Glotzen

Donnerstag, 28. Februar 2008

I'm a Cyborg, but that's OK

Den (nationalen) Durchbruch feierte der Regisseur Park Chan-Wook im Jahr 2000 mit dem innerkoreanischen Grenzdrama Joint Security Area, woraufhin er seine heute berühmte Rachetrilogie in Angriff nahm und 2002 Sympathy for Mr. Vengeance präsentierte, ein nihilistisches Meisterwerk und Kloß im Hals des Zuschauers. International erfolgte dann der Ritterschlag 2004 in Cannes für Oldboy (2003), ebenfalls ein herausragender Film, jedoch schon nicht mehr so grimmig wie SfMV (den Abschluss der Trilogie, Lady Vengeance von 2005, kenne ich noch nicht).

Zumindest hatte Chan-Wook nun absolute Narrenfreiheit und drehte 2006 I'm a Cyborg, but that's OK (allein was für ein Titel!), der dank der Bekanntheit des Regisseurs auch im offiziellen Wettbewerb der Berlinale 2007 lief - das versprach eine Kinoauswertung. Auf dem Fantasy Filmfest, auf dem ich in den Jahren zuvor SfMV und Oldboy erleben durfte, konnte ich den Film dann leider nicht sehen und der reguläre Kinostart fand schließlich erst Mitte Januar 2008 in ausgewählten Lichtspielhäusern statt (Spielplan). Zum Glück auch in meiner Nähe!

Während in JSA und SfMV Freundschaft und Liebe in gewisser Weise das auslösende Moment der Handlung und damit der Katastrophe waren, ist dies bei I'm a Cyborg, but that's OK umgekehrt: Der tragische Grund, warum die Protagonistin Young-Gun zu Beginn in die Irrenanstalt eingewiesen wird, liegt eigentlich weit in der Vergangenheit. Am Ende wird das Mädchen, das sich für einen Cyborg hält und darum nichts isst, aber Liebe und ihr persönliches Glück finden - denn der Film ist nichts anderes als (sehr wunderliche) Romantic Comedy.

Langweiligen Kitsch muss man nicht befürchten, denn über weite Strecken führt der Film die verschiedenen Patienten und ihre Krankheiten, Marotten, Alltagsprobleme und Beziehungen untereinander ein, was erwartungsgemäß bereits für viel Heiterkeit und Situationskomik sorgt.
Herausragend wird es dann, wenn die Kamera die Wahrnehmung der Verrückten - oder passender Wahnsinnigen - einnimmt und so die Realität verdreht.
In diesen Szenen explodiert der Film in überraschenden Einfällen und visuellen Tricks, springt "typisch asiatisch" munter durch alle Genres und dürfte unaufgeschlossene Zuschauer ob der gezeigten "Wahnwitzigkeiten" vor den Kopf stoßen. Alle anderen hängen laut lachend oder berührt in ihren Sitzen.
Lange Zeit ist sich der Zuschauer zudem nicht völlig sicher, ob die absonderlichen Fähigkeiten der Insassen wirklich nur Wahnvorstellungen sind. Könnte Young-Gun vielleicht doch ein Cyborg sein?

Der manische Dieb Il-Sun, der anderen Charaktereigenschaften klauen kann (!), macht es sich schließlich zur Aufgabe, Young-Gun beizustehen, die als Cyborg natürlich nichts zu sich nehmen kann außer Strom - für einen Menschen dürfte dieses Essverhalten aber auf Dauer nicht gesund sein. Und während die Ärzte an der Heilung des Mädchens verzweifeln, hilft Il-Sun mit liebevollem Einfallsreichtum sowohl dem Menschen als auch dem Cyborg Young-Gun und besiegt darüber ebenso seine eigenen Dämonen...

I'm a Cyborg, but that's OK ist hervorragend inszeniert, bietet makellose Spezialeffekte, skurrile Charaktere, eine schöne Geschichte, die weit tiefgründiger ist als sie meist erscheint, und eine Menge guter Laune. Einzig ein paar Umwege vor der Zielgeraden trüben ein ganz klein wenig den Filmgenuss. Ansehen! [4/5]

I'm a Cyborg, but that's OK (Saibogujiman kwenchana) | Original mit deutschen UT
ROK 2006 | IMDb | OFDb
Regie: Park Chan-Wook
Buch: Park Chan-Wook
Darsteller: Lim Su-Jung, Jung Ji-Hoon, Choi Hie-Jin, Oh Dal-Su u.a.
Update: Kleinere (stilistische) Änderungen

Montag, 4. Februar 2008

Cloverfield

Im Jahr 1998 brachte Roland Emmerich seinen Godzilla-Film in die Kinos und verprellte damit die Fans von Japans populärstem Riesenmonster. Zwar waren die Spezialeffekte beeindruckend, aber wie jüngst Michael Bay nicht viel mit den Transformers anzufangen wusste, so war Emmerich von der Riesenechse überfordert. Folglich zerstörten die US-Streitkräfte im Abwehrkampf mehr von New York als Godzilla selbst, der schließlich gar einen Großteil des Films verschwand und seinem von Jurassic Parks Raptoren inspirierten Nachwuchs die Leinwand überließ (ein gegnerisches Monster gab's natürlich nicht).

Zehn Jahre später taucht nun Cloverfield auf: Wieder entsteigt ein gigantisches Monster dem Meer und macht New York platt, während die Army - "egal was es ist, es gewinnt" - aus allen Rohren feuert und sich auch noch mit flinken Miniausgaben des Untiers herumplagen muss. Mitten im Chaos und der Massenpanik hockt eine kleine Clique hipper Twens, die den ganzen Schlamassel auf Video festhält, während sie sich durch die stark lädierte NYC den Weg zu einer verletzten Freundin bahnen.

Neben dem Monster, dessen Herkunft gar nicht erst erklärt wird, stellt die Optik die zweite Besonderheit Cloverfields dar: Der Film soll wie das legendäre Blair Witch Project (1999) ein authentisches Homemovie darstellen, wodurch das Geschehen natürlich stark subjektiviert, aber auch unmittelbar intensiv gerät. Und wackeliger, denn der Hobbyfilmer ist eine ziemliche Niete, hält die Kamera selbst in ruhigen Minuten schief oder schwenkt genau dahin, wo nichts passiert (damit der Auftritt des Monsters dramaturgisch hinausgezögert wird).

Auch wenn das Bild also nicht selten extrem wackelt, hatte zumindest ich keine Probleme mit Kopfschmerzen. Es ärgerte mich mehr, dass dieser Homevideo-Kniff nicht wirklich nötig war, da man auch mit "objektiver" Kamera nah an den Protagonisten hätte bleiben können.
Außerdem wären dann mehr Monsterszenen drin gewesen, schließlich sind menschliche Schicksale zwar auch packend, aber man möchte doch in solch einem Film ausführlich sehen, wie das Ungetüm wütet, zumal es interessant gestaltet ist (eher außerirdisch) und die Spezialeffekte meist hervorragend gelungen sind. Die Zerstörung, die das Viech und die Army mit ihrem Dauerbombardement in der Stadt verursachen, ist wirklich enorm, nur bekommt der Zuschauer eben oft nur die Ruinen oder ferne Explosionen zu sehen oder zu hören. Hinzukommt die sehr kurze Laufzeit von effektiv 80 Minuten, wovon zu Beginn eine Menge für einen Partyprolog draufgeht.

Um den Film fand wohl eine große virale Marketingkampagne statt, von der ich als Modembenutzer nichts mitbekam. Dafür kann man auffälliges Nokia-Product-Placement im Film bewundern und es sollen so manche, von mir übersehene, versteckte Andeutungen vorkommen. Produzent ist J.J. Abrams, verantwortlich für die außergewöhnliche TV-Serie Lost und demnächst Star Trek XI.
Alles in allem ist Cloverfield ein simpler, aber packender und krawalliger Monsterfilm (dafür allein schon fast 4/5 :-), der jedoch ohne Blair Witch-Stil meines Erachtes mindestens ebenso gut funktioniert hätte. "Clover" vs. Godzilla - ich wäre dabei! [3/5]

Cloverfield
USA 2008 | IMDb | OFDb
Regie: Matt Reeves
Buch:: Drew Goddard
Darsteller: Michael Stahl-David, Odette Yustman, Mike Vogel, Lizzy Caplan, Jessica Lucas u.a.

Freitag, 11. Januar 2008

Babylon 5: Vergessene Legenden

Ende 2007 erschienen mit der DVD Babylon 5: Vergessene Legenden seit langem wieder bewegte Bilder aus J. Michael "JMS" Straczynskis B5-Universum, aus dem seit der grandiosen Urserie aus den 1990ern keine großen Erfolge mehr kamen (man denke mit Grausen an das Crusade-Spin-off).

"Vergessene Legenden", im Englischen bodenständiger und passender nur "The Lost Tales", sind zwei kleine Geschichten unter dem Obertitel "Stimmen aus dem Dunkel" von je knapp 35 Minuten Laufdauer.
In der ersten - "Stimmen aus der Vergangenheit" - hat es Colonel Elizabeth Lochley (gealtert: Tracy Scoggins) mit einem scheinbar vom Teufel Besessenen zu tun, weswegen sie einen Priester von der Erde zur Hilfe ruft. Die schlussendliche Auflösung ist recht gewitzt - nur ist von Science-Fiction dabei wenig zu sehen, das Überirdische existiert.

In der zweiten Story "Stimmen aus der Zukunft" besucht John Sheridan (Bruce Boxleitner), Präsident der Interstellaren Allianz, die Raumstation, wird zuvor aber vom Technomagier Galen (Peter Woodward) auf eine in 20 Jahren drohende Gefahr in Person eines jetzt noch jungen Centauri-Prinzen aufmerksam gemacht, den Sheridan zum Wohle der Erde um die Ecke bringen soll...
Mal wieder eine alles vernichtende Bedrohung ist wenig spannend, auch das eher unglaubwürdige Ende mit Sheridans Idee will nicht so recht passen (ob sein Plan aufgeht, erfahren wir nicht).

Beiden Geschichten ist gemein, dass es nur wenige Sets und Darsteller gibt: Die wenigen echten Kulissen sehen nicht unbedingt billig, aber sehr kahl aus, neben den drei genannten Hauptfiguren treten keine anderen bekannten Charaktere auf (werden aber erwähnt).
Tatsächliche Action gibt es keine, alle entsprechenden Szene sind Träume oder Visionen. Somit sind die beiden Folgen nicht einmal ansatzweise "Legenden", sondern kleine Kammerspiele, insbesondere Lochleys Folge, die einzig durch dynamische (wenn auch manchmal wackelige) Kameraarbeit beeindruckt. Boxleitner als Sheridan ist wie immer super, aber seine Geschichte wirkt zu stark verkürzt, als ob JMS eine Storyline aus der Hauptserie auf 35 Minuten heruntergekürzt hätte.

Immerhin sind die Tricksequenzen schön gerendert und versprühen sofort den alten B5-Charme (Kritiker sagen: Künstlichkeit). Es wurde sehr viel mit virtuellen Sets gearbeitet, was auch im ausführlichen und recht informativen Bonusmaterial behandelt wird.

Alles in allem ist es zwar schön, wieder etwas auf dem Babylon-5-Universum zu sehen, aber "Vergessene Legenden" mit den eher zweitklassigen Geschichten und dem sparsamen Look sind ganz sicher nicht B5 at it's best... Die Zeichen für weitere DVD-Geschichten stehen aber nicht schlecht, vielleicht gibt es dann ein höheres Budget und JMS verfilmt bessere Storys.

Babylon 5: Vergessene Legenden
USA 2007 | IMDb | OFDb
Regie: J. Michael Straczynski
Buch: J. Michael Straczynski
Darsteller: Bruce Boxleitner, Tracy Scoggins, Peter Woodward u.a.

Freitag, 2. November 2007

MTV EMAs 2007

Am 1. November fanden in München die MTV Europe Music Awards statt. Die Show selbst ging knapp zweieinhalb Stunden, unterbrochen von zig Werbeblöcken. Insgesamt muss man sagen, dass die EMAs 2007 ziemlich öde waren. So öde, dass ich überwiegend Full Metal Jacket auf arte und später Schmidt & Pocher auf ARD geschaut habe (letztere haben sich nach ihrer ersten Sendung sehr gesteigert; Pocher scheint Schmidt zu beflügeln und die anarchische Note ist wieder da).

Der "Host" der EMAs war Snoop Dogg, von dem MTV sich wohl das ein oder andere Skandälchen erhofft hatte. Der Doggfather mit seiner relaxten, durch Dauerkiffen geformten Art blieb aber... relaxt. Ein Auftritt in Lederhosen, "Motherfucker" und ein netter Backstage-Ausflug zu Nicole Scherzinger bleiben einzig in Erinnerung (leider klinkte er sich nicht rappend ein, als Samy Deluxe neben ihm freestylete).
Stattdessen war Dave Grohl von den Foo Fighters der inoffizielle Gastgeber, der an einer vom Oktoberfest inspirierten VIP-Bar saß, gut aufgelegt seine "good friends" in Form von Laudatoren und Performern begrüßte, Schnaps trank und dauernd in die Menge grohlte gröhlte. Selbst Franka Potente durfte an die Bar (und Boris Becker) und wurde von Mr. Grohl geherzt. Am meisten stand aber Nicole Scherzinger im Mittelpunkt des männlichen Interesses, während sie selbst nur gut aussah und dauernd bekundete, wie "awesome" hier doch alles sein. Auf dem roten Teppich, der lila war, hatte sie es zuvor geschafft, auf eine völlig andere Frage von MTV-Moderatorin Mirjam Weichselbraun in einem Satz alle Facts zu ihrem Soloalbum unterzubringen...
Die Bar war also das Highlight der Show, auch wenn Dave Grohl einmal in der zensurfreien Live-Übertragung Serj Tarkian von System of a Down bei dessen USA-Kritik mit einem lauten "OHHHHHHHHH!" abwürgte.

Die nominierten Künstler waren dagegen die typischen, von MTV selbst gehypten internationalen Acts. Zwar war die Zahl der Artists, aus denen die Zuschauer die Nominees im Vorweg der Show auswählen konnten, dieses Jahr teils sehr groß, trotzdem setzten sich nur Altbekannte durch, die dann auch meist gewannen. Dass Avril Lavigne zwei Preise einheimste, einen gar für ihr schreckliches Liedchen "Girlfriend", passt da perfekt hinein (der Song ihres recht gelangweilten Auftritts war da besser; generell waren keine der Performances aufsehenerregend).
Wie immer waren über 90% der Nominierten aus Nordamerika oder Großbritannieren, ähnlich sah die Verteilung bei den Gewinnern aus.

Bushido wurde wieder "Best German Act" und bedankte sich nur auf Deutsch (Laudatoren Eva Padberg - die hätte mal mit Dapayk auftreten sollen - und ein Klitschko), Tokio Hotel waren bester "Inter Act" (Fankontakt oder so) und Bill Kaulitz stammelten dankend in Englisch, während er später noch auf der gigantischen, aus Bildschirmen bestehenden Bühne und unter Wasserfontänen herumhampelnd "Sruh se Monnsuhn" singen durfte.
(Die anderen nationalen europäischen Awards fanden anscheinend alle gleichzeitig oder in Werbepausen statt, zumindest bekam der deutsche Zuschauer davon nix mit.)

Viele internationale Stars wie Christian Aguilera oder Justin Timberlake kamen trotz Nominierung nicht, gewannen aber auch nichts (galt für den zum Glück ebenfalls abwesenden Nervbold Timbaland ebenso), Linkin Park und Rihanna bedankten sich per MAZ aus ihren schäbigen Tourtrailern heraus. Schade: Justice auf Frankreich gewannen erneut den Video-Award gegen Kanye West, der letztes Jahr noch als beleidigter Verlierer für einen "Skandal" sorgte und nun manches Mal Seitenhiebe deswegen einstecken musste. Aber auch er war anscheinend nicht vor Ort; West sagte kürzlich in einem Tracks-Interview, dass es nie gewinnt und deshalb nur noch eingeladen werden will, wenn er tatsächlich einen Preis bekommt.

Sonst noch was? Der Lärmpegel der jugendlichen Zuschauer in der Halle war konstant hoch, keine Ahnung warum die die ganze Zeit ohne Sinn und Verstand jubelten; davon war wohl auch Amy Winehouse bei ihrer Preisempfangnahme und späterem Auftritt genervt. Und warum es neben der coolen Bühne unstrukturiert komische Sitzecken und sogar Whirlpools gab, bleibt schleierhaft.
Vom Unterhaltungswert waren die diesjährigen EMAs überwiegend zweitklassig, MTV hoffte vergeblich auf Skandale. Musikalisch sind diese Veranstaltungen eh größtenteils unwichtig und unerheblich.

Der Sternwanderer

Seit dem Erfolg von Peter Jacksons genialer Herr der Ringe-Trilogie wurden so manche Fantasy-Schinken mehr schlecht als recht ins Kino gezerrt. Nun hat es eine 1998er Novelle von Neil Gaiman erwischt - den Sternwanderer -, inszeniert vom ziemlichen Regieneuling Matthew Vaughn.

Das kleine englische Dorf Wall liegt an einer langen Steinmauer, welche die unsichtbare Grenze zum magisches Reich Stormhold darstellt und von niemandem überwunden werden darf. Als der Protagonist Tristan, der vor 18 Jahren bei einem einmaligen Ausflug seines Vaters über die Mauer gezeugt wurde, seiner Angebeteten verspricht, ihr einen gefallenen Stern als Beweis seiner Liebe zu bringen, macht auch er sich auf und findet alsbald den Stern jenseits der Mauer - in Gestalt einer jungen Frau, hinter der auch einige alte Hexen her sind...

Die Geschichte des Films ist recht simpel, aber ohne Durchhänger erzählt und beginnt sofort ohne längere Einleitung. Der Sternwanderer ist auch keine epische Saga, sondern ein teils sehr klassischer Märchenfilm mit typischem Handlungsmuster. Hier gibt es keine gigantischen Massenschlachten oder schicksalsentscheidende Queste, der Film bleibt erfrischend bodenständig. Natürlich werden hie und da LotR-Styles wie eindrucksvolle Kamerafahrten bemüht, aber ansonsten stehen die Figuren im Mittelpunkt und deren Hatz nach dem Sternenmädchen Yvaine.

Erwähnenswert ist hier zum einen Robert De Niro, der zwar manchmal ins Overacting abdriftet, aber für unterhaltsame Szenen gut ist. Und dann stellt Der Sternwanderer auch das Comeback von Michelle Pfeiffer dar, die 2007 mit mehreren Filmen nach fünf Jahren Pause wieder auf der Leinwand zu sehen ist. Sie spielt die Oberschurkin Lamia, eine alte Hexe (mit entsprechendem Make-up), die durch Yvaine wieder jung werden will. Pfeiffers Part könnte man durchaus als Seitenhieb auf den Jugendwahn und die 40-Plus-"Mauer" in Hollywood deuten.

Herausragend am Sternwanderer sind aber die vielen kleinen Ideen, der (schwarze) Humor und zahlreiche witzige Sprüche; die sympathischen Figuren spielen sich hier gerne gegenseitig übel mit und geizen auch nicht mit verbalen, sehr gelungen synchronisierten Gemeinheiten (die Geister!).

Kritisiert werden kann wenig, wenn man eben kein Epos erwartet. Manche Spezialeffekte sehen nicht so prall aus, die Geschichte hätte trotz des Märchenkorsetts etwas gewitzter ausfallen können und leider sieht man von dem magischen Reich kaum etwas bzw. wird nicht wirklich in eine phantastische Welt entführt. Dies kostet den Sternwanderer in meinen Augen auch die Höchstwertung, trotzdem eine unbedingte Empfehlung! [4/5]

Der Sternwanderer (Stardust )
USA/GB 2007 | IMDb | OFDb
Regie: Matthew Vaughn
Buch: Jane Goldman, Matthew Vaughn, Neil Gaiman
Darsteller: Charlie Cox, Clare Danes, Michelle Pfeiffer, Sienna Miller, Robert De Niro u.a.

Freitag, 26. Oktober 2007

Schmidt & Pocher

Gestern um 22:45 ging Harald Schmidt nach langer Sommerpause wieder bei der ARD auf Sendung, ab sofort eine Stunde lang, nur noch wöchentlich - und mit Oliver Pocher als gleichberechtigtem Partner an der Seite (anstatt Sidekick Manuel Andrack): "Schmidt und Pocher - Ein satirischer Wochenrückblick".

Der Medienrummel im Vorweg war ziemlich groß, denn Pochers Humor ist eigentlich wenig öffentlich-rechtlich-kompatibel und oft auch gar nicht mal so gut. Schmidt selber hat jedoch auch längst bekundet, dass er nicht mehr viel Lust auf Late Night hat und das merkte man bei den meisten seiner letzten Solosendungen.
Schmidt hatte Pocher am ARD-Dienstweg vorbei allein rekrutiert, was viele erstaunte und entsetzte. Jedoch trat Schmidt schon vor Jahren in Pochers Viva-Sendung Alles Pocher, ...oder was? in einem Filmeinspieler als eine Art Mentor auf!

Pocher verkörpert die jungen, eher ungebildet-desinteressierten Zuschauer mit mehr Wollen als Können (man denke an Pochers unsägliche Schauspielversuche in Sternenfänger, die im Ersten momemtan auch "zufällig" wiederholt wird), die die ARD so gerne hätte. Schmidt ist in kulturellen und politischen Sphären kaum zu schlagen, aber auch von seinem eigenen Status als zynische Lichtgestalt gelangweilt.

Nun werden die beiden Pole der Unterhaltung also mit dem Holzhammer zusammengeprügelt, und dieses Werkzeug wurde auch in der ersten Sendung allzu oft bei Witzen eingesetzt: Das Niveau war nicht besonders hoch und überwiegend boulevardesk, die Humorqualität nur ordentlich.

Der Anfang der Sendung ließ einen schaudern, nachdem mal immerhin Helmut Zerletts Rückkehr wohlwollend notierte: Pocher wurde von Schmidt angekündigt und dessen erster Auftritt ist eine öde Michael-Jackson-Performance ohne Sinn und Verstand! Pochers erste telegene Tat war vor langer Zeit ein spaßiges Vortanzen bei den Backstreet Boys, nun ist der Junge fast 30 und macht immer noch den selben Scheiß...

Immerhin wurde es dann im weiteren Verlauf nicht so schlimm wie befürchtet, denn Pocher war schon für ein paar Lacher gut, vor allem wenn die gegensätzliche Chemie zwischen Schmidt und ihm zündete. Es fiel aber auch auf, dass Pocher sichtlich nervös war und einige Pointen versemmelte; das generationenübergreifende Team muss sich noch einspielen. Auch konnte Pocher an einigen Stellen nicht zurückstecken und wollte das letzte Wort behalten.

Wenn sich die beiden mehr eingespielt haben, der Humor etwas ansteigt, Pocher nicht zu tief mit seinen Witzen zielt (und auf Schauspiel und Stand-up-Comedy verzichtet) und Schmidt bei Laune hält, kann man ruhig einmal die Woche einschalten.

PS: Oli P.s Kurzauftritt im zu langen Promi-Pilgern-Beitrag war besser als Günther Jauchs eher unmotivierter Besuch.

Donnerstag, 4. Oktober 2007

Shoot 'Em Up

Ein Mann schießt alle anderen Männer tot. Selten zuvor passte ein Filmtitel so sehr wie hier. Einleitung? Fehlanzeige! Es sind nicht einmal fünf Minuten vergangen und schon nietet Clive Owen als namenloser "Mr. Smith" dutzend Schurken um, die einem Baby (!) ans Leder wollen.
Bereits an dieser ersten Szene erkennt der erfahrene Zuschauer die beiden zentralen Elemente von Shoot 'Em Up :

Erstens besteht der gesamte Film praktisch aus aneinander gereihten Szenen und Motiven anderer Actionfilme (vornehmlich Hongkong-Werke und Italo-Western), zusammengehalten von einer dünnen Alibi-Story.

Zweitens gehört der gute Geschmack und Political Correctness zu den ersten Opfern - was hier teilweise präsentiert wird, ist für einen US-Film erstaunlich! Insbesondere wenn man bedenkt, dass mit Clive Owen und Monica Belluci als Hure (wird leider auch älter...) bekannte Darsteller mitspielen, denen ihr Image anscheinend nicht so wichig ist.

Die Ansprüche müssen also heruntergeschraubt werden: Die unwichtige Geschichte wird erst spät erzählt und ist natürlich hanebüchen, die Charaktere weisen keine wirkliche Tiefe auf, Glaubwürdigkeit und Logik sind quasi nichtexistent.
Bis zum Showdown heißt es schlicht: Kurze Verschnaufpause mit marginaler Handlung, Rockmusik setzt ein, viele Tote. Und so weiter. Neben dem überstrapazierten Einsatz von Karotten als Gimmick des Helden ist jedoch die Musik ein Schwachpunkt, denn aus unerfindlichen Gründen wurde auf bekannte Songs bekannter Künster zurückgegriffen - "Ace of Spades" von Motörhead sollte doch heutzutage nicht mehr als Musikuntermalung benutzt werden.

Shoot 'Em Up ist kein guter Film, sondern ein Actionfilmkonzentrat ohne Schamgefühl. Hongkong-Fans wie mir wird vieles bekannt vorkommen (3/5), aber wer ohne Einsatz seines Gehirns blutige Schießereien und dumme Sprüche (in der Synchro leider teils misslungen) erleben will, wird hervorragend unterhalten. Ich musste wenigstens dauernd lachen... [4/5]

Shoot 'Em Up
USA 2007 | IMDb | OFDb
Regie: Michael Davis
Buch: Michael Davis
Darsteller: Clive Owen, Paul Giamatti, Monica Bellucci, Stephen McHattie u.a.

Donnerstag, 27. September 2007

Stargate: Nach zehn Jahren Abschied von SG-1

Es ist vorbei: Gestern liefen die allerletzten drei Folgen von Stargate SG-1 auf RTL2, womit die umfangreichste US-Science-Fiction-Fernsehserie aller Zeiten zu Ende ist.

Auf Motiven aus Roland Emmerichs 1994er Kinofilm aufbauend und von Jonathan Glassner und Brad Wright fürs Fernsehen entwickelt, erforschte das Stargate-Center - allen voran das titelgebende "SG-1"-Team - seit Mitte 1997 zehn Staffeln und 214 Folgen lang die Galaxie und rettete unzählige Male die Erde und andere Welten vor Feinden wie den Goa'uld, den Replikatoren oder zuletzt den Ori. (In Deutschland wurde die Serie erst ab Anfang 1999 im Fernsehen ausgestrahlt, also insgesamt achteinhalb und nicht zehn Jahre lang wie in den USA.)

Sieben Jahre lang war Jack O'Neill (Richard Dean Anderson, MacGyver) der Anführer von SG-1, bestehend aus Daniel Jackson (Michael Shanks), Samantha Carter (Amanda Tapping) und Teal'c (Christopher Judge). Daniel Jackson starb Ende des fünften Jahres, wurde aber von den gottähnlichen Antikern in eine höhere Existenzebene erhoben. Für ein Jahr war dann der außerirdische Jonas Quinn (Corin Nemec, Parker Lewis) Mitglied von SG-1, bis Jackson im siebten Jahr wieder zu einem Menschen "degradiert" wurde und ins Team zurückkehrte. Im achten Jahr wurde der Oberkommandierende des Stargate-Centers, George Hammond (Don S. Davis), befördert und O'Neill übernahm dessen Posten. Ein Jahr danach bekam Cameron Mitchell (Ben Browder, Farscape) das Kommando des wiedervereinigten SG-1 und die außerirdische Vala Mal Doran (Claudia Black, Farscape) stieß nach vielen Querelen endgültig im zehnten Jahr zum Team hinzu, während O'Neill nach einer weiteren Beförderung ein Jahr zuvor von Hank Landry (Beau Bridges) abgelöst wurde.

Stargate SG-1 stand von Beginn an für nachvollziehbare SF-Unterhaltung ohne überzogenes Wissenschaftsgebrabbel à la Star Trek. Die Spezialeffekte waren zumeist zahlreich und hervorragend, die Geschichten und Einsätze des Teams spannend und humorvoll. Denn obwohl es natürlich viele dramatische und traurige Momente gab, prägte vor allem das witzige Zusammenspiel des Teams die Serie. Alle vier ursprünglichen Hauptcharaktere und -darsteller waren und sind absolut sympathisch und verschieden genug, um sich in ihren unzähligen Einsätzen perfekt zu ergänzen, aber auch stets für ein Schmunzeln beim Zuschauer durch nuanciertes Schauspiel zu sorgen.

Die Technikniete und ungeduldige Koryphäe in Durch-die-Wand-Diplomatie Jack O'Neill verstand selten, was die brillante Wissenschaftlerin "Sam" Carter oder auch das Sprachgenie Daniel Jackson ihm gerade ausführlich erklären wollten. Und der Außerirdische Teal'c kämpfte lange Zeit mit irdischen Umgangsformen, blieb jedoch stets zurückhaltend-höflich, ganz und gar unpassend zu seinen Muskelbergen und der grimmigen Miene, die er oft eindrucksvoll präsentierte.

Eine wirkliche Charakterentwicklung gab es in der Serie eigentlich kaum, abgesehen von Teal'c und später Vala, die sich erst "einleben" mussten. Auch das Privatleben blieb meistens außen vor, das Team schien für die Rettung der Welt zu leben und zu arbeiten. Wegen der tollen Hauptfiguren und -darsteller hat mich das aber nie wirklich gestört; für gebrochene Helden und Leidenswege schaute ich dann eben Babylon 5. Die archetypische Figurenkonstellation von Stargate SG-1 wurde in der exzellenten Marionettenszene der 200. Jubiläumsepisode "200" (!) kongenial persifliert.

Der Hintergrund und die "Mythologie" der Serie wurden dagegen zunehmend umfangreicher und komplexer. Es gab häufig Rückverweise auf früherer Geschehnisse, oft wurden geborgene Technologien später mehrfach zum Einsatz gebracht (ganz im Gegensatz zu Star Trek) und alte Verbündete und Feinde tauchten wieder auf. Nur absolute Hardcore-Fans werden bei jeder Anspielung sofort wissen, auf welche Folgen und Ereignisse genau gerade Bezug genommen wird.

Hinzu kommt, dass die meisten Episoden, vor allem die aus dem Mittelteil der Serie mit allen Figuren der Urbesetzung, sehr logische und nachvollziehbare Geschichten erzählten. Stargate SG-1 war bestimmt nicht die visionärste SF-Serie, dazu war sie zu militärisch und bodenständig (menschliche Raumschiffe wurden erst spät entwickelt, die meisten außerirdischen Völker waren "dank" der Goa'uld Menschen auf niedrigerem Fortschrittsniveau), aber gerade deswegen glaubwürdig und unterhaltsam.

Abstieg

Mit dem Abschied von Hammond und vor allem O'Neill als Hauptfiguren nach der siebten bzw. achten Staffel baute die Serie sichtbar ab. Innerhalb der vielen Jahre wurde einfach schon fast alles thematisiert, was im Stargate-Universum denkbar ist, viele neuen Folgen waren daher einfallslos, vorhersehbar, Wiederholungen traten auf (auch wenn dies meist gesagt wurde: "Erinnern Sie sich an P3X-0815? Genau das passiert hier!") und nicht wenige Folgen holperten serienuntypisch leider arg unlogisch vor sich hin. Bezeichnenderweise war die beste und vor allem witzigste Episode dieser Endzeit die oben erwähnte "200", eine nahezu völlig von der realen Serienhandlung losgelöste Ansammlung von Einzelszenen.

Auch die neuen Protagonisten Cameron Mitchell und Vala Mal Doran störten besonders zu Beginn ihres Auftretens in der Serie sehr: Mitchell schien eine blasse O'Neill-Kopie, Vala war extrem nervig und "aggressiv" witzig (Hank Landry fiel nie besonders auf). Dies legte sich bis zum Ende der Serie zum Glück alles ein wenig, die Atmosphäre des ursprünglichen SG-1-Teams stellte sich jedoch nur noch ganz selten wieder ein.

Den Qualitätsverlust kann man auch ganz klar an der Spin-off-Serie Stargate Atlantis erkennen, die 2004 zur achten SG-1-Staffel startete und parallel zur Hauptserie verläuft. In der weit entfernten Pegasus-Galaxie übernimmt die Menschheit die Antikerstadt Atlantis, muss sich aber gegen einen neuen, mächtigen Feind erwehren: Die Wraith. Leider ist "SGA" in meinen Augen nur solide Kost, denn die Geschichten sind genauso schwach und uninspiriert wie zur selben Zeit bei SG-1 (für beide Serien reichten die Ideen offensichtlich nicht). Atlantis kommt nie als große Stadt rüber, die vampirischen Wraith als Goa'uld-Ersatz sind schrecklich einfallslos (nur deren dezent organische Schiffe überzeugen), die Hauptfiguren sind überhöhte Abziehbilder der SG-1-Mitglieder. Einzig die Internationalität der Atlantis-Besatzung ist positiv, im Kernteam sind aber dann doch nur Amerikaner, Kanadier, Amerikaner, Schotten, Amerikaner und außerirdische Teal'c-Nachmacher.

"Ba'als letztes Gefecht"

In der vorletzten SG-1-Episode kehrte die Ori-Anführerin Adria mit einer neuen Streitmacht zurück, geriet aber in Ba'als Hände. Dieser missbrauchte sie als Wirt für sich, um so die Armeen der Ori unter seine Kontrolle zu bringen (etwas unglaubwürdig, da Adria kein gewöhnlicher Mensch ist und sich ihr Geist wohl nicht so leicht unterdrücken lässt). Doch SG-1 war wieder einmal cleverer und konnte Adria/Ba'al schnell auffinden und gefangennehmen. Ein Symbiont der Tokra - hey, die traten auch mal wieder auf - sollte Ba'al ersetzen, doch in der riskanten Operation verstarb dessen Symbiont. Ist Ba'al, der zuvor scheinbar alle seine Klone umbrachte, damit endgültig tot...? Aber auch Adria lag im Sterben, konnte sich jedoch in einer packend inszenierten Szene noch einmal kurzzeitig erholen und schließlich durch ihren Tod zu einem höheren Wesen aufsteigen: Sie wurde zu einer Ori, und wenn durch Merlins Waffe tatsächlich alle Ori einige Folgen zuvor umgebracht wurden, verfügt sie jetzt über deren gesammelte Kräfte...

"Endlosigkeit"

In der letzten Episode folgt SG-1 dann einer Einladung der Asgard - noch ein Wiedersehen - und reist mit dem Raumkreuzer Odyssey zu deren Heimatplaneten. Thor, ein alter Bekannter, erklärt, dass seine Rasse durch körperliche Degeneration infolge des andauernden Klonens bekanntlich dem Untergang geweiht ist und die Asgard dem nun durch Massenselbstmord zuvorkommen wollen. All ihr Wissen und ihre Technologie vermachen sie den Menschen und erklären die Tau'ri zur fünften Rasse.

Gerade als die Odyssey mit der ganzen Asgard-Technik ausgestattet wurde, erscheinen Ori-Schlachtschiffe. SG-1 und Co. fliehen nach einem kurzen Gefecht in den Hyperraum, während die Asgard ihren ganzen Planeten eindrucksvoll sprengen und damit nicht mehr existieren! (Kann der Suizid als liberaler Kommentar zur Sterbehilfe verstanden werden?)

Irgendwie schaffen es die Ori immer, der beschädigten Odyssey trotz mehrfacher Hyperraumsprünge zu folgen, denn die neue Asgard-Technologie hinterlässt eine leicht ortbare Energiesignatur. Eine Flucht scheint daher unmöglich, aber das unermesslich wertvolle Wissen der Asgard möchte niemand aufgeben. Ein Großteil der Odyssey-Besatzung wird daher auf einem Planeten mit Stargate ausgesetzt, während an Bord nur SG-1 und General Landry verbleiben. Als die Ori wieder auftauchen, kann das Schiff nur vor der Vernichtung durch einen nahenden Energiestrahl gerettet werden, indem Carter in letzter Sekunde eine Zeitblase errichtet - auf der Odyssey vergeht die Zeit nun unendlich langsamer!

Im Folgenden beginnt die Suche nach einem Ausweg aus der prekären Lage. Doch alle naheliegenden Möglichkeiten erweisen sich als nicht durchführbar. Somit beginnt ein jahrelanger Aufenthalt und erst nach über 50 Jahren - Landry ist mittlerweile an Bord verstorben - findet die greise Carter die Lösung: eine begrenzte Zeitreise! Jemand muss jedoch alt bleiben, damit der Plan gelingt. Teal'c meldet sich freiwillig, da er als Jaffa wesentlich länger lebt und trotz seiner nun über 150 Jahre fast so fit ist wie vor dem Eintritt in die Zeitblase. Am Ende kann die Zeit soweit zurückgedreht werden, dass die Odyssey dem Energiestrahl der Ori entkommt und außerdem die verräterische Energiesignatur abgeschaltet wird. SG-1 hat das Wissen der Asgard für die Menschheit gerettet, Teal'c ist "alt" geblieben und schweigt über die für die anderen nie passierten 50 Jahre. Am Ende steht das Team vor dem Sternentor, tauscht noch ein paar Sinnsprüche aus und geht hindurch. The journey continues...

Da habe ich mir als letzte Folge aber deutlich mehr gewünscht! Als Einzelepisode ist "Endlosigkeit" sehr gut, auch wenn Zeitblasen und das Altern von Charakteren schon mehrmals vorkamen. Und das Zurückdrehen der Zeit zusammen mit dem eingeführten Materietransformator (a.k.a. Replikator) kratzt schon ziemlich an Star Trek - Zeitreisen funktionieren einfach in den meisten Serien nicht, auch nicht in Stargate (man denke an die Folge "1969")!

Während an Bord die Jahre vergehen und dies durch längere, von stimmungsvoller Musik untermalten Einstellungen visualisiert wird, entsteht immerhin eine wohlige Atmosphäre. Man kann die verrinnenden Jahre durchaus als Selbstreferenz auf die Laufzeit der Serie selbst sehen: Die Darsteller sind älter geworden und auch die langjährigen Zuschauer. Etwas unglaubwürdig empfand ich, dass die sechs, später fünf Personen nicht irgendwann verrückt geworden sind. 50 Jahre lang hocken die zusammen auf einem Raumschiff, essen scheinbar jeden Tag gemeinsam und nur Vala und Daniel finden dort früh zueinander und bleiben bis zum Ende ein Paar. Immerhin hat Mitchell einmal einen Ausraster und demoliert seine Koje.

Als Abschluss solch einer langjährigen Serie ist das alles jedoch ziemlich unbefriedigend. Ich hätte mir eine andere Geschichte gewünscht, in der auch Hammond und O'Neill noch einmal vorkommen. Nicht einmal der Ori-Handlungsbogen wurde zu einem richtigen Ende gebracht. Die Serie ist auch nicht mittendrin abgesetzt worden, die Macher hatten genug Zeit alles vernünftig zu beenden. Da aber auch angekündigt wurde, in Zukunft SG-1-Fernsehfilme zu machen, hat man sich wohl dafür entschieden, nicht zu viele Stränge zu kappen. Die Ori-Handlung wird beispielsweise in The Ark of Truth (2007) abgeschlossen, während der zweite bisher gedrehte Film Continuum (2007) sich leider auf Zeitreisen einlässt!

Ein radikaler Schnitt - es muss ja nicht gleich so unumkehrbar wie bei Babylon 5 sein - stand anscheinend nie zur Debatte, sicher auch im Hinblick auf die Spin-offs: Samantha Carter übernimmt in Stargate Atlantis in der vierten Staffel dort das Kommando, löst also Elizabeth Weir ab, und 2008 soll eine dritter Serienableger mit stärkeren Unterschieden zu SG-1 als Atlantis folgen: Stargate Universe...

Stargate SG-1
USA/CDN 1997-2007 | IMDb
Produzenten: Brad Wright, Robert C. Cooper, Richard Dean Anderson u.a.
Regie: Peter DeLuise, Martin Wood, Andy Mikita u.a.
Buch: Robert C. Cooper, Joseph Mallozzi, Paul Mullie, Brad Wright, Damian Kindler u.a.
Darsteller: Richard Dean Anderson, Michael Shanks, Amanda Tapping, Christopher Judge, Don S. Davis, Ben Browder, Claudia Black, Beau Bridges u.a.

Updates: Kleinere Berichtigungen und Ergänzungen sowie formale Ausbesserungen.

Samstag, 8. September 2007

28 Weeks Later

Fünf Jahre nachdem Danny Boyle in 28 Days Later den Zombies das Rennen beigebracht hatte (okay, eigentlich waren es keine echten Untoten), läuft nun die Fortsetzung 28 Weeks Later in den Kinos.

Der hochansteckende Virus, der jeden in eine rasende, blutrünstige Bestie verwandelt, hat ganz Großbritannien entvölkert, jetzt beginnt die Wiederbesiedelung der Insel unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen. Doch ausgestorben ist die Infektion natürlich noch nicht...

Die Einleitung des Films ähnelt der des Dawn of the Dead-Remakes: Nach einem beschaulichen Beginn bricht die Hölle los! Zwar wackelt bei 28 Weeks Later leider die Kamera sehr oft hektisch herum, aber zusammen mit der immer treibenderen Musik wird man geradezu mitgerissen.

Dann gibt's einen kleinen Zeitsprung und der Film macht eine Vollbremsung, um ein paar Charaktere einzuführen. Bald darauf wird die Geschichte durch die selten dämlichen Handlungen der beiden Kinder in Gang gebracht; leider wird dies nicht die letzte unlogische und schwer nachvollziehbare Wendung im Film bleiben!
Denn nachdem die Seuche erneut ausgebrochen ist, wechselt sich eine harte Actionszene mit einer dümmlichen Aktion ab, um daraus mehr Action im menschenleeren London zeigen zu können usw. usf.

Dabei ist hervorzuheben, dass der Film eine überraschende Härte aufweist: Blut kotzen ist Standard, aber dass sowohl Zombies als auch Passanten (!) umgenietet, verbrannt und vergast werden, erstaunt schon einigermaßen. Es ist also ordentlich was los auf der Leinwand, nur trübt der löchrig-unlogische Handlungsverlauf den Spaß nicht unwesentlich. [3/5]

28 Weeks Later
GB 2007 | IMDb | OFDb
Regie: Juan Carlos Fresnadillo
Buch: Rowan Joffe, Juan Carlos Fresnadillo
Darsteller: Robert Carlyle, Jeremy Renner, Imogen Poots, Catherine McCormack u.a.

Samstag, 1. September 2007

Fantasy Filmfest 2007

Genau vor der Games Convention in Leipzig gastiert das Fantasy Filmfest in Hamburg, das ich seit 1999 besuche. Die Zeiten, in denen fünf Filme am Stück (!) geschaut wurden, sind jedoch schon lange vorbei, dieses Jahr gab's insgesamt sogar nur fünf Filme.

Botched von Kit Ryan (GB 2007) - Fr., 17.08., 23:30

Ein schnörkelloser No-Brainer: Nach wenigen Spielminuten sind die Protagonisten schon in der 13. Etage eines russischen Hochhauses gefangen und werden von einem wahnsinnigen Möchtegern-Ivan-der-Schreckliche (oder Aragorn-Verschnitt) gejagt.
Es folgt eine muntere Verfolgungsjagd durch trostlose Gänge, immer bedroht durch Schwertschwinger Ivan und seinen tödlichen Fallen... Amüsante Dialoge, surreale Szenen und spaßiger Splatter kommen ebenfalls vor, insofern ist Botched einfach sehr unterhaltsam. [4/5]

Get Shorty - Sa., 18.08., 17:00

Das diesjährige Kurzfilmprogramm hatte neun Werke im Angebot, die jedoch leider größtenteils eher durchwachsen waren. Wenn die filmische Umsetzung und Inszenierung gelang, war der Inhalt dagegen schwach.
Am schlimmsten der Auftakt mit dem französischen Kiss and Death ('07, von Guillaume Aurousseau): Trotz netter Bilder einfach zu lang, während auch ungefähr gar nix passierte.
The Handyman (USA '07, von Simon Rumley) mit Greta Scacchi bot keine Überraschungen in einer lahmen Geschichte, Sprössling (D '06, von Anne Breymann) ist ein nettes Stop-Motion-Filmchen, leider auch zum Ende recht vorhersehbar.
Little Brats (F '06, von Pierre-Louis Levacher) zeigte - offscreen - polititisch-unkorrekte, aber unernste Zerlegung von aufmüpfigen Kindern. Im schwarz-weißen The Listening Dead (USA '06, von Phil Mucci) hilft ein Geist einem Komponisten gegen dessen nervige Frau - stilistisch gut gemacht!
Der spanische Happy Birthday 2 You ('06, von David Alcalde) war der härteste Kurzfilm, düster und mit bösem Ende. Guilt (USA '05, von Bill Oliver) scheint zu Beginn fröhlicher, schließt aber auch sehr bitter ab.
Im netten Itsy Bitsy (USA '06, von David May) jagt ein Paar eine CGI-Riesenspinne, während der ruhige und schön gefilmte Little Lise (DK '05, von Benjamin Holmsteen) leider mit einer vorhersehbaren Ende "überrascht".

Fido von Andrew Currie (CDN 2006) - So., 19.08., 21:15

Eine humorvolle Variante des Zombie-Themas: In einer braven Welt der 1950er Jahre sind Zombies als Arbeitssklaven allgegenwärtig, nur hin und wieder trüben amoklaufende Untote die perfekte Vorstadtfassade. Hausfrau Carrie-Anne Moss schaft sich auch einen Zombie als Hilfe an, mit dem sich ihr einsamer Sohn alsbald anfreundet...
Nach längerer Anlaufzeit entwickelt sich ein recht fieses Abenteuer, dessen Witz oft zwischen den Zeilen hervorkriecht. Allzu blutig wird's aber nicht, dazu ist Fido doch zu mainstreamig, aber sympathisch. [4/5]

End of the Line von Maurice Devereaux (CDN 2006) - Di., 21.08., 19:00

Ein U-Bahn-Film: Kontroll oder doch Creep-Müll? Zu Beginn kommen die obligatorischen Schockeffekte (vorhersehbar, aber trotzdem packend), doch dann schwenkt der Film eher auf die psychologische Schiene ein. Sektenanhänger bekommen das Ende der Welt mitgeteilt und sollen noch möglichst viele Ungläubige "erretten", also mal schnell umbringen. Die Figuren - auch die Schurken - werden erstaunlich vielseitig gezeichnet, zudem sind manche Szenen ziemlich harter Tobak. Eine hirnlose Metzelorgie ist End of the Line nie (aber schon eine Metzelorgie). Und das Ende, ja, das ist brilliant! [5/5]

The Signal von David Bruckner, Dan Bush und Jacob Gentry (USA 2007) - Di., 21.08., 21:15

Positive Überraschung, Teil zwei. Zu Beginn wurde vom Veranstalter noch erklärt, dass der Film momentan in einem Rechtsstreit wegen der Filmmusik liegt und sicher noch etwas entschärft werden wird. Das klingt doch gut, da fühlt man sich gleich exklusiver.
Ein allgegenwärtiges Signal setzt moralische Schranken außer Kraft und verwandelt die Menschen in rasende Gewalttäter. Der Film beleuchtet die Erlebnisse von einigen Personen in drei Teilen, jeder von einem anderen Regisseur inszeniert, wodurch im Verlauf tolle Perspektivwechsel entstehen. Die hervorragende Inszenierung, einige aberwitzigen Szenen plus brutaler Ausbrüche erstaunen, nur das Ende zieht sich leider etwas hin. [4/5]

Alles in allem hat sich das FFF wieder gelohnt; die Filme, die ich gesehen habe, waren überraschend gut oder anders als erwartet (abgesehen von Get Shorty). Festivalatmosphäre kommt im CinemaxX natürlich nicht auf, dafür sieht man viele Gesichter aus den letzten Jahren. Und Bela B. war auch erneut am Start (wer zu spät kommt, muss eben ganz vorne außen sitzen - oder bessere Solo-Alben aufnehmen).

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