Schon wieder ist ein Jahr und bereits fast der neue Januar um - Zeit also für meinen multimedialen Rückblick auf die vergangenen zwölf Monate.
Spiele 2013
Die aufgeladene Debatte um Sexismus unter Videospiele(r)n verfolgte ich nur peripher, obschon es traurig ist, dass dies immer noch ein Problem darstellt. Beunruhigend empfand ich den Trend, dass in Free-to-Play-Titeln Microtransactions nicht nur teils unverschämt teuer sind (
PlanetSide 2,
Warframe), sondern auch langsam in Vollpreisspiele hineinschwappen. Die prominenten Beispiele wie
Dead Space 3 oder jüngst
Forza Motorsport 5 habe ich aber allesamt nicht gespielt. Aus demselben Grund wurde ich von unfertigen Konsolenspielen und sich endlos hinziehenden Patch-Orgien verschont (bspw.
Battlefield 4 oder
Batman: Arkham Origins, bei letzterem wurde der 10h-Spielstand meines inaktiven Mitautors Damnlord zerschossen).
Der "Skandal" um YouTubes neue Haltung gegenüber Let's-Play-Videos passte perfekt zu Googles Strategie der letzten Jahre, ihre Angebote zunehmend einzuzäunen, zu zentralisieren und zu monetarisieren. Wesentlich unterhaltsamer war Microsofts katastrophale Konzeption wie auch Außendarstellung der Xbox One. Dass ein Weltkonzern so unbeholfen und blind agieren kann, hätte ich nicht für möglich gehalten, und dies mündete (immerhin) in der "Xbox One-Eighty". Trotzdem fühle ich mich weiterhin zur PS4 hingezogen, doch sind Pflichtkäufe auf beiden neuen Geräten bisher Mangelware und es müssen noch einige Funktionen der nun alten Konsolen nachgerüstet werden.
Der alteingesessene Publisher THQ wurde abgewickelt, die meisten Spielemarken kamen aber anderweitig unter und jetzt bleibt abzuwarten, was daraus im Einzelfall entstehen wird. Trauriger war für mich der Bankrott vom Entwicklerstudio TimeGate, da ich die Mehrspieler-Action deren
Section 8-Reihe sehr mochte. Und bezüglich Abschied: Ich kündigte mein langjähriges
GamePro-Abonnement. Der Mehrwert für zahlende Kunden wurde immer überschaubarer, weil zu viele Artikel für jeden online zugänglich waren. Somit lese ich aus der Games-Sparte kein Printmagazin mehr regelmäßig. Vielleicht trenne ich mich dann demnächst auch von der Zeitschriftensammlung...
Ich spielte 2013 für meine Verhältnisse ziemlich viele Spiele zumindest an, aber schrieb dazu nicht so viel wie geplant. Und es waren überwiegend Indie-Titel oder ältere Spiele; den aktuellen Mainstream/AAA-Bereich, der sich abgesehen von einigen großen "Abschiedstiteln" im Übergang zur nächsten Generation befand, habe ich quasi komplett ausgelassen. Dafür explodierte der Indie-Sektor weiterhin und man wartet gespannt, was dieses Jahr tatsächlich aus vielversprechenden Crowdfunding-Kampagnen entstehen wird. Und dank "Early Access" verschwimmt zudem das genaue Erscheinungsdatum eines Spiels, auch wenn mich die Schwemme an unvollständigen Alpha-Versionen auf Steam eher nervt.
Spiele des Jahres
Der POLYGON, die Wahl der Lieblingsspiele deutscher Blogger, scheint nicht mehr stattzufinden (
hier eine Übersicht diverser Game-of-the-Year-Liste), aber ich behalte das Prinzip bei: Es folgen die Spiele, die mich 2013 unabhängig vom Erscheinungsjahr am meisten umtrieben.
BioShock Infinite (360 2013):
BioShock war erzählerisch eines der wichtigsten Spiele der letzten Jahre und dies befeuert als auch behindert den Nachfolger
Infinite. Der aufmerksame Spieler erhält nach und nach immer mehr Informationen über die fantastische und fremde Welt der fliegenden Stadt Columbia. Doch wer sich darüber keine Gedanken machen mag, hat bei der hochkomplexen und, äh, abgehobenen Auflösung dann das Nachsehen.
BioShock war da fokussierter und geschlossener, weil die unterseeische Metropole Rapture bereits, äh, untergegangen war. In Columbia tobt dagegen das "normale" Leben und dies vermag
BioShock Infinite mit starren Figuren und wenig abwechslungsreichen Begegnungen kaum darzustellen. Hinzu kommt auf der Xbox 360 eine limitierte Technik, die mit manch mäßigen Texturen und kantigen Modellen dem tollen Design im Weg steht. Spielerisch waren die
BioShock-Titel nie so gut wie ihre Geschichten und Welten, dies trifft ebenso auf
Infinite zu: Einige Elemente wirken unausgegoren oder beschnitten, besonders wenn man frühere Ankündigungen bedenkt. Aber die spielerische Erfahrung hängt auch stark vom Spieler ab. Ich hatte - im Gegensatz zum Erstling - große Lust, alle Waffen und Kräfte auszuprobieren und zu kombinieren, wodurch die oft kritisierten und sehr zahlreichen Schießereien mir fast so viel Spaß machten wie über die Handlung nachzudenken.
Brothers - A Tale of Two Sons (PC 2013): "Das Licht und die Landschaften, der Stein und die Schluchten, der Verfall und das Vertrauen", so
twitterte ich etwas gestelzt. Mit einfachen Stilmitteln entfaltet sich eine wunderschöne Welt, an dessen Säulen aber der Tod zu nagen scheint. Zwei Brüder begeben sich wort- und furchtlos auf eine Reise, um ihren Vater zu retten, und nehmen den Spieler dabei mit. Dieser steuert beide Figuren gleichzeitig mit bloß je Analogstick und einer Taste - genug für abwechslungsreiche, doch selten schwierige Herausforderungen. Der Weg ist das Ziel, weswegen einige Wendungen auch nicht allzu überraschen, dafür einen ablenken und man unverhofft vom besten Spielmoment des Jahres getroffen wird! (Ich wollte einen Text zu
Brothers schreiben, doch wie so oft ist der nicht über Stichworte hinausgekommen.)
Drakensang: Am Fluss der Zeit (PC 2010): Aventurien, eine klassische Rollenspielwelt in verträumter Grafik, Helden mit genügend Persönlichkeit und Quests, deren Geschichten schön an Pen&Paper-Abenteuer erinnern. Aber das unnötig sperrige
Das Schwarze Auge-Regelwerk und dadurch durchwachsene Kämpfe, lahmes Laufen auf langen Wegen sowie eine störrische Kamera. Je nachdem, ob die positiven oder negativen Eigenschaften überwogen, spielte ich viel oder machte Pausen. Seit mehreren Wochen ist letzteres der Fall, kurz vor dem wahrscheinlichen Höhepunkt der mäßig spannenden Haupthandlung.
Driftmoon (PC 2013): Sehr unterhaltsam und mit einem gelungenen "Flow", eine nachdrückliche Empfehlung für Freunde etwas seichterer und textlastigerer Rollenspiele! (
Mehr...)
Dust: An Elysian Tail (PC 2013): Wenn man bedenkt, dass dieses Spiel in langjähriger Arbeit weitgehend von Entwickler Dean Dodrill alleine erschaffen wurde, kann man in Ehrfurcht erstarren. Trotz
Furry-Figuren ist
Dust ein wunderschöner und umfangreicher, wenn auch nicht übermäßig komplexer Vertreter des Metroidvania-Subgenres mit fantastischen 2D-Welten: Viele echte Animationen - nicht bloß rotierende Gliedmaßen -, hochauflösende Grafiken und tolle Effekte. Mich hatte das Spiel allein dadurch überzeugt, dass die recht fantasievollen Gegner nicht nur in der Landschaft herumstehen, sondern im Hintergrund deren Camps zu sehen sind. Die Kämpfe sehen eindrucksvoll aus, werden jedoch schnell unübersichtlich. Zum Glück sind sie nicht allzu herausfordernd, da der titelgebende Spielercharakter sehr agil und wehrhaft ist (
Button mashing kann man dem Kampfsystem aber nicht ganz absprechen). Ich bin kurz vor dem Finale und suche aktuell die letzten versteckten Schätze.
Saints Row: The Third (PC 2011): Ein beinahe perfekt spielbarer Open-World-Wahnwitz ohne die Schizophrenie eines
Grand Theft Auto (aber auch ohne dessen Detailreichtum). Weil sofort von 0 auf 100 beschleunigt wird, nutzt sich die bekloppte Zügellosigkeit mit der Zeit jedoch ab.
The Witcher 2 - Assassins of Kings: Enhanced Edition (PC 2012): Ein außergewöhnliches Rollenspiel mit einer interessanten Fantasy-Welt, tollen Figuren, verzwickten Geschichten und den wahrscheinlich besten Dialogen des Genres. (
Mehr...)
Tomb Raider: Anniversary (PC 2007): Das Remake des von mir nie gespielten legendären Originals fesselt mit dem Erkunden und Erklimmen von teils weitläufigen Höhlen und Tempeln. Die Charaktermodelle wie auch die Präsentation der kümmerlichen Geschichte sind grafisch veraltet, die Umgebungen sehen dank gut entworfener Texturen immer noch sehr atmosphärisch aus. Die Kamera ist etwas zickig und besonders zum Ende zerren die Feuerkämpfe gegen Gegnerhorden an den Nerven. Wenn Lara Croft erforscht, ist die Welt noch in Ordnung.
Waking Mars (PC 2012): Ein meditativ-explorativer Trip, dahinfließend, friedfertig, stressfrei und eine der schönsten Reisen auf einen anderen Planeten! (
Mehr...)
Mehrspieler
Obwohl ich die Microtransactions kritisierte, hielt mich
PlanetSide 2 mit seinem konkurrenzlosen Schlachtengefühl auch 2013 bei Laune. Gebt mir eine Sanitäter- oder Ingenieursklasse und ich bin dabei (weil ich zu schlecht beim Zielen mit der Maus bin)! Neu eingestiegen war ich in
Warframe, an dessen Grafikdesign ich mich erst gewöhnen musste. Aber die kooperativen Runden zu viert gegen feindliche Aliens lassen sich flüssig spielen, bieten Nah- und Fernkampf und packen einen mit "Looten und Leveln". Um überteuerten Echtgeldkäufen aus dem Weg zu gehen, droht jedoch Grinding, und das Interface bzw. die Informationsvermittlung sind immer noch verbesserungswürdig. Das 2D-Jump&Shoot
Gun Monkeys für zwei Spieler war leider kein großer kommerzieller Erfolg, bietet dafür trotz manchmal schwammig wirkender Steuerung viel Spaß und Spannung. Wiederentdeckt habe ich
Frozen Synapse, aber um dort erfolgreich zu sein (was ich war :-), muss man viel Zeit in die Planung seiner Spielzüge stecken. Da ist das vom Spielprinzip ähnliche und an
Robo Rally erinnernde
Clairvoyance simpler und entsprechend schneller. Und in eine nicht mehr für möglich gehaltene Sucht trieb den Damnlord und mich das fantastische
Might & Magic: Clash of Heroes.
Welche Spiele warum fehlen
The Last of Us, weil ich keine Sony-Hardware besitze.
Super Mario 3D World und
The Legend of Zelda: A Link Between Worlds, weil ich keine aktuelle Nintendo-Hardware besitze.
Grand Theft Auto V, weil ich damals zu
GTA4 gar keinen Zugang gefunden hatte und 2013 lieber
Saints Row spielte -
The Third, nicht den vierten Teil.
Tomb Raider, weil ich lieber das
Anniversary-Remake des Originals nachholte (und da war gerade das Schießen der Schwachpunkt).
XCOM: Enemy Within und
Metro: Last Light, weil die Hauptspiele immer noch nicht von mir begonnen worden sind.
Assassin's Creed IV: Black Flag, weil das Piratenspiel weiterhin Animus-Quatsch beinhaltet.
Gone Home,
The Stanley Parable und
Papers, Please, weil ich für diese ungewöhnlichen Titel noch keine Muße gefunden habe.
Far Cry 3: Blood Dragon, weil die Werbekampagne und die 80er-Atmosphäre besser waren als das eher kontraproduktive Open-World-Gameplay.
Call of Juarez: Gunslinger, weil ich es erst zum Jahresende als mein vielleicht letztes Xbox-360-Spiel gekauft hatte.
Monaco - What's Yours Is Mine, weil ich das Einbrechen zwar interessant, aber viel zu hektisch und die artifizielle Pixeloptik zu schwer zu lesen fand.
Kentucky Road Zero,
The Walking Dead: Season Two und
The Wolf Among Us, weil bisher nicht alle Episoden erschienen sind (
400 Days von
TWD war eher "Business as usual"). Rogue(like)likes wie
Spelunky oder
Rogue Legacy, weil es Roguelikes sind.
State of Decay, weil ich träge wie ein Zombie bin.
Spiele, die ich letztes Jahr als fehlend oder interessant aufführte: 12 Stück
Spiele, die ich davon mittlerweile gespielt habe: 2 Stück
An
Brett- und Rollenspielen war 2013 bei mir einmal mehr ein verlorenes Jahr, dafür verlängern sich meine entsprechenden Merklisten ins Bodenlose. Mit
ein paar Podcasts bleibe ich in der RPG-Szene immerhin halbwegs auf dem Laufenden. Und zwischen den Jahren konnte ich einige Runden des empfehlenswerten
Würfel Bohnanza spielen, das kleine Ideen gekonnt verbindet.
Serien 2013
Ich habe eine Vielzahl von Serien gesehen, die ich nicht alle hier aufzählen werde. Oft waren neue Staffeln zwar unterhaltsam, aber Gewöhnung stellte sich trotzdem ein. Darüber erhaben waren
Game of Thrones und natürlich
Breaking Bad, das epochal zu Ende ging. Auch
Being Human (UK) und
Misfits fanden starke Abschlüsse, während
Fringe sich durchquälte, leider.
Die absolute Enttäuschung, erst recht im Vergleich zu
Breaking Bad, war aber die letzte Staffel von
Dexter. Eine bizarre, lustlose und unfreiwillig komische Abfolge von Szenen und Wendungen - immerhin hätte die finale Episode noch schlechter werden können.
Die Krise der nordamerikanischen Phantastik schwelt weiterhin:
Revolution und
Falling Skies bleiben ambitionslose Shows mit zumindest leichten Aufwärtstendenzen,
The Walking Dead wird immer noch überschätzt.
Continuum und
Lost Girl sind stets unterhaltsam, aber besonders letzteres erzählerisch fahrig. Das recht nette
Defiance ist wie viele der erwähnten Serien zu wenig Science-Fiction. Ernüchternd bis lächerlich gerieten Neustart-Totalausfälle wie
Siberia,
The Tomorrow People und
Under the Dome.
Überzeugende frische Serien und auch meine
Highlights des Jahres sind dagegen das düstere
Rogue mit Thandie Newton als Undercover-Polizistin sowie das harte
Banshee über einen Undercover-Verbrecher (Antony Starr), beides mitgenommene Figuren. Hervorzuheben wären noch das skurrile
Utopia und die atmosphärischen
Vikings. Mit Einschränkungen funktionierten
Ray Donovan und
The Americans als Minidramen, da wird es jedoch spannend, ob die kommende Staffeln überhaupt das Niveau halten können (dies droht auch
Banshee). Im von mir wenig frequentierten Comedy-Bereich stachen das alberne
Brooklyn Nine-Nine hervor sowie die beeindruckende "Dramedy"
Orange is the new Black.
Andere viel gelobte, aber (immer noch) nicht gesehene Serien:
Boardwalk Empire,
Hannibal,
House of Cards,
The Good Wife und die vierte Staffel von
Engrenages (
Spiral). Vielleicht eine zweite Chance bekommen
Bates Motel und
Sons of Anarchy.
Filme 2013
Nachdem vorletztes Jahr das Filmmagazin
Schnitt sowohl gedruckt als auch später digital eingestellt wurde, erwischte es 2013 meine Lieblingszeitschrift
Splatting Image. Die erschien nur noch als PDF, aber das Lesen am Bildschirm ohne Tablet war äußerst mühsam. Dann wurde zum Jahresende eine Auszeit verkündet, um einen "Relaunch" in 2014 vorzubereiten...
Zur Mitte des Jahres nahm mein Interesse und mein Konsum an Spielfilmen deutlich ab, was auch am seitdem brachliegenden Zweitblog
Zelluloidfreaks ersichtlich wird. Kinobesuche waren sehr rar und ich verpasste selbst die Werke von liebgewonnenen Filmschaffenden wie Edgar Wright und Simon Pegg (
The World's End), Neill Blomkamp (
Elysium), Nicolas Winding Refn (
Only God Forgives) oder Park Chan-wook (
Stoker). Außergewöhnliches, Exotisches oder die allermeisten Filme auf
einschlägigen Bestenlisten des letzten Jahres habe ich nicht gesehen.
Quentin Tarantinos
Django Unchained war unterhaltsam, aber uninspiriert. Guillermo del Toros herrlich infantile Roboter-gegen-Monster-Schlacht
Pacific Rim verhedderte sich im Zwischenmenschlichen (ich hoffe sehr auf Gareth Edwards'
Godzilla). Und J.J. Abrams'
Star Trek Into Darkness war zwar gelungener als befürchtet, doch kann ich den Zuspruch für seinen Reboot des SF-Klassikers weiterhin nur bedingt nachvollziehen. Ohne Frage beeindruckend gelang Kathryn Bigelow die Aufarbeitung der Bin-Laden-Jagd in
Zero Dark Thirty, wirkte auf mich trotzdem zu angepasst. Ich kann also keinen Film des Jahres benennen.
Musik 2013
Im vorletzten Jahr hatte ich einige Singles und Alben bis zum Exzess gehört - dies wiederholte sich nicht. Stattdessen verzerrter Rock mit Deap Vallys Debüt
Sistrionix, Synthie-Kaskaden mit Kavinskys überfälligem Longplayer
Outrun, sphärische Klangwelten auf
Yugen von Koreless und düster waberndes Schwermetall mit Windhands
Soma.
Sehr positiv überrascht wurde ich vom deutschsprachigen Hip-Hop. Prezidents erste kaufbare Platte
Kunst ist eine besitzergreifende Geliebte überragt im Storytelling-Fluss, ist mir inhaltlich jedoch etwas zu oft Einführung in seinen "Whiskeyrap".
Blausicht von Gerard verlangt eine Gewöhnungsphase an seinen Flow und die pathetischen Refrains, bietet aber tolle Elektrobeats. Cr7z hingegen fällt mit
An7ma musikalisch weniger auf, dafür positioniert er sich als eine Art Hardcore-Curse. Alle drei Alben behandeln eindrücklich die undeutliche Zukunft der aktuellen Generation um die 30 Jahre, treffen oft zielgenau die Lebenswirklichkeit und hängen zwischen nüchterner Resignation und selbstsicherer Hoffnung. Davon ist auf Grim104s selbstbetitelter EP
Grim104 nichts zu spüren, hier herrscht bei mäanderndem Sound die assoziativ artikulierte wütende Leere einer desillusionierten Jugend.
Netz & Politik 2013
Die Blase von freien und freiheitlichen Kommunikationstechnologien zerplatzte durch Edward Snowdens anhaltenden NSA-Enthüllungen, die mein Vertrauen in demokratische Staaten durchaus erschütterten. Ob das Internets, so wie wir es kennen, 2014 untergehen wird? Aufgerieben zwischen maßloser Überwachung, Terrorparanoia,
phlegmatischer Politik einer zu großen Koalition und staatlichem Misstrauen gegenüber den Bürgern einerseits sowie kommerzieller Unterwanderung und Entmündigung der Kunden andererseits (Abschaffung von Flatrates und Netzneutralität, Wiederkehr von rigidem DRM)?
Nicht so stark, doch trotzdem enttäuscht wurde ich vom "generalüberholten" Browser
Opera. Die Freude, dass die zwar nicht schlechte, aber öfters inkompatible Render-Engine ausgetauscht werden würde, verflog schlagartig, als im Juli
Opera 15 erschien: Ein
Chrome-Klon ohne jegliche Features - bis heute gibt es nicht einmal Lesezeichen! Der integrierte Mail-Client wurde natürlich auch gestrichen (zusammen mit RSS-Unterstützung), aber immerhin als
Opera Mail ausgegliedert. Und seitdem nicht mehr aktualisiert... Mir ist absolut unverständlich, wie man
Opera, der sich mit vielen klugen Ideen und fortgeschrittenen Funktionen klar an Power-User richtete, derart entschlacken konnte und seither bloß im Schneckentempo ein paar Dinge nachrüstet. Einen Wechsel auf den überflüssigen Browser kann ich mir aktuell nicht vorstellen und werde Version 12 so lange nutzen wie möglich. Dazu leider passend verstarb zur Jahreswende unerwartet der Betreiber der
bedeutendsten deutschen Opera-Community, was das Aus für das Forum bedeutet.
Immerhin eine positive Entwicklung: Voller Überzeugung spiele ich meine Musik weiterhin aus der lokalen Bibliothek ab und habe endlich in
MusicBee einen adäquaten Ersatz für den seit Jahren sterbenden
musikCube gefunden.