöse Erweckung des Sohnes auseinandergetrieben. Wie Raylan versucht Boyd nun, die Machenschaften seines eigenen Vaters zu verhindern. Während Arlo Givens sich über die Jahrzehnte mit der Ablehnung durch Raylan abgefunden hat, ihn schließlich sogar dem Tod auszuliefern bereit ist, reagiert Bo mit Härte auf die Anwandlungen Boyds. Doch ihn zu töten scheint ihm nicht möglich, stattdessen schlachtet er Boyds Anhänger. Den daraus entspringenden Mordgelüsten seines Sohnes entgeht Bo nur, weil er sich im Spiel mit größeren Gangstern die Finger verbrennt und erschossen wird. Boyd jagt daraufhin die Täter - aber nicht wegen des Mordes per se, sondern weil sie ihm seine Blutrache gestohlen haben.

An Justified kritisieren lässt sich, dass einigen Aspekten der Geschichte die Stringenz fehlt. Abgesehen von manch nicht gerade hochklassigen Einzelplots ist Raylans Schießwütigkeit und Strafversetzung das auslösende Moment der gesamten Serie, doch danach darf er für längere Zeit unbehelligt von seinen Vorgesetzten herumballern, ganz seinem Motto "shoot to kill". Seine Jugendfreundin Ava, mit der Raylan bald zusammenkommt, erschoss ihren gewalttätigen Ehemann Bowman Crowder - nicht in Notwehr! Die Tat bedeutet jedoch kaum juristische Auswirkungen für sie (aber Stress mit den Crowders) und erscheint somit gar moralisch legitimiert. Schließlich sagt Raylans attraktive Exfrau Winona früh, dass sie niemanden kenne, der so zornig sei wie Raylan Givens. Dessen Darsteller Timothy Olyphant spielte den Sheriff der grandiosen Westernserie Deadwood, wo er konstant unter Druck stand, ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch. In Justified bekommt man davon jedoch nichts mit, Winonas Aussage ist eine bloße Behauptung (obschon Raylan stets mit Cowboyhut und lockerer Pistole unterwegs ist).

Schlussendlich ist der Serienauftakt trotz einiger farbloser Nebenfiguren und des meist unnahbaren Marshal Raylan Givens gelungen, verspielt aber aufgrund etwas nachlässiger Struktur und vor allem der deutschen Synchronisation seine epische Wucht. Doch muss die erste Staffel als ein Herantasten verstanden werden. Die in den Charakteren Raylan und Arlo Givens angelegten Kernkonflikte von Sohn und Vater, von Lawman und Outlaw, von Stadt und Land, von Fortschritt und Freiheit, von Moderne und Tradition werden in den nächsten Staffeln weitergesponnen werden...

Justified | USA 2010+ | Created by Graham Yost | Darsteller: Timothy Olyphant, Nick Searcy, Joelle Carter, Walton Goggins, Jacob Pitts, Erica Tazel, Natalie Zea, Raymond J. Barry u.a.

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Freitag, 1. Juni 2012

Movie Month 4-5/2012

Von mir drüben bei den Zelluloidfreaks: Vom Kollegen Tobberich: Gefährten, Haywire, The Grey

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